Katharina Schüller

Flächendeckende Corona-Tests per Online-Petition gefordert

Die Statistikerin Katharina Schüller bei ihrem Vortrag in Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn

Petition an Ministerpräsident

Belastbare Zahlen für eine saubere statistische Modellrechnung in der Coronakrise wünscht sich Katharina Schüller. Die Statistikerin hat eine Online-Petition an den bayerischen Ministerpräsidenten eingereicht, in der sie die Gewährleistung der nötigen Testkits und flächendeckende Corona-Tests fordert.

„Es ist unerträglich, dass wir Prognosen erstellen sollen, aber auf unsichere Modellrechnungen zurückgreifen müssen, weil uns das Zahlenmaterial fehlt“, sagt die Gründerin von STAT-UP in München. Sie ist auch an der Webseite „Unstatistik des Monats“ beteiligt, auf der sie gemeinsam mit dem Psychologen Gerd Gigerenzer, dem Ökonomen Thomas Bauer und dem Statistiker Walter Krämer monatlich Zahlen und deren Interpretationen hinterfragt.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Anders wachsen“ hielt sie im Holzkirchner Foolstheater im November vergangenen Jahres einen spannenden Vortrag.

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Wie werden Fallzahlen, wie werden Sterberaten, wie die Dunkelziffer berechnet? Hat social distancing die erhoffte Wirkung? All das seien Fragen, die die Bevölkerung beantwortet haben will. Die berechtigte Erwartungshaltung der Menschen an die Statistiker aber könne man nicht erfüllen, weil die Daten fehlen.

„Ich habe die Befürchtung, dass die Menschen denken, wir Statistiker sind nicht in der Lage, vernünftige Prognosen zu erstellen.“ Dieser Unsicherheit möchte die Statistikerin, die auch Psychologin ist, mit ihrer Petition an den bayerischen Ministerpräsidenten begegnen.

Maßnahmen sinnvoll

Sie ist fest davon überzeugt, dass die in Bayern getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sinnvoll sind, denn „wir sind nicht darauf vorbereitet, eine große Menge von Erkrankten zu behandeln.“

Corona-Tests
Social distancing ist sinnvoll zur Eindämmung. Foto: pixabay

Corona-Tests auf Antikörper fehlen

Unhaltbar aber sei die Situation, dass es an Testkapazität fehle. „Wir brauchen Corona-Tests, um herauszufinden, wie viele Menschen erkrankt sind, wie sich das Virus ausbreitet und wie schnell die Maßnahmen greifen.“ Sie fordert flächendeckend Stichprobentests an der Bevölkerung, um herauszufinden, wer infiziert ist und wer nicht. Bisher aber fehlten Tests auf Antikörper, die der Infizierte als Reaktion auf das Coronavirus entwickle. So wisse man nicht, wie viele Menschen bereits immun sind.

In der Petition heißt es:

„Wir fordern, unverzüglich repräsentative SARS-CoV-2-Tests durchzuführen und dazu sämtliche Mittel auszuschöpfen, um die Verfügbarkeit der nötigen Testkits zu gewährleisten – bis hin zu Exportbeschränkungen und der Verpflichtung von Unternehmen, die Testkits in Deutschland zu produzieren und einzusetzen. Statistik muss genutzt werden, um Schlimmeres für Menschen und Wirtschaft zu verhindern.“

Katharina Schüller hat herausgefunden, dass die Firma Roche aus Penzberg einen Test entwickelt hat, der auf den Namen „cobas SARS-CoV-2“ hört und mit dem man große Mengen an Proben auf das Corona-Virus testen kann. Deutschlandweit gebe es 100 Automaten für den Test.

Es fehlt an Testkits

„Damit könnte man 150.000 bis 400.000 Corona-Tests pro Tag machen, aber es fehlt an Testkits“, sagt die Statistikerin. Die Reagenzien für den Testkit würden bei Roche hergestellt, dann aber ins Ausland, wie nach China und in die USA geliefert. Es ist unklar, ob die Testkits nur dort produziert werden und was mit den Testkits passiert, die eine Berliner Firma namens TIB Molbiol angeblich in Deutschland produziert.

Corona-Tests
Flächendeckende Corona-Tests notwendig. Foto: pixabay

„Es ist unvorstellbar“, ist Katharina Schüller empört, dass die Testkits dann im Ausland ausgeliefert würden, wenn es zugleich nicht einmal möglich ist, wenigstens Stichproben von ein paar Hundert Menschen zu testen. Sie fordert Ministerpräsident Markus Söder in ihrer Petition auf:

Testkits müssen in Deutschland produziert werden

„Testkits müssen deshalb in Deutschland produziert werden und in Deutschland und Europa verbleiben, damit wir endlich vernünftig testen können, statt die Freiheit aller immer weiter einzuschränken und die Wirtschaft, insbesondere Selbstständige und kleine Unternehmen massiv zu beeinträchtigen.“

Sie wolle keinesfalls ein Unternehmen-Bashing veranstalten, stellt sie klar, aber Statistiker und Epidemiologen brauchen belastbares Zahlenmaterial. Sie fordere deshalb flächendeckende Corona-Tests, um zu lernen, wie die Ausbreitung bei dem neuartigen Coronavirus funktioniert.

Flächendeckende Corona-Tests

„Wir brauchen eine repräsentative Studie, um die Unsicherheit in der Bevölkerung quantifizieren zu können und die Pandemie zu stoppen“, sagt die Statistikerin.

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