Christian Schad in Aschaffenburg

Das Miesbacher Kulturamt im Christian Schad Museum: Isabella Krobisch, Amelie Knaus und Barbara Wank(v.l.). Foto: Kulturamt Miesbach

Kulturtipp von KulturVision

Ein herausragender Künstler, namhafter Vertreter der Neuen Sachlichkeit und Lebemann – Christian Schad beeindruckt durch seine Porträtbilder und sein großes Talent für Abbildungen jeglicher Art. Er war zeitlebens auf der Suche nach Ruhm und erfuhr diesen erst in seinen späten Lebensjahren. In Aschaffenburg wird ihm nun mit der Eröffnung des Christian-Schad-Museums eine gebührende Würdigung seines Lebenswerks zuteil.

Exkursion nach Aschaffenburg – eine Stadt mit Charme

Die Nachricht von der Eröffnung des Christian-Schad-Museums ging im Kulturamt wie ein Lauffeuer um. Schon bald stand fest: Wir, Isabella Krobisch, Barbara Wank und Amelie Knaus, müssen dort hin. Schließlich ist der Erfinder der Schadographie und berühmte Porträtmaler ein gebürtiger Miesbacher.

Aschaffenburg
Aschaffenburg. Foto: Isabella Krobisch

Also machten wir uns am 22. August auf den Weg in das schöne Aschaffenburg am Main. Ein erster Stadtrundgang führte uns in den Schlossgarten, in die Altstadt und an den Hafen. Die kleinen Gassen der Stadt, die Fachwerkhäuser, der geschwungene Main, der unmittelbar am Schloss und seinem Garten vorbeifließt, und die imposanten Barocken Kirchen verleihen der Stadt einen mediterranen Flair und damit eine inspirierende Atmosphäre. Auch Christian Schad hat rund 40 Jahre lang in der Nähe in Keilberg gewohnt und gewirkt.

Christian Schad
Blick ins Museum. Foto: Isabella Krobisch

Anja Lippert, Sachgebietsleiterin Stadtgeschichte der Museen der Stadt Aschaffenburg, bot uns eine exklusive Führung durch die Räume des neuen Christian-Schad-Museums. Dabei wird natürlich auch die Abstammung aus der Familie Waitzinger und sein Geburtsort Miesbach erwähnt. Christian Schad ist nämlich der Ur-Enkel von Susanna Waitzinger, der Erbauerin des Waitzinger Kellers. Dass das Museum nun in Aschaffenburg zu Ehren des Urhebers der berühmten Schadographie entstanden ist, sei eine große Genugtuung, sagt Miesbachs Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch.

Christian Schad
Bettina Schad. Foto: Isabella Krobisch

„Bettina Schad, die Ehefrau des Künstlers, die ich zu Lebzeiten noch selbst kennenlernen durfte, wäre sehr glücklich über die Architektur, die Präsentation der Sammlung und das viele Herzblut, mit dem es betreut wird“ gibt sie beeindruckt zu. Im Jahr 1999 fand in Miesbach eine von Bettina Schad kuratierte Retrospektive in den Gewölben des Waitzinger Kellers statt. Kurzzeitig stand auch die Kreisstadt im Fokus eines Schad-Museums. Das Vorhaben war aber politisch nicht durchsetzbar.

„Es ist toll zu sehen, dass das neue Museum hier auch gut besucht wird“, sagt Isabella Krobisch. Denn während wir durch die Räume geführt werden, begegnen wir vielen interessierten Besuchern.

Christian Schad und sein Weg nach Aschaffenburg

Christian Schad ist 1894 in Miesbach geboren und nach Stationen in Rom, Wien und Berlin im Jahr 1942 das erste Mal nach Aschaffenburg gekommen. Der Grund für seinen Ausflug in die fränkische Stadt war ein Bildnis der Schauspielerin Kristina Söderbaum im Stil der Neuen Sachlichkeit, welches er an seinem damaligen Wohnort in Berlin angefertigt hatte.

Christian Schad
Baron Josef Waldemar Kurt Freiherr Gorup von Besánez (r.) und seine Frau. Foto: Isabella Krobisch

Dem Aschaffenburger Baron Josef Waldemar Kurt Freiherr Gorup von Besánez gefiel das Bildnis und er wollte ein solches Porträt auch von seiner Frau. Dazu holte er den Künstler in die Stadt am Main. Es setzte anschließend eine Welle an Porträtanfragen ein.

