Claudia Wirth Take a rest

Menschenbilder oder Bilder von Menschen

Claudia Wirth vor „Take a rest“. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung im KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen

Die Arbeit der Nürnberger Malerin Claudia Wirth kreist konsequent um ein Thema: der Mensch in seinen alltäglichen Bezügen. Im Holzkirchner „Kultur im Oberbräu“ zeigt sie einen spannenden Querschnitt ihrer faszinierenden Kunst, in der sich jedermann wiederfinden kann.

Die sympathische und in sich gekehrte Künstlerin sagt über sich selbst: „Ich liebe es einfach, Menschen zu malen in allen möglichen Situationen. Sobald sie beginnen zu atmen, kann ich aufhören.“ Der Mensch steht im Fokus ihrer handwerklich beeindruckenden Malerei. Mit Intensität vergegenwärtigt sie alltägliche Augenblicke unserer Zeit und oft die Momente dazwischen.

Stimmungsvolle Vernissage

Der Vernissage wohnte ein handverlesenes, aber interessiertes Publikum bei. Zu weit weg lebt die Künstlerin, zu schön lachte die Sonne. Die, die da waren, erlebten eine feine Ausstellungseröffnung, die Carsten Vollmer am Piano stimmungsvoll umrahmte und zu der die Kunstpädagogin Barbara Vollmer interessante Einblicke in den malerischen Kosmos von Claudia Wirth beisteuerte. Das Folgende basiert weitgehend auf ihren Ausführungen. Wie viele Maler arbeitet Claudia Wirth in Serien, von denen sie vier in Holzkirchen in Teilen präsentiert:

„Take a Rest“

Zwei großformatige und vier kleine Arbeiten muten wie ein entspanntes Urlaubsszenario an. Der Betrachter wird hineingezogen in einen Augenblick, der Ruhe verspricht, aber nicht einlösen kann. Bei näherem Hinsehen scheinen die Menschen doch nicht gelassen. Claudia Wirth stellt Fragen nach den Bezügen, in denen wir leben, nach einem Grundvertrauen. Der kleine Moment, die alltägliche Entscheidung gewinnt an Relevanz.

„At Work“

Der Kontrast unterschiedlich ausgestalteter Arbeitsplätze mit Emotionen, Einstellungen und Lebensweisen, die Abhängigkeit von der Person springen dem Betrachter förmlich ins Gesicht, wenn er sich auf die fesselnden Bilder einlässt. Banal und doch nicht belanglos bringt der Mensch in der immer gleichen Arbeitssituation seine ganze Existenz ein. Er gestaltet. Was er tut, kann nicht losgelöst werden von dem, was er ist und wie er es tut.


„At work“. Foto: Reinhold Schmid

„Unter zwei Augen“

Zwei Hauptwerke der Ausstellung, gleich rechts, wenn man reinkommt: Der Raum ist kahl und ruhig, die Figuren wirken konzentriert, angespannt. Eine Fülle an Gedanken und Eindrücken spiegelt sich in der Haltung der Personen wider – und doch sind sie nicht zu sehen. Im Nebeneinander der Bilder wird deutlich, dass es der gleiche Raum ist. Der Mensch und das, was er tut, was er denkt, was in ihm abläuft, prägen die Szene.


„Unter zwei Augen“. Foto: Claudia Wirth

Trotz seiner Vernetztheit ist er als kommunikatives Wesen seltsam einsam. Nähe und Distanz, Unwägbarkeit und Kontrolle werden zum Thema. In der Ausstrahlung von Einsamkeit und sozialer Kälte erinnern die Szenerien an den großen amerikanischen Maler Edward Hopper.

„Uganda“

Die Bilder aus Uganda zeigen Menschen, die sich gestaltend in der mit ihnen verwobenen Natur befinden und sie als Lebensraum nutzen. Wo in den anderen Serien die Vereinzelung der nur äußerlich verbundenen Personen deutlich wird, vermittelt die afrikanische Serie Zusammengehörigkeit. Der Boden wärmt in seiner roten Färbung, die Wiese fängt weich auf, der grüne Rasen trägt das Kind, das sich voller Vertrauen in die Gegebenheit der Umstände hineinfallen lässt. Die bunten Farben kontrastieren mit der Lebensrealität.


„Uganda“. Foto: Reinhold Schmid

Claudia Wirths tiefgründige Bilder gehen über die reine Darstellung von Situationen hinaus. Sie sehen den Menschen in seinen Bezügen, die sie in Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, in Unwesentlichem und Alltäglichem zeigt.
Damit trifft sie auf etwas, was uns häufig aus dem Blick gerät. Der Wert der Zwischenräume, der Zwischenmomente rückt ins Licht: Das Alltägliche transportiert das Wesentliche des Lebens.
Die Arbeiten verfügen zusätzlich über einen hohen dekorativen Wert, sind sie doch meisterhaft in Öl gemalt und komponiert. Auch hier gilt: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“. Darum sei an dieser Stelle ein Besuch wärmstens empfohlen.

Claudia Wirths Kurzvita: Die geborene Bambergerin und in der Fränkischen Schweiz lebende und arbeitende freischaffende Malerin studierte nach dem Abitur an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Kunst und Flächendesign. Nach Abschluss des Basisstudiums zog sie fünf Kinder groß. 2007 setzte sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Prof. Eva von Platen in bildender Kunst und freier Malerei fort und schloss 2011 als Meisterschülerin ab. 2012 Aufenthalt in Kampala, Uganda.

Die Ausstellung läuft bis 4. Mai und ist zu den Öffnungszeiten des Kulturcafés zu besichtigen.

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