Very Well done

Christoph (Stofferl) Well. Foto: Cornelia Nagel

Konzert in Holzkirchen

Bravissimo! Christoph Well und die Cellisten der Bayerischen Staatsoper gaben sich die Ehre. Bei dieser fulminanten Sonntagsmatinée war alles geboten. Von Oper und klassischer Musik über moderne Arrangements bis hin zu Gstanzln mit Akkordeonbegleitung. Dazu kamen weitere, teils überraschende Instrumente zum Einsatz.

Publikumsliebling Stofferl Well bot gemeinsam mit acht Meistercellisten der Staatsoper in der KULTUR im Oberbräu ein breit gefächertes, mit großer Spielfreude dargebotenes Programm der Spitzenklasse. Da weiß der Konzertbesucher, was er an höchstem Kunstgenuss erwarten darf. Und er wurde nicht enttäuscht.

Klassische Musik gewürzt mit deftigen Gstanzln

Mit der Ouvertüre von Gioachino Rossinis (1792-1868) letzter Oper “Wilhelm Tell” eröffneten die Cellisten den musikalischen Reigen in Perfektion. Es schien, als leite der Schweizer Yves Savary seine Mitspieler mit sanften präzisen Körperbewegungen durch die stilistisch progressive Musik. Erste Bravorufe des fachkundigen Publikums.

Christoph Well
Christoph Well mit Akkordeon. Foto: Cornelia Nagel

Auftritt Christoph Well mit Akkordeon und erstem Gstanzl. “I hoff, dass des auf Boarisch geht und mi in Hoizkircha a no jemand vasteht.”

Aber sicher. Das Publikum im Oberbräusaal jedenfalls amüsierte sich sehr und konzentrierte sich dann auf die angekündigte Holberg-Suite von Edvard Grieg (1843-1907). Er komponierte sie anlässlich des 200. Geburtstags des norwegischen Dichters Ludvig Holberg 1884.

Die Elegie für fünf Violoncelli op.160 des Dirigenten der Münchner Hofoper Franz Lachner (1803-1890) gestalteten die Cellisten mit betörendem Wohlklang, dunkel, getragen, gefühlvoll.

Christoph Well
Die Cellisten der bayerischen Staatsoper. Foto: Cornelia Nagel

Immer wieder unterbrach “Spaßmacher” Well das anspruchsvolle Programm und meldete sich mit musikalischen Einlagen gut informiert zu Wort. So wusste er selbstverständlich auch über die Pläne des Holzkirchner Bürgermeisters Olaf von Löwis zu berichten. “Der Olaf will es auch als Landrat probieren.”

Ernste Musik mit Tiefgang

Das “Agnus Dei“ des 1933 geborenen polnischen Komponisten Krysztof Penderecki spielten Jakob Spahn, Allan Bergius, Anja Fabricius, Rupert Buchner, Roswitha Timm, Oliver Göske, Darima Tcyrempilowa und Yves Savary mit größtem Ausdruck und Hingabe. Ein ergreifendes Stück, als Requiem ein Meilenstein neuer Musik, eine Verneigung vor den polnischen Opfern des Nationalsozialismus. Flehende Klage wird zu Wut über das Unfassbare. Nachdrücklich wird diese Stimmung als gewaltiger Schrei von den Musikern inszeniert.

Christoph Well
Christoph Well an der Trompete. Foto: Cornelia Nagel

Das Händel-Dorf Hausen

Wer es noch nicht kannte, das berühmte “Händel-Dorf” Hausen, in dem anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der freiwilligen Feuerwehr in alten Unterlagen geforscht wurde, der lernte es spätestens jetzt durch Stofferls humorig gehaltene Erklärungen kennen. “Da ist doch der Händel tatsächlich auf seinem Weg von Salzburg nach London durch Hausen gefahren und hat in dieser Zeit komponiert.”

Entstanden sei damals die “Feuerwehrsmusik” für die Feuerwehrkapelle. Da läuft der Stofferl zur Höchstform auf und beschreibt uns das 4-sätzige Werk detailliert. Aufstellung der Vereine mit Audi Q8 Limousine und Sparkassendirektor, Tanz der Fahnenjungfrauen, Einsegnung des neuen Feuerwehrhauses mit Whirlpool und Lounge und schließlich im letzten Satz Alarm nach Marderschaden. Mit intensiver Unterstützung der Staatsoperncellisten interpretierte Well seine Feuerwehrsmusik mit grandiosen Trompetenklängen. Großer Jubel und Amüsement im Publikum.

Von Bizet bis Piazzolla

Sie durfte nicht fehlen. Die beliebte Carmen-Suite von Georges Bizet (1838-1875) entführte die Holzkirchner ins heißblütige Spanien und verführte quasi zum Mitsingen, Mitwippen und Mitschwelgen. Anrührend, mit Schalk in den Augen, auf höchstem Niveau erspürten die Musiker alle Facetten dieser Frau.

Christoph Well
Cellisten plus Harfe. Foto: Cornelia Nagel

Stücke von Gabriel Fauré, Maurice Ravel und Jules Massenet folgten. Bei Letzterem hörten wir ein Arrangement von Christoph Well, das er gemeinsam mit den Cellisten meisterhaft und gefühlvoll umsetzte. Ein wunderbarer Zusammenklang von Harfe und Celli erfüllte den Saal. Mit dem Gstanzl-Quintett, das wie gewohnt deftig politisch geprägt war, hatte er noch ein weiteres Highlight auf Lager. Immer bestens begleitet von den virtuosen Damen und Herren der Staatsoper.

Auf den rasend schnellen Bossa Nova von Wilhelm Kaiser-Lindemann (1940-2010) folgte die Fuga y Misterio des Argentiniers Astor Piazzolla (1921-1992). Dieser verstand es als Begründer des Tango Nuevo die Harmonie des Tangos mit den Mitteln des Jazz zu verbinden und zu erweitern. Ein Klangerlebnis der besonderen Art.

Christoph Well
Christoph Well mit Alphorn. Foto: Cornelia Nagel

Aus der Instrumentenwelt des Christoph Well

Nach Akkordeon, Trompete und Harfenspiel baute der Vollblutmusiker sein Alphorn auf und stellte es einem Besucher auf die Schulter. Dann bot er einen ganz eigenen, unnachahmlichen Mix aus bekannten Melodien von Anno Dazumal bis heute, von Beethoven bis zu den Beatles. Schließlich präsentierte er mit dem Dudelsack sein letztes Instrument für dieses Konzert und beschloss es mit Greensleaves. Zum Dahinschmelzen!

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