delian::quartett in Tegernsee
Ein beeindruckendes Konzert gab das delian::quartett im Barocksaal des Tegernseer Schlosses für die Reihe „Podium für junge Solisten“. Es scheute sich nicht, ungewöhnliche Literatur stilgerecht zu präsentieren: Purcell, Shostakovich und Bach.
Adrian Pinzaru, Violine, Andreas Moscho, Violine, Aida-Carmen Soanea,Viola, und Romain Garioud, Violoncello, spielten Kammermusik auf höchstem Niveau.
Mit Purcells Fantazias Nr 6 in F-Dur und Nr. 10 in e-Moll, eröffnete das Ensemble den Abend. Die damals überaus beliebte, strenge barocke Unterhaltungsmusik des 17. Jahrhunderts liess das delian::quartett mit feierlichem Ernst und stilgetreuer, vibratoloser Tongebung, klar und stolz erklingen, und offenbarte dabei seine hoch entwickelte Sensibilität, und seine Fähigkeit unglaublich feine Klangabstufungen zu schaffen. In Mozarts „Dissonanzenquartett “C-Dur KV 465 zeigte das Ensemble noch mehr von seiner „Leichtigkeit des Klanges“, tauchte in die Dramatik der Adagio-Introduktion und des folgenden Allegro ein, holte poetischen Klangzauber aus dem Andante cantabile, steigerte allmählich die Spannung über das tänzelnde Menuett, zeichnete die dynamischen Ausschläge des c-moll Trios getreu nach, und brach elanvoll in die energiegeladene Musik des Abschlusses auf.
Mit dem Streichquartett Nr. 6 G-Dur von Shostakovich setzte sich das delian::quartett ein eigenes Denkmal: so eindringlich und versunken, so spielfreudig und ausdrucksvoll gestaltete es dieses Werk. Intensiv und vehement wühlte es mit den Klangfarben des Allegretto auf, blieb leidenschaftlich bis zum allmählich friedlich-sanftem, beruhigendem Ausklang. Tänzelnd und hüpfend bereiten die Violinen im Moderato con moto das Feld für die melodiös geführten Notengirlanden von Cello und Viola vor, gleitendes Glissando riefen die Geigen auf das packende Cello-Pizzicato, und dann, von dieser fast burlesken Stimmung wendet sich die Atmosphäre zu einer Erzählung aus erhöhtem Bewusstseinszustand, einem innigst-hymnischen Lento, ein interpretatorisches Juwel von Tiefe und vollendeter innerer Ruhe mit Schmerz und Wille, Liebe und Kraft zugleich, als ein versunkenes, mutig-würdiges Gebet. Von humorvollem, tapsigem Charakter ist das Finale, und launig stiegen die vier Streicher in diese Musik ein, steigerten Dynamik und Geschwindigkeit zum Ende hin, und gaben sich der geistvollen Verarbeitung des thematischen Materials der vorangegangen Sätze mit Eindringlichkeit und Freude hin, sowie dem besänftigenden, versöhnenden Schluss.
Bachs „Kunst der Fuge“ BWV 1080 schlug den Bogen zu den ersten Stücken des Abends, zur barocken Musik. Das delian::quartett nahm die melodiösen Töne der Kontrapunte Nr. 1 und 4 als erhabenen Fluss, würdig klangfreudig, von Klarheit und Weisheit getragen, eine vornehme und edle Interpretation. Kontrapunkt Nr. 3 wurde zur himmlischen Zugabe.