Denkmaltour durch Miesbach
Auch der Saalbau des Café Kern war Teil der Denkmaltour in Miesbach. Foto: Jana Raspotnig/Neven Denhauser
Denkmaltour Miesbach
Wie können geschichtsträchtige Bauten erhalten und doch neu genutzt werden? Dieser Frage widmet sich Sabine Weigand, Mitglied des Bayerischen Landtags und denkmalpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, in ihrer alljährlichen Denkmaltour durch Bayern. Auch in der Kreisstadt Miesbach machte die Historikerin und Autorin einen Stopp und ließ sich durch eine Stadt führen, die zum Großteil selbst unter Ensembleschutz steht und eingetragenes Bodendenkmal ist.
„Nichts ist nachhaltiger als ein Denkmal. Aber um das volle Potenzial unserer gebauten Geschichte zu nutzen, müssen wir einen Weg finden, unsere Denkmäler zukunftstauglich zu machen“, sagte Sabine Weigand, die auch Mitglied im Bayerischen Landesdenkmalrat ist. Bestes Beispiel ist dafür das sich gerade im Umbau befindliche ehemalige Kloster in der Münchner Straße. Das ehemalige Kloster der Armen Schulschwestern wird derzeit von der Stadt zu einer Kindertagesstätte umgebaut.
Baustellenbesichtigung des Miesbacher Kinderhauses mit (v.l.) Manfred Burger, Christian Goldbach, Sabine Weigand und Gerhard Braunmiller. Foto: JR/ND
Es ist Sinnbild dafür, dass es enormer Kreativität bedarf, geschichtsträchtigen Bestand neu umzunutzen und welche Herausforderungen beim Sanieren eines Altbaus auftreten. „Denkmäler sind immer eine Wundertüte“, merkte sie an. Dem konnten ihre Begleiter auf der Denkmalschutztour durch Miesbach nur zustimmen. Neben Bürgermeister Gerhard Braunmiller und Vize-Bürgermeisterin Astrid Güldner, hatten sich auch Kreisbaumeister Christian Boiger, Bezirksrätin Elisabeth Janner, Bundestagsmitglied Karl Bär und Stadtrat Manfred Burger zu dem Stadtrundgang gesellt.
Denkmalschutz erfordert Kreativität
Im Fall des alten Klosters mussten laut dem Kreisbaumeister vor allem Kompromisse zwischen Brandschutz, energetischer Ertüchtigung und Denkmalschutz gefunden werden. „In Anbetracht des Denkmalschutzes haben wir uns weit aus dem Fenster gelehnt, aber Objekte müssen belebt und geliebt sein, um wertgeschätzt zu werden. Deshalb waren bauliche Kompromisse und kreative Lösungen notwendig“, erklärte Christian Boiger.
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Konkret bedeutet dies, dass in den alten Gemäuern etwa der Handlauf der historischen Haupttreppe kindgerecht angepasst werden musste. Auch ein doppelter Boden wurde in den Räumen eingebaut, denn durch die bisher hohen Brüstungen und Fensterbretter war der Abstand zu den Fenstern zu groß für Kinder. Die Architekten des Planungsbüros Leupold Brown Goldbach, welche mit dem groß angelegten Umbau des historischen Gebäudes betraut sind, erläuterten bei der Baustellenbegehung, wie der Dialog zwischen Gestaltung und Denkmalschutz an vielen Stellen funktioniert hat. Wie etwa auch beim Einbau einer zweiten Haupttreppe für einen notwendigen Rettungsweg.
Hohe Kosten und Auflagen
Doch bei aller Liebe zum Denkmalschutz betonte Vize-Bürgermeisterin Astrid Güldner auch, wie die zusätzlichen Kosten durch die Sanierung des Gebäudes den Haushalt der Stadt Miesbach belasten. „Ohne Frage wird das Kinderhaus sehr schön, aber es ist auch eine teure Angelegenheit. Wir kommen hier einer wichtigen Pflichtaufgabe nach, aber die Kosten der Sanierung, auch aufgrund der derzeitigen Baukostenexplosion, bringen Kommunen wie Miesbach an die Grenzen des Leistbaren.“
Die Denkmalschutztour ging durch die Stadtmitte von Miesbach. Foto: JR/ND
Sie forderte mehr und umfangreichere Förderungen für Gebäude, die sowohl Denkmäler sind als auch für Pflichtaufgaben wie Kinderbetreuungsplätze umgenutzt werden. Gerade um solche Fallbeispiele kennenzulernen, macht sich Sabine Weigand jährlich auf ihre Denkmalschutztour. „Ich sammle hier Input, Hinweise und Handlungsaufforderungen für meine parlamentarische Arbeit“, erklärte sie. Ihr Ziel sei es herauszufinden, wie sie sich fortwährend für einen sinnvollen Bürokratieabbau, eine bessere Unterstützung der Gemeinden und mehr Bauen im Bestand einsetzen könne.
Eine Stadt voller Denkmäler
Doch mit dem alten Kloster war die Denkmalschutztour durch Miesbach noch nicht getan. Es ging weiter durch die Stadt, vorbei am ehemaligen Handwerkerhaus – dem sogenannten Hirmer-Häusl aus dem Jahr 1783 – bis zur evangelischen Apostelkirche mit dem neuen erweiterten Gemeindezentrum mit Inklusionscafé. Auch der Untere Marktplatz ist ein ganzes Denkmalensemble und über 50 ehemalige und bestehende Einzeldenkmäler zieren die Kreisstadt. Zu ihnen gehört auch der Saalbau des Café Kern aus dem Jahr 1936, welches als sogenannte Protestarchitektur gegen die NS-Diktatur gelesen werden kann. „Beim Café Kern finde ich es sehr schade, dass das Haus schon seit Jahren leer steht, denn ein denkmalgeschütztes aber verfallenes Haus im Zentrum nutzt niemandem“, beklagte Astrid Güldner und thematisierte damit auch das allgemeine Problem des Leerstands von Denkmälern der Stadt: „Leerstand mitten im Zentrum ist Gift für unsere Städte.“
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Zu hohe Auflagen und damit verbundene Kosten des Denkmalschutzes wären dabei ein großer Faktor. „Der historische Baubestand in Miesbach bietet großes Zukunftspotential. Jedes Denkmal birgt eine Chance. Wir müssen unser gebautes kulturelles Erbe erhalten, als Anker in die Vergangenheit, aber auch um unsere ökologische Bilanz zu verbessern. Und gerade in Zeiten von Wohnungsnot und Mietpreisexplosionen ist es notwendig, Denkmäler sinnvoll und verträglich zu nutzen“, betonte Sabine Weigand. Ortsbildprägende und identitätsstiftende Zeitzeugen müssten bewahrt werden. „Es ist schön zu sehen, wie es Miesbach gelingt, einen guten Dialog zwischen Denkmalschutz und sinnvollen Nutzungskonzepten zu führen“, sagte die sie zum Abschluss der Denkmaltour.