Von Mecklenburg über Ostpreußen nach Bayern
Neuerscheinung auf dem Buchmarkt
Christl Fitz ist in der Region keine Unbekannte, sie trat als Malerin und als Autorin von Kurzgeschichten bereits hervor. Jetzt legte sie ihren ersten Roman vor, der spannend, lebendig und unterhaltsam geschrieben, den Weg von Annegret von 1927 in Mecklenburg bis 1945 in Oberbayern begleitet.
„Das Buch ist keine Familiengeschichte“, betont die Autorin, aber Personen ihrer Familie kommen in Facetten vor. So war der Großvater Chirurg in München und diente als Vorbild für Sebastian Mertens, ebenso die Großmutter für dessen Frau Margarethe. Die beiden skurillen Figuren Willibald und der Apotheker, der mit Drogen hantiert, aber seien reine Fiktion.
Stimmung aufgenommen
Das erste Kind Annegrets, das umständebegründet nicht bei ihr aufwachsen kann, ist Peterchen. Seine Erfahrungen aus dem Internat hat Christl Fitz den Aufzeichnungen ihres Mannes Gerd Fitz, des im vergangenen Jahr verstorbenen Schauspielers, entnommen. Dieser besuchte ein Eliteschule der NSDAP in Feldafing. Zu Kriegsende wurde die Schule aufgelöst, die Schüler zum Brenner verbracht und dort entlassen. Wie sie von dort, sich selbst überlassen, nach Hause fanden, hat Christl Fitz aus Gesprächen auch mit Klassenkameraden ihres Mannes entnommen.
Die atmosphärischen in Ostpreußen spielenden Episoden führen auf Christl Fitz‘ Mutter zurück, die einen ostpreußischen Landwirt geheiratet hatte und später viel von ihrem Leben dort erzählte. „Da habe ich die Stimmung aufgenommen“, sagt die Autorin. Auch ihr Großvater müttlicherseits diente als Vorbild, er war Landrat in Ludwigslust, ebenso wie Annegrets Vater.
Kriegsgefangener auf Kinderfahrrad
Die große Linie des Romans ist die Zeitgeschichte. Die Autorin stellt eingangs ihr Figuren und ihre verschiedenen Handlungsstränge vor, die sich im Laufe des Buches verknüpfen und verdichten. Insbesondere die in Herrenried spielenden Kriegsjahre sind plastisch dargestellt. „Ich habe ja in Heigenkam diese Zeit als Kind miterlebt“, erklärt Christl Fitz, aber Herrenried habe kein echtes Vorbild. Walchenmies indes könne durchaus Miesbach sein.
So ist die Geschichte mit dem französischen Kriegsgefangenen, der sich in eine Magd verliebt, wirklich passiert. Er sei in ein Lager nach Mossburg verbracht worden und die Magd habe im Gefängnis sein Kind geboren. Und genau dieser Franzose habe dann das Leben der Familie in Heigenkam gerettet, als 1945 französische Soldaten den Hof überfielen. Auf einem Kinderfahrrad sei ihr Gefangener zum richtigen Zeitpunkt daher gekommen um zu sagen, dass es ihm hier gut gegangen sei.
Das Buch ist eine gelungene Verwebung von Fiktion und Realität. Ihr Mann Gerd habe an ihrer Arbeit viel Anteil genommen und immer gesagt, der Stoff müsse verfilmt werden und er wolle den Onkel Willibald spielen. Dazu kam es nicht mehr. Aber Christl Fitz denkt darüber nach, ihre Figuren in einem weiteren Buch am Leben zu halten. Denn da ist ja Gesine, die von ihrer Mutter auf der Flucht auf Herrenried zurück gelassen wird und die nicht mehr spricht.