Musikalische Fantasiereise mit dem Cristin Claas Trio
Cristin Claas und Stephan Bormann. Foto: Monika Ziegler
Konzert in Sonnenhausen
Eine außergewöhnliche und intensive Stimme kündigte Sängerin und Managerin Stefanie Boltz im Rahmen des Kulturangebots von Gut Sonnenhausen bei Glonn an und versprach dem erwartungsfrohen Publikum einen ganz besonderen Sonntagabend. Und wirklich – gemeinsam mit ihren Begleitern Christoph Reuter am Piano und Stephan Bormann an der Gitarre zauberte Cristin Claas in Sekundenschnelle ein staunendes Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer.
Stefanie Boltz organisiert die Konzerte in Gut Sonnenhausen. Foto: Monika Ziegler
Fantasie beginnt im Kopf
„Guten Abend, schön, dass Sie da sind“, begrüßt die Sängerin musikalisch ihre Gäste auf Gut Sonnenhausen. Dabei wechselt sie, in dem ihr eigenen Sound, fast unmerklich und doch unüberhörbar vom Englischen ins Deutsche und lässt die Herzen schwingen und swingen. Und sogleich mischen sich eigenartige Laute und Lautfolgen, Gegurre und unbekannte Wörter zu einem großen Ganzen. Singt Cristin Claas jetzt gar spanisch oder sind da auch portugiesische Sprachfetzen zu hören? Ungläubiges Staunen liegt auf den Gesichtern im Publikum. Dazwischen exzessive, ausdrucksvolle Gitarrenbegleitung von Stephan Bormann, laut und leise, magisch anmutend. Da erklingt nach dem Piano eine Melodica und fast gleichzeitig, so scheint es, trommelt der Pianist auch noch. Christoph Reuter verblüfft alle mit verschmitztem Lächeln.
Christoph Reuter und Cristin Claas. Foto: Monika Ziegler
„Es gibt hier wohl viele Menschen, die noch nie ein Konzert mit dem Cristin Claas Trio gehört haben“, stellt die Künstlerin vergnügt fest. „Und sie kennen meine selbst kreierte Fantasiesprache auch nicht“.
Genau, das ist es, eine eigene Kunstsprache, bei der man einzelne Worte nicht verstehen muss und die doch ganz eindeutig nach Klang und Intonation unterschieden und wahrgenommen wird. Die exzellente Stimme und virtuose Begleitung vervollkommnen das Gefühl von Fantasie und Einzigartigkeit der Darbietung. Und die besondere Sprache bewirkt so ganz nebenbei ein fröhliches Wippen von Kopf bis Fuß, dem sich fast niemand entziehen kann.
Cristin Claas. Foto: Monika Ziegler
Der Klang kann alles
Launige, entspannte Ansagen und Erklärungen von Sängerin und Pianist fügen sich zu einem wohligen Gesamtbild. „Fantasiesprache mit Übersetzung“ kündet Cristin an und schon erklingt „Der Kuckuck und der Esel“ in neuer, unbekannter, beschwingter Interpretation. Das Trio und seine Zuhörerschaft haben sichtlich Spaß daran. Ganz ruhig, fast statuenhaft, tief in sich versunken lauscht die Künstlerin nun mit geschlossenen Augen einem Gitarrensolo und einem langsam verklingenden Piano. Danach bringt sie einen gefühlvollen Song zu Gehör. „Ich bin ein Gezeitenkind. Meine Sorgen schreib ich in den Wind. Ich bin die Frau am Meer…“ und wieder mündet die verständliche Sprache in ihre einzigartige Fantasiesprache. Wind und Wellen, die Gischt des Meeres, alles ist förmlich und hautnah zu spüren. Aufatmen im Publikum, als Cristin sich verneigt.
Christoph Reuter hat sehr unterschiedliche Tasteninstrumente mitgebracht. Foto: Monika Ziegler
Nun nähert sich der Abend seinem „dramaturgischen Höhepunkt“. Es kommt das Lied vor der Pause. Schon beginnt ein Dialog zwischen Sängerin und Gitarrist, nachfolgend ein ebensolcher zwischen Sängerin und Pianist. Die Zuhörer werden angesprochen, zum Dialog verführt und mit unglaublicher Präsenz und Leichtigkeit zum Chorgesang animiert. „Genüsslich“ werden die unbekannten Laute und Worte nachgesungen. Wie von selbst erklingen die Melodien für Männer und Frauen.
Die Gedanken sind frei und Back in Time
Ergreifend klar, modern und und doch klassisch gestaltet die außergewöhnliche Sängerin das deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?“, das 1842 von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter veröffentlicht wurde. Wer würde sagen, dass diese Zeilen in unserer heutigen Zeit an Bedeutung verloren hätten?
Gitarrist Stephan Bormann. Foto: Monika Ziegler
Weiter geht es mit einem munteren Zwiegesang zwischen Christoph Reuter und den Gästen auf Gut Sonnenhausen. Hier kann der Pianist locker sein komödiantisches Talent ausspielen und das Publikum begeistern. Einfach und zwanglos lernen wir den englischen Text und üben die Melodie ein. Leise, also piano, sollen wir singen, dann mezzo forte und schließlich ganz laut. Geschafft! Und schon musizieren Künstler und Zuhörer gemeinsam und finden sich wieder bei „Back in time to the days we left behind“. Großer Jubel!
Da ereilen uns „gute und schlechte Nachrichten“. Das Ende des Konzerts naht. Wird der Zugabenteil wirklich genauso lang wie das ganze Konzert? Nein, leider nicht, obwohl ein Herr aus dem Publikum sich das ausdrücklich wünscht.
Es gibt aber u.a. eine sensationelle, anrührende Interpretation von Goethes „Sah ein Knab ein Röslein stehn“, bei der Cristin Claas noch einmal ihr großes Können und ihre zauberhafte Stimme voll zur Geltung bringen kann, bevor sie uns mit „Weich und warm in meinem Arm“ und einem zarten Schaudern in die Nacht entlässt. Anhaltender Applaus.
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