Cornelia Piesk im wohlgestalteten Garten
Cornelia Piesk in ihrer Ausstellung „hortus formosus“. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Pilze? Pflanzen? Tiere? Oder fremdartige Wesen? Der Betrachter ist völlig frei, spazieren zu gehen im „wohlgestalteten Garten“ von Cornelia Piesk. Die Sauerlacher Künstlerin stellt unter dem Titel „hortus formosus“ Arbeiten auf Papier und Leinwand in der Galerie im Autopavillon Steingraber aus.
Das Thema „Garten“ beschäftigt Cornelia Piesk schon seit Jahren. Wer sich aber Bilder hübscher Blumengärten von ihr erwartet, liegt falsch. Denn die Künstlerin sieht im Garten eine kleine Welt in der großen. In den vergangenen sieben Jahren hat sie ihre eigene Sprache und Handschrift entwickelt.
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So sind ihre Bilder metaphorisch zu begreifen. Im Garten, wie in der großen Welt gibt es das Starke, Fordernde, das alles andere überwuchert. Es gibt das Kleine, Zarte, das zurückgedrängt wird und sich dennoch immer wieder durchsetzt. Und es gibt den Menschen, der in das Spiel der Natur eingreift, der das eine fördert und das andere beseitigt, oft aber von der Natur in die Schranken gewiesen wird.
Organische Formen verbinden
Das Verbindende in diesem Wechselspiel, so drückt es Cornelia Piesk aus, sind die organischen Formen, die Formen der belebten Welt, rund, gekrümmt, im Gegensatz zur unbelebten Welt mit ihren kantigen Formen.
„Gilbum horto“. Foto: MZ
Cornelia Piesk arbeitet sowohl mit Acryl, kombiniert mit Pastellölkreide oder schwarzen Stiften als auch mit Collagen. Ihre Acrylarbeiten haben eine doppelte Wirkung. Teils sind sie von durchscheinender Transparenz, fast wie Aquarellmalerei. Dann wirken alle Schichten über- und miteinander, sogar der die Linienführung des weißen Stiftes bleibt sichtbar und vermittelt die Lebendigkeit des Themas Garten.
Transparent und dicht
An anderen Stellen aber arbeitet die Künstlerin dicht und undurchlässig. Damit erzeugt sie in ihren Arbeiten die Spannung des Gegensatzes von Transparenz und Dichtheit.
Die neuesten Arbetein zum Thema „hortus formosus“. Foto: MZ
In ihren Collagen geht Cornelia Piesk den Schritt zur Abstraktion und Offenheit noch einen Schritt weiter als in der Malerei. Hält sie sich zunächst noch an das vorgegebene begrenzende Rechteckformat, verlässt sie dies für ihre aktuellen Arbeiten. Zwar ist die Grundlinie noch fest, um die Basis als Standfläche zu dokumentieren, nach oben hin zeigen die Arbeiten indes eine spielerische begrenzungslose Leichtigkeit.
Arbeiten in Schwarz-Weiß. Foto: MZ
Cornelia Piesk zeigt auch einige Schwarz-weiß-Arbeiten. „Da ist so viel Farbe drin“, sagt sie. Hier könne sie das Zarte im Garten gegen das Kraftvolle besonders deutlich herausarbeiten. Die Künstlerin hat ihren Serien verschiedene Titel gegeben. Da ist der „Hut im Garten“, also „caput in horto“ oder der “rotundum in horto“, wo es um das Runde geht. In der Serie „gilbum horto“ hat sie sich der Farbe gelb verschrieben. Und es gibt sogar den tanzenden Garten: „hortus saltans“.
Die Arbeiten bestechen durch ihre Leichtigkeit und Offenheit in der Deutung ebenso wie in ihrer malerischen Umsetzung, die von hoher künstlerischer Kompetenz zeugt.
Cornelia und Wolfgang Piesk bei der Vernissage. Foto: MZ
Die Vernissage wurde zu einer gelungenen Mischung aus Malerei, Literatur und Musik, denn Cornelia Piesk ist auch Schriftstellerin und las drei Kostproben aus ihrem jüngst erschienenen Buch „Wegfundstücke“.
Voluminöse Klänge
Da gab es einen poetischen Text von der gelbgrünen Lieblingstasse, die Erinnerungen weckt, einen melancholischen rhythmischen Text und eine heitere Übersetzung aus dem Schwedischen, die mit „und nicht gräme dich“ endete.
Ehemann Wolfgang Piesk, ehemals Fagottist im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, spielte dazu die passenden Stücke auf dem selten solo gehörten Kontrafagott. Es entfaltete seine voluminösen Klänge sehr unterschiedlich, beim „Im tiefen Keller sitz ich hier“ leitete er fröhlich zum Gespräch beim Wein über.