Carmen Rohrbach

Mit dem Esel durch Frankreich

Carmen Rohrbach beim Signieren. Foto: Petra Kurbjuhn

Multimediavortrag in Miesbach

Im voll besetzten Gewölbe des Kulturzentrums Waitzinger Keller begeisterte Carmen Rohrbach das Publikum mit ihrem lebendigen, fundierten und humorvollen Reisebericht. Mit einem langohrigen Begleiter pilgerte sie auf dem französischen Jakobsweg von le Puy nach Moissac.

Carmen Rohrbach ist keine Unbekannte in Miesbach. Die promovierte Biologin berichtete schon über ihre spektakuläre, aber misslungene Flucht aus der DDR, die sie mit zwei Jahren Gefängnis bezahlte, und ihre Reisen in alle Winkel unserer Erde.

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Schon lange bevor der Pilgerboom einsetzte, machte sie sich auf den Jakobsweg und zeigte im ersten Teil ihres Multmediavortrages Impressionen aus Spanien. Der Hauptteil ihres Berichtes aber widmete sich den 44 Tagen, die sie mit Chocolat verbrachte, einem geliehenen Esel.


Tägliche Hufreinigung gehörte zum Pilgern. Foto: Petra Kurbjuhn

„Esel sind nicht störrisch, haben aber einen eigenen Willen“, charakterisierte sie ihre Erfahrung, und „ohne Esel kommt man schneller voran“. Immerhin absolvierten die beiden 800 Kilometer miteinander. „Für mich war es eine zusätzliche Bereicherung mit einem tierischen Gefährten unterwegs zu sein“, bekräftigte Carmen Rohrbach. Sie habe mit Chocolat französisch und deutsch gesprochen, er habe wohl am Klang der Stimme ihre Zuneigung verstanden.

Carmen Rohrbach
Esel sind nicht störrisch. Foto von Projektion: Petra Kurbjuhn

Allerdings bescherte ihr der eigene Wille von Chocolat auch größere Umwege oder Tricks, wenn nämlich das Tier partout nicht über einen Steg oder eine Brücke gehen wollte. Einen Esel zu ziehen, sei zwecklos, meinte sie und bewies das vergebliche Unterfangen mit heiteren Fotos.

Die Reiseschriftstellerin verband in ihren Erzählungen gekonnt Wissen und Informationen über den Jakobsweg mit ihren persönlichen Erlebnissen. In ihren professionellen Fotografien konnte das Publikum den „Camino“ mitgehen, in Erinnerungen schwelgen oder eine Pilgerreise ins Auge fassen.

„Für mich ist das Pilgern das Bewusstsein auf einem tausend Jahre alten Weg zu gehen, den vor mir viele Menschen mit Sehnsucht, Hoffnung aber auch Verzweiflung gegangen sind“, sagte sie. Deshalb sei es auch so wichtig, tatsächlich zu Fuß und Schritt für Schritt zu gehen. Nur so könne man Kleinigkeiten am Wegesrand, wie etwa eine Mohnblüte, wahrnehmen. „Der Weg ist auch ein Weg nach innen“, betonte sie die spirituelle Seite des Pilgerns.

Carmen Rohrbach
Über schmale Brücken ging Chocolat nicht. Foto von Projektion: Petra Kurbjuhn

„Jeder Tag ist ein Erlebnis“, sagte Carmen Rohrbach und der Weg an sich sei wie das Leben. Man müsse Hindernisse und Herausforderungen überwinden, werde aber auch mit Belohnungen beschenkt.

Die Hochzeit des Pilgerns zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiago de Compostella war im frühen Mittelalter, im 11., 12.und 13. Jahrhundert, informierte die Reisexpertin und erklärte damit die vielen Kapellen und Kirchen am Wegesrand im romanischen Baustil.

Die Reise auf der Via Podiensis startete in le Puy in der Auvergne, der Stadt mit den Vulkanhügeln und der berühmten Kathedrale mit maurischem Einschlag. Carmen Rohrbach würzte ihren Vortrag mit der Anekdote, dass sie sich verbotenerweise auf den Kreuzgang begeben habe, Alarmsirenen schrillten, sich aber keiner darum scherte.


Von Le Puy bis Moissac. Foto von Projektion: Petra Kurbjuhn

Durch das tief eingeschnittene Tal des Lot und dem Anstieg hinauf marschierte Chocolat zügig. Ein Problem waren die Unterkünfte, denn in Frankreich ist es nicht gestattet wild zu zelten und die Pilgerherbergen verfügen nicht alle über Weideflächen. Aber Carmen Rohrbach fand immer einen Platz für Tier und Mensch.


Die Bestie von Saugues von Projektion. Foto: Petra Kurbjuhn

Eine Bestie empfing sie in Saugues, die hier tausend Menschen ermordet haben soll. Die riesige Holzskulptur erinnert an die Legende. Mit Impressionen aus der Kirche in Saugues, untermalt mit Musik entließ Carmen Rohrbach das Publikum in die Pause, um danach den Weg zu einer Pilgerherberge aus dem Jahr 1213 fortzusetzen, wo Chocolat weiden konnte.

Über das Hochplateau des Aubrac im Massif Central mit einer Durchschnittshöhe von 1000 Metern mit vielen Rindern, vor denen Chocolat flüchtete, ging es weiter gen Südwesten zur wichtigen Station auf dem Jakobsweg, der mittelalterlichen Stadt Conques.


Im Aubrac hatte Chocolat Angst vor den Rindern von Projektion. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Klosterkirche mit dem monumentalen Bilderwerk am Portal ist der Heiligen Fides gewidmet, erfuhr das Publikum, die als Christin von den Römern ermordet wurde. Immer wieder verband Carmen Rohrbach Geschichtliches und Kunsthistorisches mit ihren Erlebnissen, allein mit Chocolat oder auch mit anderen Pilgernden.


Portal der Klosterkirche von Conques. Foto: Carmen Rohrbach

„Alle gehen den gleichen Weg, aber jeder geht seinen Weg“, resümierte sie. „Es ist ein inneres Bedürfnis, zum einen bei sich zu sein und zum anderen die Natur und das Äußere wahrzunehmen.“

Über ein Frauenkloster in der Nähe von Cahors, wo sich die Nonnen um die Betreuung Chocolats stritten, erreichte Carmen Rohrbach das Ziel des Weges in Moissac. Hier holte sie der Besitzer des Esels ab. „Ein Abschied mit Schmerz aber auch viel Glück“, fasste sie zusammen.

Wer den Vortrag verpasst hat, kann sich auf der Webseite Carmen Rohrbachs signierte Bücher Hardcover oder Taschenbuch von ihren zahlreichen Reisen bestellen.

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