Christine Nöstlinger: Frisch und frech im Fools
Franz (Judith Heimerl) rechnet 5 + 7 = 13. Foto: Monika Ziegler
Kindertheater in Holzkirchen
Welch ein zauberhaftes Bürschchen, dieser Franz. Judith Heimerl glänzt in einer Paraderolle und mit ihr das gesamte Foolsensemble. „Geschichten vom Franz“ in der Inszenierung von Ingrid Huber sind ein Muss für Familien, die Christine Nösslinger lieben.
Die Bücher der österreichischen Erfolgsautorin sind wohl in den meisten Kinderzimmern zu finden. Im Gegensatz zu anderen Kinderbüchern benötigt sie keine Fantasiefigur, um ihre Geschichten zu erzählen, sondern schöpft einfach und schlicht und mit viel Herzenswärme aus dem alltäglichen Familienleben.
Piepsend und mit Ringellöckchen
So ist der siebenjährige Franz ein ganz normaler kleiner Junge, der aber eine Besonderheit hat. Wenn er aufgeregt ist, piepst seine Stimme. Mit seinen Ringellöckchen und seinem Kirschmündchen wird er oft für ein Mädchen gehalten. Man kann es nicht glauben, dass Judith Heimerl schon Mutter ist, denn sie spielt den Franz so glaubwürdig, dass der achtjährige Arthur verkündet: „Lustig, dass ein kleines Mädchen den Franz spielt.“
Eifersucht: Franz (Judith Heimerl) und Gabi (Inka Wolf) und Sandra (Kati Blind). Foto: Monika Ziegler
Da steht sie und knetet vor Aufregung ihr T-Shirt, wird immer wieder einmal zornig, wenn zum Beispiel die geliebte Gabi plötzlich mehr mit Sandra spielt oder wenn sie Angst vor der Schulleiterin hat, weil sie der Evi, die „dummer Zwerg“ zu ihr gesagt hat, den Zopf abschneidet. Da ist es doch ganz hilfreich, mal ganz schnell eine Grippe zu kriegen, um die Schule schwänzen zu können. Einen guten Tipp, um die Grippe zu simulieren, hat der Franz parat.
Spontaner Applaus
Regisseurin Ingrid Huber hat die Episoden um Franz in eine flotte einstündige Abfolge von kurzen Szenen gepackt, jede erhielt bei der Premiere am Samstag verdient spontanen Applaus. Das geschickte Bühnenbild von Ingrid Huber und Judith Heimerl im Ausbau von Bernd Schmidt erleichtert das wechselvolle Geschehen. Aus dem Küchenschrank wird die Tafel, aus dem Fernseher das Lehrerpult.
In der Schule: Detlef Dauer, Judith Heimerl, Korbinian Langl und Kati Blind (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Detlef Dauer mit Mittelscheitel und Rautenwestover ist ein zackiger Lehrer Swoboda, der aber nur Zickzack genannt wird, weil bei ihm alles ganz zackzack gehen muss. Aber Franz bringt ihn trotzdem zum Lachen. Wie? Mit einem gebadeten Rechenheft und einer sehr geschickt verpackten Entschuldigung.
Liebevolle Mutter und missmutige Nachbarin
Das Heft war nämlich bei der Mama in der Dusche gelandet. Ulli Jochem mit ihrer feinen artikulierten Sprache spielt die Mutter liebevoll und verständnisvoll. Davon kann bei Frau Berger keine Rede sein. Kathrin Suda, die das Stück mit Wischmopp und Lockenwicklern im Zuschauerraum schrubbend eröffnet, ist eine kalte und missmutige Nachbarin, die sich ständig über Franz aufregen muss und auf Herrn Swoboda so mit der Handtasche einhaut, dass es die Glocke vom Pult in den Zuschauerraum befördert.
Kathrin Suda als putzende Frau Berger. Foto: Monika Ziegler
Und dann ist da natürlich die Gabi, die Gabi, die Franz liebt, obwohl sie manchmal eklig zu ihm ist. Inka Wolf spielt die Freundin ganz natürlich, so wie eben ein Mädchen in dem Alter ist, mal lieb, mal zickig. Ebenso Kati Blind, die als Sandra ein wenig zwischen den beiden allerbesten Freunden steht.
Eberhard indes, den mag der Franz auch recht gern. Und Eberhard, gespielt von Korbinian Langl, war der Liebling von Arthur. Warum? „Weil er immer auf dem Tisch sitzt und Käsesemmeln isst?“ Wieso Käse? „Da war ein gelber Rand.“ Auf was Kinder so achten!
Nach der gelungenen Premiere: Inka Wolf, Ulli Jochem und Judith Heimerl (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Ganz nebenbei und völlig ohne jeden missionarischen Anspruch vermittelt das Stück nicht nur die Themen Freundschaft, Vertrauen und Lüge, sondern auch das Problem Krimifernsehen und was danach kommt. Absolut sehenswert, für die ganze Familie! Und am Ende sitzen die Darsteller am Bühnenrand und stellen sich den Fragen der Besucher.
Strahlende Gesichter: Kati Blind, Detlef Dauer, Kathrin Suda und Inka Wolf. Foto: Monika Ziegler