„DER BUTTER“ – „so vui schee“
DER BUTTER gibt es auch als Postkarte. Foto: MZ
Ausstellung in Bayrischzell
Mit der Ausstellung „DER BUTTER“ beschreitet die Galerie im Treppenhaus des Tannerhofs Bayrischzell neue Wege. Michael Wiethaus präsentiert keine Malerei, sondern Sprüche, sonst nichts. Sonst nichts? Man sollte sie gesehen haben und dann geht der Betrachtende schmunzelnd von einem Bild zum anderen.
Kommt ein Neubürger nach Bayern, wird er überrascht von grammatisch fragwürdigen Bezeichnungen wie „der Butter“ oder „der Radio“. All seine Bemühungen, den Einheimischen zu vermitteln, dass das eigentlich die Butter und das Radio heißt, scheitern. Stoisch beharren sie auf ihrer traditionellen Mundart.
Im Laufe der Jahre lernt dann die Zugereiste viele bairische Sprüche und findet sie zunehmend wohlklingend, witzig, treffend und ertappt sich irgendwann sogar dabei, sie anzunehmen und natürlich nicht originalgetreu, aber doch irgendwie auch auszusprechen.
Der Besucher wird mit „GRIAß Di“ empfangen. Foto: Petra Kurbjuhn
Michael Wiethaus alias Mixen ist kein Zugereister, er stammt aus dem Münchner Umland und machte, so ist es nachzulesen, seinen Weg von der elterlichen Gärtnerei zum Elektroniker bei der Münchner S-Bahn, bis zum Illustrator, Art Director und Dozenten.
Der Dialekt sollte nicht verlorengehen
Er erzählt: „Als ich dann nach München gezogen bin kam es immer wieder vor, dass mich Menschen auf bestimmte Wörter und Ausdrücke angesprochen haben, die ihnen fremd waren.“ Klar, in München gibt es viele Zugereiste. Er habe angefangen, diese Wörter und Ausdrücke in einem Büchlein zu sammeln. Aus dem Büchlein wurden Plakate und so mache er das nun seit 2014, denn der Dialekt sei der Ton einer Stadt und sollte nicht verloren gehen.
Welch schönes Wort. Foto: Petra Kurbjuhn
„Das Projekt stellt immer mehr einen Bedarf dieser Konservierung dar“, sagt er, diese Arbeiten finde man mittlerweile nicht nur in heimischen Wohnräumen, sondern auch in Agenturen, Gaststätten und vereinzelt im Öffentlichen Raum. „Sie erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt.“
Sprüche als Kunstwerke
Jetzt also haben die mundartlichen Sprüche als Kunstwerke ihren Weg in die Galerie des Tannerhofs gefunden und erfreuen sich auch dort großer Beliebtheit bei Gästen und Besuchern.
Es sind ja auch nicht nur Sprüche, sondern Michael Wiethaus hat sie in eine ganz eigene Schriftform gebracht. So lebt die Präsentation einerseits vom Inhalt der Worte, bairische Lebensart darstellend, kultivierend und erhaltend. Andererseits sind sie ebenso Designobjekte mit einer spezifischen Handschrift, also Kunst oder eine Symbiose von Dialekt und Design.
Wird oft benutzt, wenn es ganz und gar nicht passt. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Besucherin wird natürlich von „DER BUTTER“ empfangen, daran hat sie sich auch nach 37 Jahren in Bayern lebend nicht gewöhnen können, aber „GRIAß DI“ und „VOGELWUID“ versucht sie selbst auszusprechen, mangelhaft, versteht sich. Auch „BASST SCHO“, „JA MEI“ und „ZE FIX“ kann man aus ihrem Mund hören.
Viel mehr als „DER BUTTER“
Niemals indes „KENN I NED, MOG I NED“. Insgesamt sind es 17 Bilder, die es im Treppenhaus zu bestaunen, zu entdecken gibt, die zum Lächeln anregen oder gar zur Entscheidung, diesen Spruch in den eigenen Sprachgebrauch zu integrieren, wenn es denn die Einheimischen gestatten.
Ein Blick auf die Homepage von Michael Wiethaus zeigt, dass der Designer noch viel mehr als „DER BUTTER“ anbietet. Ein Eldorado für Sechzigerfans und Bierliebhaber, eine Einladung zum Stöbern, hier finden sich ideale Geschenke.
Er selbst schreibt über sich: „Sein Herz schlägt für Fußball, Skateboarding, Musik und den dazugehörigen Subkulturen.“
Und was finde ich im Gästebuch? Die Eintragung „vui schee“, ich ergänze, so wie es in unserer zugereisten Familie üblich ist zu sagen: „so vui schee“.
Zum Weiterlesen: Wenn aus weniger mehr wird