Carla von Branca

Carla von Branca – Hommage zum 90. Geburtstag

Die Künstlerin Carla von Branca. Foto: Alexandra von Branca

Für eine große Miesbacher Künstlerin

„Eine außergewöhnliche Künstlerin – Hommage zum 75. Geburtstag“ titelten wir in unserer 1. Ausgabe der KulturBegegnungen ein umfassendes Porträt von Carla von Branca. Jetzt wurde die Architektin, Fotografin, Bühnenbildnerin, Bildhauerin, Autorin und Schauspielerin 90 Jahre alt.

Es sei nicht auszumachen, wer von den beiden die größere künstlerische Begabung habe, sagte der ehemalige Direktor der Katholischen Akademie München, Franz Henrich, in seiner Laudatio anlässlich des 85. Geburtstages des berühmten Architekten Alexander Freiherr von Branca mit Blick auf dessen Ehefrau Carla.

Wie Recht er hat, zeigt die enorme Fülle an künstlerischer Tätigkeit und deren Qualität von Carla von Branca, der der Landkreis Miesbach so viel zu verdanken hat.

Dem Theater zuliebe nach München

Die gebürtige Schweizerin studierte Architektur an der ETH Zürich. Schön sei das gewesen mit 150 Männern und nur 5 Frauen, erzählt sie mir lächelnd, aber auch ordentlich stressig, denn sie habe nächtelang an den Entwürfen gearbeitet. Allerdings sei sie auch reichlich ins Theater gegangen. Dem Theater zuliebe kam die junge Architektin nach München und landete im Büro von Alexander von Branca.

Damit war die berufliche Laufbahn zunächst zu Ende, denn nach dem Tod der ersten Frau des Architekten heirateten sie, sie betreute den behinderten Sohn und bekam selbst vier Kinder. Im Tanztheater von Senta Maria in München fand Carla von Branca eine Aufgabe. Sie entwarf Bühnenbilder, schrieb Texte und fotografierte.

Lebensechte Porträts

Später, die Familie hatte am Stadelberg in Miesbach eine neue Heimat gefunden, begann sie auch wieder zu modellieren. Schon am Gymnasium und am Polytechnikum hatte sie erfolgreich figürlich gearbeitet und entdeckte jetzt wieder ihre Freude an der Form. Sie arbeitete in Ton und schuf zauberhafte fantasievolle Skulpturen. Zum anderen befasste sie sich mit Bronze und ihr gelangen lebensechte Porträts.

Carla von Branca
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz enthüllt mit Carla von Branca die Büste Anton Gillhubers im Miesbacher Rathaus. Foto: Isabella Krobisch

Die Stadt Miesbach schätzt sich glücklich, drei dieser Büsten zu beherbergen. Christian Schad und Konrad Schweinsteiger zieren den Eingang des Kulturzentrums Waitzinger Keller und im Rathaus steht die Büste Anton Gillhubers. Die Künstlerin schuf eine Reihe weiterer Bronzen, die im Priesterseminar Augsburg und in der Katholischen Akademie München zu sehen sind.

Schauspielerische Begabung

Und in Miesbach konnte sie dann doch noch ihre schauspielerische Begabung ausleben. Mit Claudia Brodzinska-Behrend aus Wall produzierte sie mehrere Aufführungen, von denen insbesondere „Der kleine Prinz“ unvergessen bleiben wird. „Das muss jeder lesen“, sagt Carla von Branca, „da steht alles drin, was man wissen muss.“

Die Autorin Carla von Branca

Als Autorin wurde sie zunächst mit ihrem Roman „Tschamut“ bekannt, der an Kindheitserlebnissen in einem armen Schweizer Tal ausgerichtet, dessen Botschaft aber von umfassender Bedeutung ist: Glück und Zufriedenheit haben nichts mit materiellem Wohlstand zu tun, im Gegenteil.

Mehrere Bände mit Erzählungen und Gedichten folgten. Für die Stadt Miesbach schuf sie im Jubiläumsjahr den Text zu dem Buch mit Fotografien von Isabella Krobisch „Miesbach – Poesie einer oberbayerischen Kleinstadt.“

Carla von Branca
Bei der Buchvorstellung im Waitzinger Keller Miesbach: Ingrid Strauß und Carla von Branca. Foto: Isabella Krobisch

Aber als ein Buch über sie erscheinen sollte, wehrte sie energisch ab. Höchstens ihre eigenen Texte wollte sie veröffentlicht sehen. „Carla von Branca, Bilder aus ihrem Leben und Schaffen“, betrachtet von Ingrid Strauß, edition miesbach, ist ein gelungenes Porträt dieser bemerkenswerten Frau.

Bemerkenswert deshalb, weil sie eine große vielseitige Künstlerin ist, die uns eine Menge zu sagen hat und deshalb, weil sie ein großartiger Mensch ist, die jeden Menschen in ihrer Umgebung mit ihrer Güte und Warmherzigkeit reich beschenkt. Sagt man ihr so etwas, kommt wieder die Abwehr.

Carla von Branca
Carla von Branca bei der Buchvorstellung. Foto: Isabella Krobisch

„Nein, nein, ich hatte Glück im Leben, viel Glück. Oder besser, wie mein Vater sagte Fügung Gottes oder noch besser Gnade. Und ich habe so viele wertvolle Menschen kennen gelernt, das ist ein Geschenk.“ Dankbar sei sie, dass sie in Miesbach leben dürfe und hier das reiche Kulturleben kennen lernte. Und dankbar sei sie ihrem Mann, der 2011 verstarb und ihren Kindern und Enkeln.

Künstlerische Begabung und große Menschlichkeit

Im Vorwort hat Ingrid Strauß die außergewöhnliche Frau porträtiert. Mit ihren künstlerischen Begabungen einerseits und ihrer großen Menschlichkeit andererseits. Es war ein Genuss, Carla von Branca und Ingrid Strauß gemeinsam zur Vorstellung des Buches im Waitzinger Keller zu erleben.

Und es war immer eine Bereicherung, dieser großartigen Frau zu begegnen. Ihr umwerfender Charme, verbunden mit der Bescheidenheit der wirklich Großen, das macht sie einem jeden ungeheuer sympathisch.

Und so bleibt uns nur, einem wundervollen, vorbildhaften Menschen, der von Anfang an KulturVision e.V. verbunden war, von Herzen zu gratulieren und zu danken.

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