Demenz – Theater in liebevoller Haltung
Liza Riemann und Christine Reithmeier als Tochter und Mutter. Foto: das kleine ensemble
„Ich erinnere mich genau“ ist der Titel des Theaterstückes, das zum Themenabend „Demenz“ am Freitag, 16. März um 20 Uhr in der evangelischen Kirche Miesbach zu sehen sein wird. Schauspielerin Liza Sarah Riemann hat im Vorfeld ein Interview gegeben.
MZ: Sie haben 2013 mit Christine Reitmeier das kleine ensemble gegründet, das sich mit existenziellen Themen befasst. Inzwischen haben Sie vier Stücke selbst produziert, darunter „Ich erinnere mich genau“, das sich mit dem Thema Demenz befasst. Wie kam es dazu?
LR: Christine hatte schon viele Jahre vor, diese Produktion zu machen. Nachdem sie bereits mit „Oskar und die Dame in Rosa“ Erfolg hatte und wir uns kennen lernten, reifte die Idee, zumal deshalb, weil es ein Netzwerk von Menschen gab, die das Thema als Theaterstück haben wollten. Insbesondere von Hospizen war die Nachfrage vorhanden, Demenz aufklärend zu behandeln.
Berührende Szenen zwischen Mutter und Tochter. Foto: das kleine ensemble
MZ: Wie sind Sie auf dieses Stück von Brian Lausund gestoßen?
LR: Wir haben recherchiert, aber nicht das richtige gefunden. Und so haben wir es schreiben lassen. Das ist nicht das erste Mal. Wir haben schon mehrfach ein Thema gesucht, das uns interessiert und dann dazu schreiben lassen oder selber geschrieben. Dazu holen wir uns dann Profis, wie Brian Lausund.
MZ: Woher kennen Sie ihn?
LR: Brian war Oberspielleiter am Theater Rott an der Inn in Eggenfelden, wo Christine und ich schon öfter als Paar gespielt haben. Er kannte uns genau und wir haben ihm exakt gesagt, was wir wollen. Gemeinsam mit dem Regisseur Sebastian Goller haben wir dann die Idee entwickelt und umgesetzt.
MZ: Und seit wann spielen Sie das Stück?
LR: 2013 war Premiere und wenn wir nach Miesbach kommen, dann ist es genau die 101. Vorstellung. Wir sind damit durch ganz Deutschland gereist, bis hinauf nach Sylt, aber auch nach Österreich wurden wir eingeladen. Oft ist es die Alzheimer Gesellschaft, die uns zu Kongressen einlädt. Theater gibt den Teilnehmern manchmal mehr als nur Theorie.
Die Tochter (Liza Riemann) pflegt die Mutter (Christine Reitmeier). Foto: Name
MZ: Demenz ist ein schwieriges Thema. Wie sind Sie herangegangen?
LR: Mit einer liebevollen Haltung. Theater soll ja berühren. Es soll aber auch nicht vor der Brutalität dieser Erkrankung verschonen. Wir achten darauf, dass es eine Begegnung ist, die das Herz berührt. Wir wollen, dass die Menschen herausgehen mit dem Gefühl, verstanden und aufgefangen zu sein. Denn die Angehörigen haben es schwer.
LR: Sie gehen also davon aus, dass Sie mit dem Theater Betroffenen helfen können?
LR: Ja, Theater hat eine heilsame Qualität, es beschönigt nicht. Wir greifen auch das Tabuthema Gewalt auf, denn das kommt vor. Die Tochter schlägt einmal die demente Mutter.
„Ich erinnere mich genau..“. Foto: das kleine ensemble
MZ: Wie ist die Resonanz beim Publikum?
LR: Oft kommen hinterher Angehörige zu uns und sagen, das haben wir auch so erlebt. Das kann eben passieren und es ist gut, wenn man darüber spricht.
MZ: Haben Sie selbst auch persönliche Erfahrungen mit Demenz?
LR: Nein, das haben wir nicht, aber das Thema ist wichtig in der Gesellschaft. Und so ist das Stück unser Beitrag als Künstler und es macht uns große Freude.
Mutter und Tochter in gemeinsamer Erinnerung. Foto: das kleine ensemble