Buchtipp Gerd Holzheimer: Gerhard Polt

Sich im Kosmos Gerhard Polt zurechtzufinden ist eine Wissenschaft für sich. Gerd Holzheimer hat das Wagnis auf sich genommen. Ist Polt nun Dialektiker, Kabarettist, Philosoph oder alles zusammen und noch viel mehr? Sein Resümee: „Vortäuschung echter Tatsachen“.

Polts Entwicklung vom „Hundskrüppel“ zum freien, unabhängigen Denker ist auf 255 Seiten glänzend erfasst: „Ein Mehr an Verwurzeltheit, Selbstbehauptung und Eigensinn als eigentliche Charakterzüge von Heimatzugehörigkeit scheint gar nicht möglich“.

Gerhard Polt und Gerd Holzheimer als Verbündete

Ebenso treffend wird seine Lust am Aushecken, seine Vorliebe für das Schweigen und dessen Spielräume sowie seine „Sprachhülsen-Verwertungspoesie“ erzählt. Man spürt, dass Gerhard Polt in Gerd Holzheimer einen Verbündeten hat, der begeistert ist, wie Polt gleich seinen Vorgängern Nestroy, Valentin und Qualtinger „der Logik eine Unlogik unterjubelt und der Unlogik eine pompöse Logik verpasst“.

Gerhard Polt weist sich in der von Gerd Holzheimer verfassten Biographie selbst als „Erzähler“ und „Chronist“ aus. Und er kennt kein Heimweih nach dem „weg von hier“. Bootsverleiher wäre er am liebsten geworden. Schließlich sind Berufungen als Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Dreh- und Kinderbuchautor, Tennisspieler und Hobbywohner daraus geworden.

Gewürdigt werden im Buch natürlich auch seine Bühnenpartner, von Gisela Schneeberger über die Biermösl Blosn bis zu den Toten Hosen.

Wobei der Kosmopolit Gerhard Polt jedoch „den Anspruch auf umfassende Erkenntnis überhaupt infrage stellt“.

„POLT“: Verlag Langen Müller, 2012, ISBN 978-3-7844-3287-8, 19,99 €

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