Premieren in der Zollingerhalle
Zollingerhalle. Foto: Ramona Meisl
Konzert in Valley
Mit mehreren Premieren wartet zu Christi Himmelfahrt ein Konzert in der Zollingerhalle in Valley auf. Initiator und Leiter der MUSICA DI BAVIERA Dr. Sixtus Lampl berichtet über historisch Unbekanntes und eine neue Kooperation.
Das für den Ostermontag geplante Konzert musste wegen Corona-Erkrankungen zahlreicher Orchestermitglieder ausfallen und wird nun am Fest Christi Himmelfahrt um 15 Uhr stattfinden.
Für dieses außergewöhnliche Konzert hat Sixtus Lampl zwei hörenswerte und bisher unbekannte Sinfonien schon vor Jahren entdeckt und führt sie jetzt einer Aufführung zu. Die erste Sinfonie komponierte der Münchner Kurfürst Max III. Joseph. Sensationell sei es, was er herausgefunden habe, sagt Orgelzentrumsgründer und Musikexperte Sixtus Lampl. Der Kurfürst habe die Nachfolge von Karl-Albrecht mit einem großen Schuldenberg angetreten und deshalb keine größeren Bauten mehr in Auftrag gegeben. Nur das Cuviellestheater wurde unter seiner Regentschaft fertiggestellt und der Steinerne Saal in Schloss Nymphenburg umgestaltet.
Fresken von Johann Baptist Zimmermann
Dieser Festsaal erhielt durch Johann Baptist Zimmermann, der auch das Augustinerchorherrenstift in Weyarn und den Saal in Schloss Wallenburg Miesbach mit seinen Fresken bereicherte, einen Freskenzyklus, eingefasst von üppigen Rokokostukkaturen.
Kurfürst MaxI III. Joseph (1727 bis 1777), so erzählt Sixtus Lampl, habe sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger völlig aus Kriegsereignissen zurückgezogen. Er schloss Frieden mit Kaiserin Maria Theresia von Österreich und trug wesentlich zur Neutralität des Heiligen Römischen Reiches bei.
Der Vielgeliebte
Auch innenpolitisch war der Landesherr als Reformer tätig, führte die Schulpflicht ein und galt als Förderer von Kunst und Wissenschaft. Er habe den Beinamen „Der Vielgeliebte“ gehabt, sagt Sixtus Lampl. Zudem wurde unter seiner Regentschaft die Akademie der Bildenden Künste München und die die Bayerische Akademie der Wissenschaften gegründet.
Was wenig bekannt ist: Der kunstliebende Kurfürst förderte nicht nur die Kunst, sondern war selbst Komponist. Aus Anlass der Fertigstellung des Steinernen Saales im Schloss Nymphenburg 1756 habe er wohl die Sinfonie komponiert, die dann 1765 in Verona gedruckt und damit publiziert wurde. „Seine schöne Sinfonie, die damals von den eigens eingebauten Musikemporen herunterklang, hat deshalb einen kulturgeschichtlich höchst interessanten Stellenwert“, betont Sixtus Lampl.
Dr. Sixtus Lampl. Foto: MZ
Er berichtet auch von einem medizinischen Skandal, denn eine Erkrankung des Kurfürsten sei vom Leibarzt nicht erkannt und falsch behandelt worden und so sei der Kurfürst früh verstorben.
Die zweite Sinfonie, die Christi Himmelfahrt erklingen wird, hat der Hofkapellmeister von Kurfürst Max III. Joseph, Joseph Christian Willibald Michl komponiert. Dieser sei vom Tod seines Landesherren tief betroffen gewesen. Er verlor seine Anstellung, erhielt aber später eine Stelle am Kloster Weyarn. Hier sei dann fast eine Generation später, nämlich 1783, die Sinfonie entstanden.
Hochrangige Musikpflege
„Beide Werke sind also ein Zeugnis für die hochrangige Musikpflege in Bayern, ehe diese durch die Säkularisation des Montgelas 1803 zum Erliegen kam“, erklärt Sixtus Lampl.
Katholische und evangelische Musik in der Zollingerhalle
Die dritte Premiere gestaltet zwischen den beiden Sinfonien die Miesbacher Organistin der evangelischen Kirche Andrea Wehrmann. „Damit kommen in der Zollingerhalle katholische und evangelische Musik zusammen“, sagt der Hausherr. Andrea Wehrmann spielt auf der großen Steinmeyer-Orgel ein Allegro von Johann Gottfried Walther (1684 bis 1748). Der thüringsche Organist und Komponist war ein Freund von Johann Sebastian Bach und Organist an der Weimaer Stadtkirche St. Peter und Paul.
Andrea Wehrmann mit Veronika Castiglione. Foto: Manfred Wehrmann
Zum Weiterlesen: Tag des Denkmals und Jahr der Orgeln