Die Haberltöchter von Marschall

Liebe und Verbrechen

Drei Ganoven Spreißltoni, Girgl und Simma. Foto: MZ

Theater in Oberdarching

Der Burschenverein Ober- und Mitterdarching bringt mit dem Stück „Die Haberltöchter von Marschall“ von Georg Stöger-Ostin eine überaus beachtenswerte Leistung auf die Bühne. Die Inszenierung von Kordula Killer hat in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung und sie hat Qualität.

Es stehe in den Statuten des Burschenvereins, dass dieses Volksstück des einheimischen Autors, der seinem Namen seinen Geburtsort anhängte, alle 15 Jahre aufgeführt wird, informiert Kordula Killer. Warum das so sei, wisse man heute nicht mehr, auf jeden Fall sei das Stück, 1951 geschrieben, erstmals 1953 aufgeführt worden.

Für die Regisseurin hat es eine besondere Bedeutung, war es doch ihr Einstiegsstück vor 15 Jahren, als sie erstmals gemeinsam mit Sepp Dittmayer Regie führte. „Und jetzt höre ich mit diesem Stück auf“, sagt sie, „damit schließt sich der Kreis. Ihre Nachfolge bei der Theatergruppe würde wohl einer der jungen Schauspieler übernehmen.

Die Haberltöchter von Marschall
Kordula Killer wird vom Ensemble und vom Publikum gefeiert. Foto: MZ

Mit der aktuellen Aufführung allerdings beweist die Regisseurin noch einmal ihr Talent, ein Ensemble von 16 Mitwirkenden so zu lenken, dass ein jeder seine schauspielerische Begabung zeigen kann. Man habe für das anspruchsvolle Stück in fünf Akten immerhin 36 Probenabende absolviert, erklärte Kordula Killer im ausverkauften Saal des Bräu in Oberdarching.

Insgesamt aber seien es 25 Leute, die vor und hinter den Kulissen zum Gelingen der Veranstaltungen beitragen, sagte sie. Da ist insbesondere das aufwendige Bühnenbild, ein Gemeinschaftswerk, zu nennen, das bei jedem Akt umgebaut werden muss. Großes Kompliment an die vier Umbauer, die das in relativ kurzer Zeit in den kleinen Pausen bewältigen.

Die Haberltöchter von Marschall
Siegt die Liebe? Anderl und Amelie. Foto: MZ

Das Volksstück „Die Haberltöchter von Marschall“ basiert auf wahren Begebenheiten, die Georg Stöger-Ostin mit fiktiven Elementen gewürzt hat. Mitte des 19. Jahrhunderts lebte die Haberl-Familie in Marschall bei Holzkirchen, aus der die Heilerin Amalie stammt, die überregionale Bedeutung durch ihre Heilkunst erlangte. Sie steht im Mittelpunkt des Geschehens und wird von Theresa Killer charmant und liebenswürdig, aber auch zerrissen in ihrem Gewissenskonflikt gespielt. Soll sie ihre Verbrecherbrüder verraten oder nicht? Soll sie der Liebe oder der Karriere nachgehen?

Ihre zwei Schwestern sind unterschiedlicher Natur. Babett, frech und aufmüpfig von Bernadette Huber gespielt, neigt den Brüdern zu, Regina, brav von Gabriele Messerer gegeben, lässt sich von Amalie zum Guten wenden.

Die Haberltöchter von Marschall
Die Haberlbuben Girgl und Simma, eingerahmt von Zwerchl und Anderl. Foto: MZ

Auch die drei Brüder sind von unterschiedlichem Wesen. Sepp ist der fleißige, der den Hof bewirtschaftet und entsprechend anständig von Franz Messerer dargestellt wird. Simma aber sitzt Pfeife rauchend und fett und scheppernd lachend auf der Bank und beschimpft Amalie, die umsonst die Schmiedin von Warngau (Rosa Wieser) behandelt. Andreas Muth spielt den Unsympathling ebenso überzeugend wie Maxi Huber den Girgl, den Wilderer.

Die zwei Haberlbanditen, im Oberland durch Diebstahl und Raub gefürchtet, bekommen durch den Zuchthäusler Spreißltoni noch zusätzliche Unterstützung. Andreas Hans spielt den Verbrecher mit offenem Hosenstall authentisch, polternd und sorgt für besondere Lacher, als er im späteren Verlauf des Stückes als Klosterbruder ziemlich unheilig daherkommt.


Der Klosterbruder Spreißltoni mit Annerl. Foto: MZ

In diese Familie hinein kommt nun Anderl, der Forstgehilfe von Valley, auf den der Wilderer Girgl geschossen hat. Seppi Jaud kann den Gewissenskonflikt des aufrichtigen Mannes überzeugend darstellen, denn einerseits liebt er Amalie, andererseits aber sollte er deren Brüder verfolgen und verhaften. Zudem hat ihm sein Chef, der Graf von Valley (Florian Muth) angedroht, ihn zu entlassen, wenn er Amalie heiratet. Als dann noch sein Vater Emmeran (Marvin Rau) vom Spreißltoni erschossen wird, schwört Anderl mit dem Stationskommandanten Zwerchl, zackig in Uniform von Stefan Huber gespielt, blutige Feindschaft.


Gerangel bei der Verhaftung. Foto: MZ

In einer Nebenepisode taucht die Müllerin der Pelletsmühle, die Nicole Klaban ebenso gottesfürchtig und Rosenkranz betend wie die Haberlmutter, der von Simma nahegelegt wird, doch bald zu sterben, spielt. Die Magd Annerl der Pelletsmühle (Regina Wieser) muss sich mit dem unheiligen Klosterbruder herumschlagen.

Und dann gibt es noch die Kathie, Zofe des Grafen in Valley. Raphalea Messerer spielt das Mädchen, das es intensiv auf Anderl abgesehen hat, glaubwürdig in ihrer Zuneigung. Das Ensemble ergänzt der Viehhändler Rameisl. Seppi Huber kommt es wie auch einigen anderen Mitwirkenden zu, das Publikum einzubeziehen, indem er seine klatschnasse Jacke über der Autorin des Beitrages ausschüttelt.


Anderl muss sich entscheiden: Amelie oder Kathie. Foto: MZ

Aber auch die zur Vorstellung erschienene Schauspieltruppe der Schlossbergler Valley mit ihrem Regisseur werden einbezogen. Amalie verkündet ganz nebenbei, dass sie jetzt den kranken Sepp Flossmann zu besuchen habe.

Das Stück „Die Haberltöchter von Marschall“ wirft eine Reihe von Fragen auf. Insbesondere Amalie und Anderl habe ihre Gewissenskonflikte auszufechten. Ist man trotz Verbrechen der Familie verpflichtet oder sollte man einen Strich ziehen? Wie wichtig ist das Streben nach Anerkennung und Geld? Soll man zugunsten der Liebe auf den Job verzichten? Gibt es Versöhnung?

Die letzten Bilder geben einige Antworten auf die Fragen. Die Inszenierung, die schaupielerische Leistungen aller Mitwirkenden und das Bühnenbild lohnen einen Besuch. Unbedingt ansehen!

Für den Zusatztermin von „Die Haberltöchter von Marschall“ am 19. April um 20 Uhr im Bräu in Oberdarching gibt es noch Restkarten. Die Vorstellungen am 12. und 20. April sind ausverkauft. Karten bei Irmis Haarwerkstatt (08020 904888) in Mitterdarching und bei Getränke Schima (08024 4773189) in Unterdarching.

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