Zwischen Raum und Fläche
Herbert Schmid. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Betritt man die Ausstellung von Herbert Schmid im Autopavillon Steingraber, ist man verblüfft. Der erste Blick zeigt eine Vielzahl wohl angeordneter kleiner Bilder, der zweite Blick in die Bilder offenbart räumliche Gefüge und Flächen mit merkwürdigen Perspektiven und der dritte Blick führt in das Dazwischen.
100 Bilder sind es insgesamt, die der Valleyer „Zettel“ nennt, denn eigentlich sollten es Entwürfe für große Bilder werden. Er grundierte schon die Leinwände, entschied dann aber doch, eine konzeptionelle Ausstellung der Entwürfe zu zeigen.
Blick in die Ausstellung. Foto: MZ
Der Künstler verbindet in diesen neuen Werken, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren entstanden, seine beiden Professionen. Er studierte Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste in München. Und er studierte Katholische Theologie an der LMU München, promovierte und habilitierte in Kirchengeschichte des Altertums. Er ist Lehrer für Kunst und Religion am Gymnasium Schäftlarn und Privatdozent an der LMU München.
Herbert Schmid und Professor Ludwig Mödl. Foto: MZDiesen Zusammenhang erklärte Ludwig Mödl, emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der LMU München, der auch viele Jahre dem Verein Christliche Kunst in München vorstand. Die Spannung zwischen Raum und Fläche in den Bildern von Herbert Schmid sei fantastisch. Das Dazwischen sei es, was einen Hinweis auf die irdische Quasiheimat und die ewige Weite offenbare.
B145. Foto: HS
Das sei die Spannung zwischen Geborgenheit im Raum und Unendlichkeit, die die Fläche symbolisiere. Damit gelinge es dem Künstler, die beiden Wirklichkeiten zum Ausdruck zu bringen.
Bühnen mit Raum und Fläche
Die neuen Arbeiten von Herbert Schmid nennt er Bühnen und sie erinnern damit an eine dritte Leidenschaft des Valleyers, der als Schauspieler und Bühnenbildner Erfolge feierte. In diesen Bühnen finden sich Treppen, Fenster, Türen, immer wieder der Kubus als Raum und dann der Blick hinaus in Berglandschaften, zuweilen ein Baum.
B51. Foto: HS
Menschen kommen höchst selten vor, zwei waren zu finden, weitere in den 80 zusätzlichen Entwürfen, die der Künstler in einer Mappe bereithält.
Kurator Horst Hermenau stellte das Werk von Herbert Schmid in einen kunsthistorischen Zusammenhang. Vor der Renaissance habe es nur flächige Malerei gegeben, dann aber sei um 1300 Giotto gekommen und habe räumliche Gefüge mit Flächen kombiniert.
Kurator Horst Hermenau. Foto: MZHerbert Schmid gehe ebenfalls diesen Weg, aber er kopiere nicht, sondern offenbare nur eine Verwandtschaft mit Giotto di Bondone in der Fantasie. „Das Besondere bei ihm ist der Umgang mit der Farbe und Licht und Schatten“, sagte der Holzkirchner Künstler. Allerdings stimme die Perspektive meist nicht „und das macht es spannend“.
Der Kurator reihte Herbert Schmid in „die Perlen der Kunstgeschichte“ ein, da er sich intensiv mit dieser auseinandersetzte. „Da tun sich Welten auf“, konstatierte Horst Hermenau und verwies zusätzlich auf die Beziehungen zwischen den Bildern.
B48. Foto: HS
In Bildern der Renaissance, so erzählt Herbert Schmid, gebe es im unteren Bereich kleine schmale Zonen, die sogenannte Predella, das sei eine reduzierte Bühne mit Innen- und Außenräumen, in denen oft Heilige durch ein Fenster schauen. Leon Battista Alberti habe in seiner Schrift „Über die Malerei“ gefordert, das Bild solle ein Fenster sein, der einen BLick in einen anderen Raum ermögliche. Der Bereich zwischen Raum und Fläche fasziniere ihn.
Was den Künstler faszinierte und zu seinen neuen Arbeiten inspirierte, begeisterte das Publikum der Vernissage und die Bilder gingen weg wie warme Semmeln.
Zum Weiterlesen: Von Äpfeln und Birnen