Die R-Strategien der Circular Economy

Andrea Schneller, Mitgründerin von numi.circular Online-Vortrag in der WeyHalla. Foto: Olaf Fries

Vortrag in Weyarn

Circular Economy oder Kreislaufwirtschaft? Beim Vortrag für die Wirkstatt Oberland bevorzugte Andrea Schneller von numi.circular den Begriff „Circular Economy“, da zweiterer im Deutschen sehr mit Abfallwirtschaft verknüpft sei. Sie brachte den Besuchern durch vielfältige Beispiele die einfache und doch geniale Idee der R-Strategien näher.

Egal ob englisch oder deutsch – Circular Economy ist der Gegensatz zur „linearen Wirtschaft“. Hier werden Dinge aus Ressourcen produziert, verwendet und anschließend weggeworfen. Sie haben also einen Anfang und ein klares Ende auf der Müllkippe.

Die Kreislaufwirtschaft dagegen ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem die bestehenden Materialien und Produkte so lange wie möglich genutzt werden.

Endliche Ressourcen versus Wegwerfgesellschaft

Doch zunächst einmal ging es um Grundlagen. Was war am 2. August 2023? Und was wird am 25. Juli 2024 sein? Richtig: Weltüberlastungstag. Der Name klingt sehr abstrakt und ist leider völlig simpel. Für jeden Menschen ist auf der Erde nur eine begrenzte Menge an Ressourcen vorhanden – vergleichbar mit einem Sparkonto. Wer schlecht haushaltet und zu viel verbraucht, dem bleibt am Ende nichts mehr. 2023 waren die verbrauchten Ressourcen weltweit gesehen am 2. August verbraucht, danach wird „auf Pump“ gelebt.

Circular Economy
Grafik Weltüberlastungstag. Foto: Andrea Schneller

Und gleichzeitig leben wir völlig im Überfluss. Von allen Elektrogeräten, die auf dem Müll landen, sind über 50 % noch funktionstüchtig. Kleidung wird im Schnitt nur 7-10 mal getragen, bevor sie weggeworfen wird. Wir haben also nicht nur ein Ressourcenproblem, weil wir zu viel verbrauchen, sondern gleichzeig ein Nutzungsproblem. Eine groteske Situation – wenn sie nicht so dramatisch wäre.

Ressource der Zukunft? Das, was da ist!

Die ersten 3 Rs werden als „smart“ bezeichnet. Quasi die Grundlagen, noch bevor eine Produktion oder Konsum überhaupt stattfindet.

Refuse (verzichten), rethink (überdenken), reduce (reduzieren). Refuse ist vielseitig gedacht und die Grundlage von allem: Wenn man etwas nicht tut, produziert oder kauft, werden auch keine Ressourcen verbraucht.

Rethink meint, darüber nachzudenken: Was brauche ich eigentlich? Welchen Zweck erfüllt dieser Kauf? Was wäre ein besserer Weg? Und Reduce heißt, zwar nicht komplett verzichten, aber zumindest auf einen Teil.

Circular Economy
Grafik 10R Strategien Foto: Andrea Schneller

Mit den nächsten 5 Rs geht es darum, die Lebensdauer eines Produktes und dessen Teile zu verlängern. Durch Reparieren, aber auch durch „Auffrischen“ – ein Handy wird zerlegt, gewartet und so wieder funktionstüchtig. Remanufacture haben sich in paar wenige Unternehmen auf die Fahne geschrieben. Eine Firma baut z.B. aus den alten, von ihnen produzierten Wasserzählern Einzelteile aus und verwendet sie wieder.

Circular Economy
Klassisches „Repair“ Foto: Anschi Hacklinger

Recycling ist quasi die schlechteste Form der Wiederverwertung

R9 und R10 meint die „schlechteste“ Form der Verwertung wie z.B. Verbrennen eines Materials, auch wenn noch Energie entsteht und teils genutzt wird.

In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, dass es sehr unterschiedliche „Traditionen“ in den verschiedenen Bereichen gibt. Beim Thema „Auto“ war und ist es völlig üblich, sich ein gebrauchtes Auto zu kaufen. Und es war auch normal, auf dem Schrottplatz nach Ersatzteilen zu suchen, die man idealerweise selbst einbauen konnte.

Dagegen werden viele Elektrogeräte grundsätzlich neu gekauft. Und weggeworfen, obwohl sie theoretisch noch zu reparieren gewesen wären.


Andrea Schneller. Foto: privat

Andrea Schneller wies darauf hin, dass sich durch das Konzept der R-Strategien auch neue Geschäftsfelder auftun würden. Ihre eigene Firma berät andere Unternehmen zum Thema Rücknahme von Produkten.

Kreative Erweiterung des Konzeptes möglich

Die Wirkstattler waren von den R10 sehr angetan und überlegten kreativ, das Konzept gleich noch zu erweitern. Naheliegend ist natürlich R11 wie „regional“, um die Wertschöpfung im Landkreis zu behalten, aber auch repeat und weitere Rs wurden diskutiert.

Der Gedanke, dass die heutigen Ressourcen nicht mehr aus dem Erdinneren befördert werden, sondern schon hier sind, ist auf jeden Fall sinnvoll. Möglicherweise lässt sich ein weiterer Transfer noch anschließen: Die Lösungen für die Klimakrise sind ebenfalls schon da, sie müssen nicht neu erschaffen werden. Vielleicht nochmal umgestalten, aufpolieren, den Wert des Vorhandenen erkennen. Es ist alles schon da.

Die Wirkstatt Oberland wird sich das ganze Jahr 2024 jeden Monat gezielt mit einem R beschäftigen. Infos und Veranstaltungen sind jeweils auf der Homepage und Instagram zu finden. Zum Vormerken:
• Re-think: 22.2.24 Saatguttauschbörse in der Abfüllerei Holzkirchen, 18–20 Uhr
• Refuse: 22.3.24 Klimadinner im Evangelischen Gemeindehaus in Miesbach, 18 Uhr

Zum Weiterlesen: Die 5Rs im Kulturbetrieb

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