Cyber security: „Wer schützt unsere Daten?“
Cyber Security. Foto: pixabay
Zoomkonferenz bei acatech am Dienstag
Durch die Corona-Krise sind wir zuhause und am Arbeitsplatz mehr denn je auf digitale Kommunikation und Datenaustausch angewiesen. Möglichkeiten und Herausforderungen der Cyber Security diskutierten bei acatech am Dienstag Wissenschaftler mit Teilnehmern der Zoom-Konferenz.
In Kooperation mit vhs.wissen live und dem Bayerischen Volkshochschulverband hatte acatech am Dienstag wieder einmal ein gesellschaftlich höchst brisantes Thema aufgegriffen. Dr. Marc-Denis Weitze, der die Reihe bei der Akademie der Technikwissenschaften in München vor vier Jahren ins Leben rief, betonte das Anliegen, aktuelle Technikthemen verständlich darzubieten.
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Kurator Dr. Marc-Denis Weitze. Foto: acatech
Wie in einem Brennglas sei durch Corona deutlich geworden, wie sehr wir von der Digitalisierung abhängen, eröffnete acatech Mitglied Prof. em. Dr. Klaus Mainzer von der Technischen Universität München die Diskussion. Ob Versorgungsnetze, Apps oder Videokonferenzen, es gehe nicht nur um Cyber Security sondern auch um Sicherheitsempfinden der Nutzer.
Grundrechte im Widerspruch
Je mehr Wissen da sei, umso höher sei die Unsicherheit, letztlich brauche es Gebrauchsanleitungen für IT-Dienstleistungen.
Wieviel von Datenschutz und IT-Sicherheit ist gesund, fragte acatech Mitglied Prof. Dr. Jörn Müller-Quade vom Lehrstuhl Kryptographie und Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie. „Die Grundrechte können im Widerspruch zueinanderstehen, wie Datenschutz und Gesundheit, wie man an der Corona App sehen könne. Oder die Videoüberwachung verletze die Privatsphäre, helfe aber bei der Kriminalitätsbekämpfung. Eine Lösung sei hier die verschlüsselte Speicherung in den Kameras.
Zoomkonferenz mit Prof. Dr. Jörn Müller-Quade, Prof. Dr. Claudia Eckert und Prof. em. Dr. Klaus Mainzer. Foto: acatech
Ein großes Problem aber seien Telekommunikationsüberwachung und Schwellwert-Kryptosysteme mit öffentlichen Schlüsseln. „Warum spielt das in der öffentlichen Diskussion keine Rolle?“, fragte er. Letztendlich werde das Thema totgeschwiegen. „Wir dürfen keine Hintertüren für die Mafia bauen.“
Wir brauchen Sicherheitskultur
Und wie könne man die beiden Rechte Sicherheit und Freiheit in Einklang bringen? Gibt es eine Kryptografie, die vor Massenüberwachung schützt? Indem Zugangsdaten verteilt gespeichert werden oder nur für Strafverfolgung benutzt werden, schlug Jörn Müller-Quade vor. Man müsse in der öffentlichen Diskussion berücksichtigen, welche technischen Möglichkeiten es gebe und überlegen, was man wolle.
„Wir brauchen eine Sicherheitskultur“, forderte acatech Mitglied Prof. Dr. Claudia Eckert vom Lehrstuhl Sicherheit in der Informatik an der TU München und Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit. Dies betreffe den Verbraucher ebenso wie Unternehmen und die Politik.
Die Informatikerin zeigte ihre Thesen in Analogie zur Sicherheit in Coronazeiten und bearbeitete die Punkte Hygienemaßnahmen, Vorbeugung, Impfen und Behandlung.
Der Verbraucher müsse bewusst agieren, Passworthygiene betreiben, Vorsicht walten lassen bei Attachments, WLAN-Hotspots und social media. Er könne vorbeugen, indem er gute Passwörter benutze, die Sicherheitseinstellungen aktiviere und nicht benötigte Dienste abschalte.
Taschenlampe greift auf Adressdatei
Zur Immunisierung schlug Claudia Eckert einen Virenscanner, sichere Kommunikation, verschlüsselte Speicherung, Sicherheitsupdates vor und warnte vor ungewollten Zugriffen, wie die der Taschenlampe auf die Adressdatei.
Zur Behandlung entstandener Sicherheitslücken empfahl sie Trennen der Internetverbindung, Datensicherung und Wiederherstellung aus gesicherter Cloud.
Datenschutzgrundverordnung. Foto: pixabay
Aber auch IT-Unternehmen müssten Sicherheitsvorkehrungen treffen, wobei insbesondere Transparenz, Zertifizierung und Open Source, sowie Risiko- und Bedrohungsanalyse geeignete Instrumente seien.
Von der Politik forderte die Wissenschaftlerin Vorbildfunktion, geeignete Gesetze, aber auch die Förderung alternativer Technologien, dazu Kontrollen, Bussgelder und eine Blacklist für die schwarzen Schafe der Branche.
Datenschutz und Datennotwendigkeit
Ihr Fazit: Sicherheit ist eine gemeinsame Verantwortung und abhängig vom schwächsten Glied. Dabei sei die Coronakrise eine tolle wissenschaftliche Herausforderung, wie man den Spalt zwischen Datenschutz und Datennotwendigkeit überbrücken könne.
Die Corona App, so schloss Klaus Mainzer die lebhafte Diskussion, sei ein positives Beispiel für die Sicherheitsanforderungen und für die Demokratiebildung.