Cuarteto SolTan

Mit Cuarteto SolTango durch die Goldene Ära des Tangos

Das Quartett Cuarteto SolTan. Foto: Helge Augstein

Konzert in Gmund

Schon nach dem ersten Stück war in der Tenne in Kaltenbrunn ein frenetischer Applaus zu hören. Cuarteto SolTango setzte bereits beim 3. Konzert des diesjährigen Internationalen Musikfests am Tegernsee Maßstäbe und bezauberte die Zuhörerschaft mit einem furiosen Start. Die exzellenten Solisten bewiesen kraftvolle Stärke im Zusammenspiel und bildeten scheinbar mühelos eine perfekte Einheit.

Die Besetzung des Quartetts mit Thomas Reif an der Violine, Karel Bredenhorst am Violoncello, Andreas Rokseth am Bandoneon und Arrangeur Martin Klett am Klavier ist außergewöhnlich. Die vier Musiker führten charmant und gekonnt durch das Programm und nahmen das Publikum leichtfüßig intelligent mit auf eine ganz besondere Reise durch die Welt des Tangos in Argentinien in Kombination mit der Klassik eines Robert Schumann.

Schwungvoll, melancholisch und voller Rhythmus

So soll er sein, der Tango, schwungvoll mit kräftiger Intonation und klarem Rhythmus, aber auch bisweilen melancholisch und verhalten. Und so präsentieren die Vier von Cuarteto SolTango ihre Musik. Mitreißend und mit vollem Körpereinsatz gestaltet Martin Klett am Klavier seinen Part. Dabei streichelt er die Tasten ebenso wie er sie fordert, heftig und pointiert. „Tango ist ein ganzheitliches Erlebnis, das die Menschen bewegt“, sagt er und erzeugt gemeinsam mit seinen Kollegen ganz tiefe Schwingungen bei den Zuhörenden. Eigentlich möchten sie wohl am liebsten das Tanzbein schwingen, bleiben aber mit einem Lächeln im Gesicht dennoch ruhig sitzen und lauschen gebannt den unterschiedlichen Rhythmen.


Karel Bredenhorst, Andreas Rokseth, Martin Klett und Thomas Reif (v.l.) . Foto: Helge Augstein

Die kurzen Stücke in der Tradition von Tango und Malonga sowie Walzer verschiedenster Stile der argentinischen Ikonen bis hin zu den Wegbereitern des Tango Nuevo wie Holacio Salgan und Osvaldo Pugliese lassen den sensationellen Stehgeiger Thomas Reif und den grandiosen niederländischen Cellisten Karel Bredenhorst zur Höchstform auflaufen. Dazu gesellt sich der Norweger Andreas Rokseth am Bandoneon, das er meisterhaft, aber fast unaufdringlich essenziell für das Quartett spielt. Dieses Instrument versinnbildlicht mit seinem Klangbild perfekt den melancholischen Charakter des Tangos.

Andreas Rokseth erfüllt den Saal mit seinem auf Englisch gestalteten Sprechgesang, bevor Klavier, Streicher und Bandoneon einsetzen und die Stimmung anrührend melancholisch und ruhig weitertragen. „Im Kerzenschein“ nennen die Musiker einen weiteren Höhepunkt des ersten Teils, bei dem sie sehr akzentuiert die einzelnen Rhythmen gestalten.

Robert Schumanns Kanonische Studien in Kombination mit Tango

Eine Besonderheit erwartet das Publikum nach der Pause. Die „Fab Four“ spielen einige kanonische Stücke von Robert Schumann und verbinden sie mit ihrer Tangomusik. Dabei entstehen große „Spannungsbögen mit faszinierenden Übergängen, bei denen die innige, romantische Klangsprache Schumanns zauberhaft an die lyrische und mysteriöse Seite des Tangos anknüpft“. Soweit die Ankündigung im Programmheft.

Martin Klett führt kurz in den nun folgenden Block ein und beschreibt die Töne und musikalischen Verbindungen mit Klavier und Streichern sowie den Kontext eines besonderen Stücks als „Rauschen des Meeres“ und das Schlusslied „als ein Gebet“, das sich ruhig in Stille verwandelt.


Applaus für das Quartett. Foto: Helge Augstein

Sanft und einfühlsam beginnen die Musiker ihre Melodien, harmonisch abgestimmt mit den Klängen des Bandoneons. Zunächst getragen dahingleitend mit Geige und Violoncello entsteht eine Musik zum Träumen und Entspannen. Langsame Bogenstriche auf der Violine korrespondieren in schneller Abfolge mit heftigem Klavierspiel, bevor sie in kurzen, bedeutsamen Pausen wieder verklingen. Ohne das Bandoneon setzen Streicher und Klavier die kanonischen Studien fast magisch in Gleich- und Wohlklang fort. Bei den Tangopassagen gibt das Bandoneon wieder den Ton an und beschert das unverwechselbare Gefühl der Welt Südamerikas.

Als Abschluss hören wir noch einmal Tangomusik mit einem Stückchen „Sahnetorte“, wie Karel Bredenhorst sie beschreibt. Da wirbelt das Klavier, der Meister am Bandoneon lässt sein Instrument voller Elan erklingen und die Streicher verzücken mit ihrer Kunst.


Tango beim Musikfest am Tegernsee mit Cuarteto SolTango. Foto: Monika Heppt

Und als besonderes Geschenk gibt es als Zugabe sogar noch eine hinreißende, aber ungenannte Weltpremiere in Kaltenbrunn, die zu wahren Jubelstürmen in der Tenne führt.

Am heutigen Samstag, 6. Juli, heißt es um 19 Uhr auf Gut Kaltenbrunn „Europa tanzt“ mit der Akademie für Alte Musik und Konzertmeister Georg Kallweit, sowie Sprecherin Elke Kottmeir. Das gesamte Programm finden Sie auf der Webseite des Internationalen Musikfestes am Tegernsee.

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