Die Glücklichmacher: A-cappella-Formation „Cash-n-Go“
Cash-n-Go: Medley aus 60 Jahre Eurovision Song Contest. Foto: Ines Wagner
Konzert in Bayrischzell
Wo leben die fröhlichsten Menschen der Welt? Es muss wohl in Augsburg sein. Darin besteht kein Fünkchen Zweifel, wenn die sechs Stimmen von „Cash-n-Go“ loslegen. Vergesst „Singen macht glücklich“. Singen macht superglücklich!
Die sympathischen Sechs von „Cash-n-Go“ haben ihrer Musik einen Suchtfaktor eingegeben. Man kann und will und wird einfach nicht genug davon kriegen. Nur mit Stimmen, aber was für welchen, rissen sie ihr Publikum am Tannerhof in Bayrischzell mit – auf einer kunterbunten Reise durch die Highlights der letzten acht Jahrzehnte Musikgeschichte.
Cash-n-Go in Höchstform
Mikrofone wurden nur bei wenigen Passagen der Bassstimme von Markus Schmoll hervorgeholt und zum Beatboxen. Mit witziger Moderation und scheinbar chaotischer, aber bestens durchdachter Choreografie funktionierte das Durcheinander auf der Bühne wie eine fröhliche Partydroge. Und wenn man schon dachte, das wäre jetzt wirklich das absolute Highlight, setzten „Cash-n-Go“ immer noch eins obendrauf.
Countertenor Thomas Haala (in Weiß) beim Bee-Gees-Medley. Foto: Ines Wagner
Die meisten Songs hat Martin Seiler arrangiert, und zwar so, dass jeder seine Talente, seine Stimme, seinen Charakter voll ausleben kann. Die Bandbreite ist enorm und der Spaßfaktor sowieso. Genau das macht das Sextett aus: Dass sich selbst und auch die Originalvorlagen nicht ganz so ernst und daher immer wieder auf die Schippe nehmen. Wenn Thomas Haala mit seiner Countertenorstimme beispielsweise Joachim Heesters parodiert oder in weißem Zweiteiler und silbernen Plateauschuhen einen Bee-Gees-Medley persifliert, dann muss man einfach glücklich grinsen. Es ist zu komisch, zu grotesk. Es ist perfekt.
Von Andrews Sisters bis James Bond
Wayne Wegener, einziger Amerikaner in der Truppe, musste ab und an herhalten für „Oldie“-Witze, zum Beispiel dem, dass er schon bei der Landung in der Normandie dabei war. Man mochte es fast glauben, als er mit seinem Tenor und „Don’t Sit Under the Appel Tree“ von den Andrews Sisters loslegte. Beeindruckend war auch der von ihm arrangierte Mix zu Titelmelodien von James-Bond-Filmen.
Die einzige Dame im Sextett, Christina Bianco, erntete tosenden Applaus für ihr einfühlsames „Top Of The World“ von den Carpenters. Auch das Stück „Hijo de la luna“ erzeugte Gänsehaut, aufs Schönste bezupft und befiedelt von ihren Kollegen, die erste und zweite Violine, Cembalo und Piccoloflöten imitierten.
Cash-n-Go in der Alten Tenn am Tannerhof. Foto: Ines Wagner
Immer wieder brachte die komödienreifen Moderation das Publikum zum Lachen. Einer der ältesten schwäbischen Jazz Standards in historischer Aufführungspraxis von 1732 entpuppte sich als kurioses Arrangement von „Auf der schwäb’sche Eisebahne“. Dann wieder wechselten sie zu aktuellem Pop, der unter die Haut ging: „7 years“ von Lucas Graham, in dem auch der Bariton von Thomas Ottmar Steingruber bestens zur Geltung kam.
Weiterer Gag und tolles Gesangsstück, in dem alle Stimmakrobaten wohlverdient zum Zuge kamen, war Wayne Wegeners Mix aus 60 Jahren European Song Contest: von Dschingis Khan bis Stefan Raab. Unglaublich, über was für ein Repertoire sie verfügen. Würden sie jeden dieser Medleys einzeln aussingen, sie sängen tagelang, ohne sich zu wiederholen. Von Temporeichen Rock-, Pophits, launigen Schlagern bis hin zu emotionalen Balladen und anspruchsvollem Jazz. All das auf höchstem Niveau gesanglichen Könnens und stimmiger Harmonie.
Nicht nur Klamauk, sondern auch Gänsehautfeeling
Auch nach drei Stunden war längst nicht Schluss. Das Publikum wollte noch nicht nach Hause und auch Cash-n-Go noch nicht aufhören. Darum legten sie noch mal ernst und innig nach: Mit „Fia di“ von Hubert Goisern. Da kam zum glückseligen Grinsen noch ein ehrlicher, tiefer Seufzer.
Foto: Nach dem Konzert gings noch weiter: A-capella im Treppenhaus (Thomas Steingruber, Wayne Wegener, Thomas Haala, Martin Seiler, Christina Bianco v.l.). Foto: Ines Wagner
Trotzdem war noch längst nicht Schluss. Draußen im Treppenhaus ging es noch weiter, bei ebenfalls beeindruckender Akustik. Dort gab es für diejenigen, die sich nicht losreißen konnten, noch ein paar Lieder im entspannten Feierabendmodus. Von „Stairway to Heaven” von den Scorpions bis “Die Gedanken sind frei” aus dem Deutschen Volksliedgut.
Und dann wurde endlich die Bühne abgebaut und auch die letzten Gäste trollten sich. Nicht jedoch ohne sich vergewissert zu haben, dass das nächste Konzert tatsächlich im Juni stattfindet. Ja, Singen macht superglücklich. Und der Gesang von „Cash-n-Go“ – der macht wirklich süchtig.