Im Zuge seiner Bekanntheit bekam er auch seinen ersten großen bezahlten Auftrag als Künstler – er war zu dieser Zeit schon 49 Jahre alt. Es handelte sich dabei um eine Kopie der Stuppacher Madonna, die zuvor für Aschaffenburg verloren gegangen ist. Dieser Auftrag war auf mehrere Jahre angesetzt und so verschlug es Christian Schad, der mittlerweile mit der Schauspielerin Bettina Mittelstädt verheiratet war, nach Aschaffenburg.

Ein ambitionierter Künstler mit Durchhaltevermögen

Auch seine Geburtsstadt Miesbach hat über die Jahre einen beträchtlichen Bestand zu Christian Schads Leben und Werk aufgebaut. Barbara Wank, Leiterin des Stadtarchivs Miesbach, sagt über den Ausflug in das Museum: „Es ist alles noch sehr frisch und manches muss noch sacken, aber ich habe lebendige und vielschichtige Einblicke in Leben und Werk Schads erhalten, die für die Arbeit zu unserer Sammlung des Christian-Schad-Archivs Richter, der vormaligen Edition G. A. Richter, sowie der daraus hervor gegangenen Sammlung von rund 150 Schad-Graphiken von großem Nutzen sein wird.“

Lesetipp: Miesbach freut sich über Schad-Archiv

Christian Schad
Der Künstler Christian Schad. Foto: Isabella Krobisch

Christian Schad hat ein bewundernswertes Durchhaltevermögen und eine unglaubliche Zielorientierung bewiesen, denn der Künstler war über die Jahre durchweg bestrebt nach Ruhm. Mit der Retrospektive in Berlin im Jahr 1980, die ausschließlich ihm gewidmet war, zog er in seinen späten Lebensjahren ein in den Kreis der namhaften Künstler. Er hat sich auf dem Weg zum Weltruhm mehrfach künstlerisch gewandelt und seinen Kunststil des Öfteren gewechselt, dabei hat er aber niemals seinen Fokus verloren.

Unter anderem probierte er sich bei expressionistischen Malereien so wie auch Druckgrafiken aus, er kopierte im Renaissance Stil die Stuppacher Madonna und versuchte sich bei kubistischen Darstellungen religiöser Abbildungen. Vor allem war er aber in Kreisen von Vertretern des Dadaismus unterwegs und fand seinen nachhaltigsten Kunststil in der Neuen Sachlichkeit. In diesem Stil entstanden auch seine berühmten Porträtbilder und zeigen den Höhepunkt seiner Malkunst.


Druckgrafik. Foto: Isabella Krobisch

Später versuchte er sich im Stil des magischen Realismus und schuf die nach ihm benannten Schadographien – Fotogramme mittels lichtempfindlichem Papier. Auch sein Leben in der lasterhaften Berliner Kunstszene der 1920er Jahre mit entsprechenden skandalösen Aktgemälden oder die Darstellung von damaligen gesellschaftlichen Randgruppen wie Homosexuelle und Prostituierte, verhalfen ihm nicht zur angestrebten Berühmtheit. Heute sind diese Kunstwerke durchaus international nachgefragte Exponate wie etwa das Bild der liebenden Knaben.

Sein posthumer Ruhm und ein Ehrenplatz in Aschaffenburg

Berühmt ist Christian Schad heute für seine unzähligen (Frauen-)porträts, die er während seiner Berliner Zeit auch für verschiedene Zeitschriften anfertigte. Seine zweite Ehefrau Bettina Schad hat er ebenfalls mehrmals porträtiert. Diese Bilder haben einen präsenten Platz im Museum bekommen. Sie war es auch, die maßgeblich dazu beitrug, dass ihr Mann ein bekannter Künstler wurde. Sie überlebte ihn um rund 20 Jahre. In dieser Zeit gründete sie die Christian-Schad-Stiftung, um sein Lebenswerk zu sichern.

„Das Museum hat ein gelungenes ganzheitliches Konzept, das mir sehr gefällt. Nicht nur die Werke von Christian Schad werden ausgestellt, sondern auch seine privaten Interessen mit aufgegriffen. So hat der Besucher die Möglichkeit die verschiedenen Stilrichtungen des Künstlers zu erfassen. Die begleitenden zeitgenössischen Fotos, die sich durch die Ausstellung ziehen, geben einen Einblick in die zeitgeschichtlichen Umstände. Das gefällt mir ebenfalls sehr gut, denn dadurch kann der Besucher die Werke von Christian Schad kunsthistorisch besser einordnen.“ resümiert Amelie Knaus abschließend.

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