Max und Moritz, Rosie & Co.
„Da bin ich“ – Kinderbuchillustration von F.K. Waechter. Foto: Ines Wagner
Ausstellung im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee
“Da bin ich“ sagt der kleine Kater und lehrt, was es heißt, Ungewöhnliches zu wagen. Das Olaf Gulbransson Museum zeigt Bildergeschichten namhafter Illustratoren, von Wilhelm Busch bis F.K. Waechter und Philipp Wächter – nicht nur für kleine Angsthasen und Helden.
Eigentlich müsse es heißen „Da sind wir…“ korrigierte sich Gisela Vetter-Liebenow vom Wilhelm-Busch-Museum Hannover in ihrer Einführungsrede zur Eröffnung der Ausstellung gestern in Tegernsee. Wir, meinte sie, das sind auch Max und Moritz, Olaf der Elch, Rosie die kleine Häsin, der Maulwurf Grabowski und noch ein weitere Helden aus dem Schatz der ausgestellten Kinderbuchillustrationen. Aber ihre Lieblingsgeschichte sei die des kleinen, tapferen Katers, dessen Geschichte Namensgeber der Ausstellung ist.
Gisela Vetter-Liebenow vom Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch Hannover. Foto: Ines Wagner
„Da bin ich“ sagt er, nachdem er an der richtigen Klingel geklingelt hat. Nachdem er ertränkt werden sollte, beinahe als Haifischfutter geendet hätte, statt dessen aber kurzerhand den Hai mit der Pistole eines toten Piraten erschoss, ihn danach vollständig auffraß, um wieder zu Kräften zu gelangen, tief Luft holte, und… und … Ja, an dieser Stelle soll nicht alles verraten werden, nur soviel, dass diese zauberhafte Bildergeschichte des berühmten Zeichners und Illustrators F.K. Waechter mit wenigen Worten und liebevollen Zeichnungen eine fantastische Heldengeschichte erzählt.
Fantasievoller Bruch mit der heilen Kinderwelt
Das ist der rote Faden, der auch die Bildergeschichten von Wilhelm Busch, Volker Kriegel, Luis Murschetz und Philip Waechter miteinander verbindet. Es sind liebevoll illustrierte Geschichten von Mut und Zuversicht, von Spielen und Streichen und Abenteuern liebenswert-verrückter Helden, die das Olaf Gulbransson Museum in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch präsentiert. Die Illustrationen zeigen einen fantasievollen Bruch mit Konventionen und romantisch-verklärten oder naiven Vorstellungen einer heilen Kinderwelt. Kinder können oftmals viel besser mit den Geschichten umgehen, als Eltern meinten, auch wenn es gruselige, traurige oder grausame Geschichten sind, wie beispielsweise die von Max und Moritz, so Gisela Vetter-Liebenow.
F.K. Waechter: Nimmt sich von den Piraten Hose, Hemd und Pistole – der kleine, mutige Kater. Foto: Ines Wagner
Wilhelm Buschs fragile Originalzeichnungen aus dem Jahr 1864 sind auf nichtbeständigem Papier entstanden und werden nur noch sehr selten der Öffentlichkeit präsentiert. Das Museum zeigt jetzt die nicht minder beeindruckenden Faksimiles aus dem Jahr 1964 – der Kinderbuchklassiker schlechthin, übersetzt in 200 Sprachen und Dialekte.
Zeitgleich mit F.K. Waechter veröffentlichte Volker Kriegel zahlreiche Kinderbücher, beispielsweise die Geschichte des Mädchens Harmony, die sich alle Menschen ihrer Umgebung als Tiere vorstellt. Mit feinen Blei- und Buntstiftstrichen portraitiert und persifliert er die Welt der Erwachsenen und Geschwister. „Olaf taucht ab“ verzaubert jung und alt mit einer fantasievoll illustrierten Geschichte um Elch Olaf und den Weihnachtsmann, Piraten, ein U-Boot, eine große Truhe Gold und diverse Abenteuer.
Umweltproblematische Themen für Kinder erzählt
Ein mitreißender Geschichtenerzähler ist auch Luis Murschetz, Karikaturist, Kinderbuchautor und langer Begleiter des Gulbransson Museums. Er zeigt im Rahmen der Ausstellung in privater Leihgabe die Vorzeichnungen zu seinem berühmten „Maulwurf Grabowski“. In fein gearbeiteten Bilden thematisierte er bereits in den 70er Jahren die aufkommende Umweltproblematik anhand der Geschichte des von Baustellen vertriebenen Maulwurfs.
Gemütliche Leseecke für Groß und Klein. Foto: Ines Wagner
Für diese zauberhafte Ausstellung sollte man sich genügend Zeit nehmen. Wenn man zum Beispiel gemeinsam mit der ängstlichen kleinen Häsin Rosie die Angst besiegen lernt. Wie das? Rosie erkennt, dass man sich der Angst stellen muss – zum Beispiel in der Geisterbahn. Einfühlsam und pointiert erzählt Philip Waechter, der Sohn F.K. Waechters, die ungewöhnliche Mut-Geschichte. In ein er anderen, klug mit dem Stift erzählten Geschichte zieht die kleine Helene hinaus in die Welt, weil ihr Vater ein Krakeeler ist. Philip Waechters Illustrationen sind erstmalig gemeinsam mit denen seines Vaters ausgestellt.
aus Philip Waechter: „Der Krakeeler“. Repro: Ines Wagner
Die Ausstellung wurde anlässlich der Neuauflage der Märchen von Hans Christian Anderson mit Zeichnungen Olaf Gulbranssons initiiert. Junge und erwachsene Ausstellungsgäste werden gleichermaßen fündig in den liebevollen Details der abenteuerlichen, fantasiereichen Illustrationen. „Da bin ich“, wird auch sagen, wer sich in den Geschichten wiederfindet.