Chiemgau Orchester

Kulturbegegnung Prien – Tegernsee

Das Chiemgau Orchester unter Leitung von Matthias Linke mit Solist Takahiro Fujii im Ludwig-Thoma-Saal. Foto: Monika Ziegler

Konzert in Tegernsee

Bei seinem ersten Besuch in Tegernsee musste das Chiemgau Orchester vor einem sehr spärlich besetzten Ludwig-Thoma-Saal spielen. Das Publikum indes, darunter auch Bürgermeister Johann Hagn mit Frau, durfte ein besonderes Konzerterlebnis genießen.

Es ist Andreas Kern vom Tegernseer Volkstheater zu verdanken, dass er die überregionale Kulturbegegnung einfädelte. Schon mehrfach arbeitete der Schaupieler und Regisseur mit dem Orchester aus Prien im Rosenheimer Raum zusammen, jetzt wollte er den Tegernseern seine künstlerischen Freunde vor Ort vorstellen. Aber das Interesse blieb leider aus.

Chiemgau Orchester
Dirigent Matthias Linke. Foto: Monika Ziegler

Als Zuhörer geniert man sich für die vielen freien Plätze, aber Christine Böhm, die die Öffentlichkeitsarbeit des Chiemgau Orchesters e.V. professionell betreibt, sagt: „Wir haben es einfach mal ausprobiert.“ Hornist Gerhard Höfer stellte das Orchester vor. „Es besteht fast nur aus Laien, aber wir haben uns ein paar Profis geholt, dass wir nicht aus dem Gleis kommen.“ Seit 2008 leitet das 1963 gegründete Orchester Matthias Linke, Solotrompeter der Grassauer Blechbläser.

Für das diesjährige Herbstkonzert hatte sich das Orchester drei Solostücke vorgenommen. Mit dem 1. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach stehen sieben Solisten dem Orchester gegenüber. Konzertmeisterin Laura Geisler, die drei Oboisten Takahiro Fuji, Christina Dengg und Sophia Hörberg, Fagottist Jakob Höfer, sowie die Hornisten Veronika Hümpfer und Gerhard Höfer. Daraus ergibt sich ein klangreiches, heiter-vergnügliches Musizieren im 1. Satz. Diesem steht der klagende 2. Satz gegenüber, während der 3. Tanzsatz aus zwei Menuetten von Lebensfreude zeugt. Durch die wechselnde Besetzung von Orchester und den Solisten in unterschiedlicher Gruppierung entsteht eine abwechslungsreiche Wirkung, bei der die Solisten ihr hohes Können beweisen.

Chiemgau Orchester
Cellist Götz von der Bey. Foto: Monika Ziegler

Berühmt wurde die Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart KV 314 in C-Dur als Flötenkonzert, aber ursprünglich schrieb sie der Komponist für die Oboe. Solist Takahiro Fujii spielte das anziehende Werk mit voller Hingabe, Leidenschaft und künstlerischer Reife. Während die beiden Ecksätze kraftvoll und rhythmisch erklingen, ist das Adagio ein melodiöser warm tönender Satz, in dem der Solist seine Gefühlswelt einbringen kann.

Ebenso innig ist auch der 2. Satz im Cellokonzert D-Dur von Joseph Haydn angelegt. Götz von der Bey spielte das anspruchsvolle Werk, dessen Urheberschaft lange Zeit ungeklärt war, inzwischen aber als gesichert gilt, einfühlsam und technisch brillant. Virtuos die Kadenz im 1. Satz, und eingängige empfindsame Melodik im 2. Satz. Im 3. Satz greift das Cello das Thema auf, das das Orchester angestimmt hat und begibt sich in einen lebendigen Dialog mit ihm. Das Orchester unter der Leitung von Matthias Linke besticht durch seinen präzisen und zugleich ausdrucksstarken Klang.

Chiemgau Orchester
Götz von der Bey und Takahiro Fujii bei der Zugabe. Foto: Monika Ziegler

Beiden Solisten und dem Orchester mit seinem Dirigenten spendet das Publikum begeisterten Applaus und wird mit einem Zuckerl belohnt. Ein Adagio für die beiden Soloinstrumente Oboe mit Takahiro Fujii und Cello mit Götz von der Bey, begleitet vom Chiemgau Orchester beschließt den Konzertabend. Und die Hoffnung bleibt, dass die Chiemgauer sich nicht abschrecken lassen und wieder kommen.

Besonders erfreulich wäre es, wenn die Zusammenarbeit zwischen Orchester, Komponist Matthias Linke und Andreas Kern im „Rattenfänger von Hameln“ in Tegernsee zu erleben wäre. Kern als erzählender Nachtwächter begeisterte bei ausverkauften Vorstellungen in Prien mit dem Chiemgau-Orchester und dem Kinder- und Jugendchor Neubeuern das kleine und große Publikum. Klassik für Kindern in Tegernsee, wäre das nicht etwas für Schulen und Kindergärten?

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