Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben

Im Paradies geht es heiter zu. Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Warngau

Der tosende Beifall zur Premiere ist verdient. Die Theaterbühne Warngau hat mir ihrer Inszenierung des Klassikers „Der Brandner Kaspar“ eine großartige Leistung erbracht, bei der alles stimmt. Und der Zuschauer erfährt, wie es wirklich im Paradies ausschauen könnte.

Wir sind irritiert. Normalerweise sind für uns immer Plätze ganz vorn an der Bühne im Saal des Gasthofs zur Post in Warngau reserviert, heute in der Mitte? Aber ein Rundumblick löst das Rätsel, wir sitzen genau in der Mitte zwischen zwei Bühnen. Diese aufwendige Gestaltung hatte die Theaterbühne Warngau schon einmal mit Erfolg vor fünf Jahren bei Ludwig Thomas „Josef Filser“ realisiert.

Beim Brandner Kaspar wird so das Leben im Himmel und auf der Erde zweigeteilt. In dem von Tom Winter gestalteten Doppelbühnenbild findet der 1. Akt zunächst auf die Vorbühne statt, auf der die schöne Tegernseer Berglandschaft eingeblendet ist. Hier erleidet der Brandner den Streifschuss, der ihn eigentlich schon in den Himmel bringen soll, denn der Boandlkramer schleicht geduckt umeinander.

Brandner Kaspar
Klaus Jandrey als Boandlkramer und Hubert Holzner als Brandner Kaspar beim Kerschgeist. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Geschichte von Franz von Kobell in der Bearbeitung von Kurt Wilhelm ist bekannt, wie der Brandner Kaspar jetzt den schwarzen Gesellen mit dem Kerschgeist beim Karteln übertölpelt und weitere Jahre für sich herausschindet. Unter der erfahrenen und kompetenten Regie von Hubert Holzner wird die Geschichte lebendig, humorvoll und mit Tiefgang serviert.

Die Szene in der Stube ist schauspielerisch ein Genuss. Hubert Holzner spielt den Brandner in seiner Bodenständigkeit und Schlitzohrigkeit überzeugend. Klaus Jandrey ist ein ständig kichernder und devoter Boandlkramer, der die Silben langzieht und damit seine Existenz aus einer anderen Welt zeigt, während im Hintergrund unablässig eine Uhr tickt.

Brandner Kaspar
Feierlaune im 3. Akt mit dem Pfarrer (Franz Spiegler) in der Mitte. Foto: Petra Kurbjuhn

Bayerische Feierstimmung vermittelt der 3. Akt, wobei das Bühnenbild genau den Biergarten vom Gasthof Zur Post wiedergibt. Karin Schwarzer spielt die Zuwiderwurzn Anna wieder einmal köstlich, nimmt sogar den Pfarrer (Franz Spiegler) huckepack, während Franziska und Balbina Hampel bei einem Ständchen auch ihre sängerischen Kompetenzen beweisen können. Mit Benedikt Holzner, der den Jäger Simmerl spielt, legen sie sogar einen Tanz auf die Bühne. Lucia Holzner ist die ernsthafte Marei und Hans Glockner jun. der Wilderer Flori.

Brandner Kaspar
Lucia Holzner und Benedikt Holzner. Foto: Petra Kurbjuhn

Die beiden Musikanten Hans Hinterholzer und Franz Kampfhammer, die die musikalische Pausengestaltung übernehmen, sind hier Bestandteil des Spiels und tragen Gstanzerl zur Unterhaltung bei. Dass es aber nicht nur um Spaß geht, zeigt der herumschleichende Boandlkramer und die Frage auf der Bühne, wie es denn im Paradies sein wird.

Das erfährt der Besuch im 4. Akt auf der zweiten Bühne, die eine zauberhafte Landschaft im Garten Eden zeigt. Hier tragen die Engel Lederhosen, denn es ist natürlich ein bairischer Himmel, der Preußenhimmel ist wo ganz anders. Nur leider erfährt Petrus (Klaus Beck), der Portner, im Paradies vom Geschäft vom Brander mit dem Boandlkramer und akzeptiert den Handel nicht, der schwarze Gesell muss zurück auf die Erde, sprich, auf die andere Bühne, um den Brandner nun doch zu holen.

Brandner Kaspar
Erzengel Michael (Andreas Beilhack), der Portner (Klaus Beck) und der Boandlkramer (Klaus Jandrey) (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Und fragt den Brandner, ob sich denn die Frist gelohnt habe. Eigentlich nicht, denn die Zeiten waren schlecht, aber er hängt noch immer am Leben, willigt aber ein, wenigstens einen Blick ins Paradies zu werfen, für eine Stunde, mit der Option es wieder verlassen zu dürfen. Jetzt müssen die beiden eilig den Übergang von der Erde zum Himmel, also von einer Bühne zur anderen absolvieren. Dabei hilft ihnen ihr aus dem Off übertragenes Gespräch.

Und so endet die Geschichte im Paradies, wo Erzengel Michael (Andreas Beilhack) energisch mit dem Schwert fuchtelt, wo man offensichtlich auf die lieben Verstorbenen trifft und wo tiefsinnig über das Leben auf der Erde reflektiert wird. Dort, wo die Menschen als gute Wesen zur Welt kommen und sich durch rücksichtslose Dummheit zu schlechten Menschen entwickeln. Wie also entscheidet sich der Brandner?

In der gelungenen Inszenierung spielen außerdem: Paul Manhart, Andreas Hainz, Maxi Taubenberger, Marcus Huber, Dominik Peraus.

Die weiteren Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Deshalb bietet die Theaterbühne Warngau Zusatzvorstellungen am 14. Januar um 14 Uhr und bei Bedarf am 21. Januar um 14 Uhr an. Karten gibt es bei Auto Schwarzer in Reitham und online unter www.theaterbuehne-warngau.de.

Hier finden Sie den Artikel über die vorjährige Inszenierung der Theaterbühne Warngau:

Der Himmel auf Erden

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