Brahms-Requiem: Musik des Trostes
Die Musiker beim Einzug in die Kirche. Foto: Jonas Wormslev
Konzert in Bad Wiessee
Im Rahmen der Tegernseer Woche wurde in der St. Antonius Kirche in Bad Wiessee „Op. 45 – Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms aufgeführt. Der Andrang war groß, doch das Gebotene sollte den vollbesetzten Rängen der Kirchenbänke in jeder Form gerecht werden.
Unter der Leitung von Sebastian Schober wirkten Chor und Orchester der Kantorei Tegernsee, der Palestrina Motettenchor Tegernsee sowie die Solisten Priska Eser als Sopran und Thomas Hamberger als Bariton zusammen. In dieser Konstellation gaben sie der siebenteiligen Komposition die nötige Ausdrucksstärke. Der Umfang an überaus verschiedenartigen Stimmungen innerhalb der Stücke wurde exzellent abgedeckt und kam in der Pfarrkirche akustisch stark zur Geltung.
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Brahms-Requiem für die Lebenden
Johannes Brahms zielte mit diesem Werk nicht darauf ab, die Vertonung für eine klassische Totenmesse zu kreieren. Stattdessen ist es eine Musik des Trostes für die Lebenden, was sich sowohl klanglich als auch textlich äußert. Nur manchmal wird von Dur in Moll-Tonleitern gewechselt. Der 1. Satz ist ebenso passend „Selig, die da Leid tragen“ betitelt.
Solch bedächtige, anmutige Stellen in der Komposition wie zu Beginn wechseln sich immer wieder teils unerwartet mit kurzen epischen und gewaltigen Passagen ab, die das Publikum mit ihrem machtvollen Charakter in ihren Bann ziehen und überwältigende Emotionen hervorrufen. Größtenteils vermag das Brahms-Requiem jedoch den Zuhörer mit ihrer Schönheit zu beeindrucken.
Chor und Orchester im 3. Satz, „Herr, lehre mich doch“. Foto: Jonas Wormslev
Werk der tiefgreifenden Klänge
Ein Beispiel hierfür ist der 5. Satz, „Ihr habt nun Traurigkeit“. In diesem stechen Streicher, Flöten und das Sopran-Solo Priska Esers besonders hervor. Die einzelnen Komponenten spielen perfekt zusammen, das Fundament aus warmen, fließenden Streicherakkorden paart sich mit den glanzvollen hohen Tönen von Flöten und Sopran. Teils deutlich ernster, aber auch feierlicher klingt der 3. Satz, „Herr, lehre mich doch“, in dem zum ersten Mal ein Bariton-Solo zu hören ist.
Imposante Macht
Stets bestechen der verschieden eingesetzte Tonartenwechsel, der große Ambitus und das das hervorragend abgestimmte Wechselspiel. Im zweiten Satz, „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ sowie dem 6., „Wir haben hie keine bleibende Statt“, in der das zweite Bariton-Solo zu hören ist, durchdringt der Klang von Chor und Orchester dann an mancher Stelle mit aller imposanten Macht durch die Kirche. Ein musikalisches Spektakel, das nicht alle Tage geboten wird und tiefe Eindrücke hinterlässt.
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