Detektivische Heimatforscher
Die Freude über das gelungene Werk ist ihnen ins Gesicht geschrieben: Daniel J. Glasl, Landrat Olaf von Löwis und Anton Stetter (v.l.). Foto: MZ
Neuerscheinung auf dem Buchmarkt
Als Jahrhundertwerk bezeichnete Anton Stetter das soeben erschienene Buch „Der historische Bezirk Miesbach-Tegernsee“, das er gemeinsam mit Verleger Daniel J. Glasl verfasste und das im kleineheimat Verlag Tegernsee erschien.
„Wir haben so etwas noch nicht“, konstatierte Landrat Olaf von Löwis, in dessen Amtszimmer das soeben erschienene schwergewichtige Buch von den beiden Autoren vorgestellt wurde. Und er fügte an: „Es kann sich sehen lassen, damit sind wir ganz vorn dran.“
Den heutigen Landkreis Miesbach in seiner ganzen Fülle kenne keiner so richtig, begründete Anton Stetter die Intention für das Buch. Gemeinsam mit dem Tegernseer Daniel J. Glasl hatte der Schlierseer schon das Buch mit historischen Fotografien „Das Schlierachtal“ produziert. „Das war erfolgreich und hat uns inspiriert weiterzumachen“, sagte Anton Stetter.
Zeitreise durch den Landkreis Miesbach
Vier Jahre lang habe man an dem Buch gebastelt, ergänzte Daniel J. Glasl und habe aufgerufen, historische Fotografien beizusteuern. Insgesamt landeten damit 5000 Bilder im Archiv. Auf 656 Seiten und mit 480 Abbildungen nehmen die beiden Autoren anhand alter Fotografien den Lesenden mit auf eine spannende Zeitreise durch den Landkreis Miesbach.
Dies startet am Münchner Hauptbahnhof, denn schon vor 100 Jahren habe es die Münchner in die Natur des Oberlandes gezogen, begründet Daniel J. Glasl. Über Otterfing, Holzkirchen, Warngau und Valley geht die Reise weiter in den Süden und endet letztlich am Gmunder Bahnhof.
Heimatforscher Anton Stetter und Daniel J. Glasl bei der Buchpräsentation im Landratsamt. Foto: MZ
Mit akribischer und detektivischer Recherchearbeit machten sich die beiden Autoren daran, die historischen Aufnahmen zu interpretieren. „Als Heimatforscher hat man drei Quellen: Zeitzeugen, Zeitungsberichte und Fotos“, meinte Daniel J. Glasl. Im Idealfall stimmten diese drei Quellen überein, aber zeitzeugenberichte seien subjektiv und auch Zeitungsberichte seien nicht immer objektiv. Am sichersten seien noch die Fotos, aber auch diese habe man schon in der Vergangenheit manipuliert.
Als Beispiel zeigte er das Bild von Seite 66/67 von der 1. Gewerbeausstellung im damaligen Bezirk Miesbach am Herdergarten. In der Luft schwebt ein Zeppelin, das sei eine Fotomontage.
Der Elefant in Enterottach. Foto: MZ
Ein Jahr lang habe man einem Foto nachgespürt, das einen Elefanten zeigt. Ganz klein im Hintergrund ist Enterrotach zu lesen. Anhand der Kameras habe er ermitteln können, dass das Foto nach 1920 entstanden sein müsse. Danach habe er alte Zeitungen durchforstet und festgestellt, dass es sich bei diesem Bild um Filmaufnahmen handeln müsse.
Viele weitere Geschichten erzählten die beiden Autoren, etwa von der verschwundenen Neumühle oder von Schloss Wattersdorf, von dem nur noch ein Treppengeländer beim Lebzelter in Miesbach übriggeblieben sei.
Oberlandlerdenkmal in Waakirchen vereint
Der historische Bezirk Miesbach-Tegernsee entstand durch den Zusammenschluss der Landgerichte Miesbach und Tegernsee im Jahr 1862 und umfasste damals 29 Gemeinden. 1939 wurde daraus der Landkreis Miesbach, der heute 17 Kommunen umfasst.
Auf dem Titel des Bandes ist die Einweihung des Oberlandler-Denkmals in Waakirchen im Jahr 1905 zu sehen. 20 000 Menschen waren zu dem Festakt gekommen, an dem auch seine Königliche Hoheit, Prinz Ludwig von Bayern teilnahm. „Wir haben uns gefragt, was vereint uns in der Region“, erklärte Daniel J. Glasl, „über alle Befindlichkeiten hinweg ist es die Sendlinger Mordweihnacht.“
Das Buch „Der historische Bezirk Miesbach-Tegernsee“. Foto: MZ
Für Landrat Olaf von Löwis ist es der schönste Landkreis der Welt. In seinem Vorwort dankt er Daniel J. Glasl und Anton Stetter für ihre akribische Recherchearbeit. Auch Heimatpfleger Beni Eisenburg würdigt in seinem Vorwort die beiden Autoren. Mit alten Bilddokumenten und alten Geschichten schufen sie ein einmaliges Werk, mit dem viel Ortsgeschichtliches am Leben erhalten werde. „Respekt!“ schreibt er.
„Wir setzen uns für den Erhalt unserer Heimat ein“, meint Daniel J. Glasl, „denn ich kann wissen, wohin ich gehe, wenn ich weiß, woher ich komme“. Das Buch möge zum Nachdenken anregen. „Es ist ein zeitloses Werk“, fügt Anton Stetter an, „für uns war es Hobby und Passion, dieses Buch zu produzieren“. Und er habe Lust auch wieder so etwas zu machen. Schließlich endet die historische Zeitreise im Jahr 1946 und auch danach ist im Landkreis Miesbach einiges zu entdecken.