1. Grüner Salon im Grünen Raum
Dr. Carsten Gerhard beim 1. Grünen Salon. Foto: MZ
Vortrag in Bad Wiessee
Mit wertvollen Informationen versorgte Carsten Gerhard Veranstalter und Künstlerinnen bei seinem Vortrag über Ökologische Nachhaltigkeit und Klimaneutralität in der Kultur, an den sich eine lebhafte Diskussion anschloss.
Der Grüne Raum in Bad Wiessee entwickelt sich. Seit September 2023 organisiert hier KulturVision mit Carsten Gerhard Ausstellungen. Derzeit zeigt Stefanie Macherhammer unter dem Titel „Sehnsucht“ ihre Bilder.
Lesetipp: Stefanie Macherhammer: „Sehnsucht“
In jeder Ausstellungsphase ist auch eine Veranstaltung geplant. Im Gespräch am Donnerstagabend entstand die Idee des Grünen Salons. Wobei die Themen nicht zwingend grün sein müssen, grün ist die Farbe der Wände im Raum, den Carsten Gerhard zur Verfügung stellt. Der Kulturmanager mit eigener Agentur und Intendant der Festspiele Europäische Wochen in Passau ist auch zertifizierter green consultant und berät in dieser Funktion Kulturveranstalter.
Lesetipp: Ökologische Hotspots im Kulturbetrieb, Kulturbegegnungen Nr. 40, Seite 19
„Die Kultur weiß schon lange um das Thema Umwelt- und Naturschutz“, startete er seinen Vortrag, man habe sich vor allem inhaltlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Jetzt aber komme durch die Einführung gesetzlicher Regeln und Umweltsiegel ein neuer Aspekt hinzu und jeder müsse sich fragen: Wo stehen wir und was können wir tun, vor allem um CO2-Emmissionen zu verringern?
Am Beispiel eines Museums erklärte der Redner, dass auch Kulturhäuser CO2-Schleudern seien. Heizung, Kühlung, Lüftung, Strom, Wasser und vieles andere führten zu immensen Emissionen. Dazu kommen bei Veranstaltungen Technik und Mobilitätsemissionen.
Dr. Carsten Gerhard. Foto: Saskia Wehler
Wie geht ökologische Nachhaltigkeit? fragte er. Anhand von fünf Aspekten erläuterte Carsten Gerhard die Möglichkeiten im Kulturbetrieb.
Ressourcen: Ob bei Farben, Stellwände, Wasser, Papierhandtücher und vielem anderen müsse überlegt werden, was ökologisch sinnvoll sei.
Energie und Emissionen: Zum einen sollte auf Ökostrom umgestellt werden, zum anderen gefragt werden, ob Klimaanlage, insbesondere für weniger empfindliche Objekte notwendig sei. Für Klimaanlagen würden Unsummen verschwendet, hieß es aus dem Publikum.
Abfall und Entsorgung, eventuelle Umweltgifte, vor allem beim Kulissen- und Ausstellungsbau, sowie die Schonung von Flächen oder deren Nutzung für Fotovoltaik oder Blühwiesen sind weitere Aspekte, die zu überdenken seien.
Lebenszyklusanalyse
Ein wichtiges Instrument ist die Lebenszyklusanalyse. „Sollen neue Scheinwerfer angeschafft werden, sollte man den alten Benziner weiterfahren?“ fragte der Vortragende. Hier tauchen solche Fragen auf, wie welche Rohstoffe werden verwendet, wie werden sie gewonnen und verarbeitet sowie transportiert. Wie ist die Nutzung und wie die Entsorgung.
Die Vergleichbarkeit herzustellen, etwa zwischen dem stationären Rechner und dem Laptop sei ein komplizierter Prozess, musste er einräumen, hier allerdings habe der Laptop die Nase vorn.
Die 5Rs. Foto: MZ
Mit den Instrumenten der circular economy könne man leichter entscheiden, wo die Stellschrauben angesetzt werden können. Die wichtigen 5R-Strategien sind: Recyceln, Refuse (Vermeiden), Reduce, Reuse (Wieder verwenden) und Reform.
Hier tauchte die Frage aus dem Publikum auf, dass es immer wieder schwer sei zu entscheiden, etwa: Sollen die Geräte über Nacht ausgeschaltet werden, um Strom zu sparen oder gehen sie dabei eher kaputt. Es brauche dazu genaue Informationen.
Plattformen und Hotspots
Die Antwort des Experten war klar: In den Institutionen müssten die Einflüsse erkannt werden, Maßnahmen entsprechend der 5R-Regeln beschlossen, klare Strategien gemeinsam mit den Beteiligten erarbeitet werden, die dann in Vorgaben münden und umgesetzt werden. Dazu gebe es inzwischen geeignete Plattformen, wie das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit, das speziell für Kulturbetriebe Informationen bereithalte.
Am Ende fasste Carsten Gerhard noch einmal die Hotspots zusammen: Strom, Wärme, Kälte, Einkauf von Materialien und Mobilität, wobei letzteres auf dem Land ein echtes Problem darstelle. Er aber versuche zumindest bei den einzuladenden Künstlern auf Fluganreisen zu verzichten.
Der Grüne Raum. Foto: MZ
In der Diskussion kamen noch einmal die widersprüchlichen Informationen zu den verschiedenen Möglichkeiten, ökologische Nachhaltigkeit umzusetzen, zur Sprache. Zum Beispiel, Papierhandtücher und Stoffrollen? Ausschalten oder nicht? Was mit E-Mails tun, speichern oder ausdrucken?
Überhaupt, braucht es noch Drucksachen? Hier war die Meinung aller Teilnehmenden eindeutig. Ja, es brauche die KulturBegegnungen, es brauche Programmhefte, auch Plakate und Flyer, aber in überlegter Auflage.
Acrylfarben?
Carsten Gerhard empfahl, sich mit den ISO-Normen im Kulturbereich (14001 und 20121) oder EMAS zu befassen. Als problematisch wurde die wachsende Bürokratie bewertet, insbesondere wenn das Ökosiegel 2026 Gesetz werde. Ein Dilemma sei weiterhin die Gratwanderung zwischen Denkmalschutz und Nachhaltigkeit.
Letztlich sprachen die anwesenden Künstlerinnen noch das Thema Acrylfarbe an. Ein Ersatz sei schwierig, aber mit dem Auswaschen der Pinsel gelange Plastik ins Abwasser. Empfehlenswert sei eine Filteranlage. Diese wiederum spreche für ein gemeinsames Atelierhaus, in dem mehrere Malerinnen und Maler tätig sind.