„Dass er die Herrlichkeit des Paradieses erlebt“
Barocke Künste auf einem Bild vereint. Foto: Kultur- und Orgelzentrum Valley
Konzert in Valley
Stabat Mater – die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Sohn. Eine zutiefst bedrückende Situation. Und doch ist das Konzert der Valleyer Barockmusikfreunde in der Zollinger Halle, unter dem Motto „Musica Di Baviera“, die reine Freude.
„Musica Di Baviera“ – der aus einer Vesperkomposition des Tegernseer Benediktiners Chrysogon Zech stammende Titel, ist gleichzeitig der Name einer fünfteiligen Reihe barocker Musik. Der Orgelexperte Sixtus Lampl hat für das Jahr 2018 eine Konzertreihe in der Zollinger Halle in Valley erstellt, die vergessene bayerische Barockmusik wiederbeleben soll. Denn „das barocke Bayern habe neben den Höchstleitungen der bildenden Künste ebensolche in der Musik hervorgebracht“.
Chor und Orchester der Valleyer Barockmusikfreunde. Foto: Antonie Huber
Den vierten Teil dieser Konzertreihe durfte ich vergangenen Sonntag besuchen. Solisten, Chor und Orchester der Valleyer Barockmusikfreunde brachten, unter Leitung von Sixtus Lampl, Stabat Mater und Miserere von Pater Nonnosus Madlseder aus Andechs (1730-1797) auf die Bühne der Zollinger Halle.
Große Klangfülle
Das Orchester bestand lediglich aus acht Streichern und einer Orgel, gespielt von Inge Lampl. Später kamen noch eine Trompete und ein Horn dazu. Auch der Chor, mit seinen rund 15 Sängern, war eher von kleiner Besetzung. Doch neben sehr feinen und leisen Tönen schafften es die Musiker und Sänger immer wieder, eine großartige Klangfülle zu erzeugen. Sie zog den Zuhörer ganz intensiv in die Musik mit hinein. Sicherlich wurde dieser Effekt auch durch die wunderbare Akustik der Zollinger Halle verstärkt. Wer hier schon einmal in einem Konzert war oder gar selbst gesungen oder gespielt hat, weiß wovon ich spreche. Alle anderen sollten sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Die besondere Konstruktion der Zollinger Halle bewirkt eine grandiose Akustik. Foto: Antonie Huber
Stabat Mater – die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Sohn. In der Musik von Madlseder wurde das Leid allgegenwärtig. Durch Dissonanzen, Vorhalte und viele Moll-Klänge drückte der Komponist eben dieses Gefühl aus. Und obwohl hier eine bedrückende Grundstimmung herrschte, sah ich den Sängerinnen und Sängern die Freude am Musizieren sehr wohl an. Sie alle sind Laien auf ihrem Gebiet. Aber gerade das bewirkt wohl, dass sie mit vollstem Engagement dabei sind und ihrem Dirigenten auf jeden Fingerzeig folgen.
Hervorragende Solisten
Besonders zu erwähnen sind natürlich die fünf Gesangssolisten. Simon Mayerhofer und Bernhard Vorwerk überzeugten mit ihren fülligen Bassstimmen, die je tiefer die Melodie ging, umso kräftiger erschienen. Die Altistin Traudl Fröhlich beschenkte das Publikum im dritten Satz des Misereres mit wunderbaren Verzierungen. Anna-Maria Greindl sang ihren Sopran mit einer auffallenden Leichtigkeit und Freude. Und wenn Günther Vysniauskas seine Tenorstimme erklingen ließ, war das Publikum einfach nur beeindruckt.
Sixtus Lampl hält eine Gedenkrede an Toni Schelle. Foto: Antonie Huber
In der zweiten Hälfte des Konzertes stimmte Sixtus Lampl eine Gedenkrede an den kürzlich verstorbenen Toni Schelle, ein langjähriges Mitglied seines Orchesters, an. Er erzählte Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Zeit. Und er beeindruckte vor allem mit der Tatsache, dass die zurückgebliebene Witwe Schelles noch immer Teil des Orchesters ist. Denn auch beim Gedenkkonzert an den Verstorbenen spielte sie an der Bratsche mit. Das muss wahre Freude an der Musik sein.