Der neue Oberbayern Krimi „Champagnertod“
Krimiautor Guido Buettgen. Foto: Andreas Huber
Vor zwei Jahren stellte Guido Buettgen seinen ersten Kriminalroman „Champagnerblut“ in der Holzkirchner Bücherecke vor. Jetzt ist sein zweiter Oberbayern Krimi „Champagnertod“ erschienen. Und wiederum punktet der Autor mit stilsicherem Humor und spannender Handlung.
Guido Buettgen ist von Beruf Marketingexperte, leitet eine Münchner Agentur und lebt mit seiner Familie am Starnberger See. Die Welt der Schönen und Reichen ist ihm also nicht fremd und so malt er ein detailliertes Bild von der High Society am Starnberger See.
Emotionalität und Kraft
Als dort nacheinander zwei Frauen ermordet werden, ist Ermittler Mads Madsen gefragt. Mit dem Kriminalrat aus dem Norden Deutschlands ist dem Autor eine Figur gelungen, die unkonventionell agiert, Harley fährt und mit Emotionalität und Kraft die Sympathie des Lesers gewinnt. Ihm zur Seite steht der regionale Polizeikommissar Maximlian von Werdenfels, das komplette Gegenteil von Madsen. Immer wie aus dem Ei gepellt ausschauend, alles genau abwägend, kompensiert er die zuweilen überbordernde Aktivität seines Chefs.
Gegen alle Regeln
Dass dieser überreagiert, kann der Leser gut nachvollziehen, schickt er doch Lissy Berghammer als Lockvogel ins Rennen. Mit der gut aussehenden Immobilienmaklerin hat er noch keine echte Beziehung, hätte sie aber gern. Und so nimmt es nicht wunder, dass er unorthodox gegen alle Regeln verstößt, als Lissy verschwindet.
Die beiden Ermittler, ergänzt durch ein ständig streitendes Polizistengespann, haben es im zweiten Fall mit Interneterotik in dem schönen Portal LakeLove zu tun, mit Doppelleben von untadeligen Frauen und mit einem Täter, der besonders grausam vorgeht. Guido Buettgen schafft es gekonnt, den Leser auf immer wieder falsche Spuren zu locken und so die Spannung bis zum Schluss zu steigern.
Wer ist es? Etwa der Hauptmann der Bundeswehr oder sein Adjutant? War es der Ehemann, der seiner Frau auf die Schliche kam oder der verwöhnte Sohn namens Jan-Hendrik? War es gar einer der Polizisten oder einer der Männer, die auf die Online-Angebote der Frauen einging?
Bill Gates im Reihenmittelhaus
Was dem Buch seinen besonderen Reiz verleiht ist die Sprache. Schon im ersten Krimi hatte der Autor immer wieder witzige Wendungen, Vergleiche oder Metaphern zur Hand, die das Lesevergnügen steigerten. Auch im zweiten bleibt er seinem Markenzeichen treu. Da kann man lesen: „Bevor ich in einer Kantine esse, zieht Bill Gates in eine Reihenmittelhaus.“
Wenn er Kondome mit Hamsterschlafsäcken vergleicht oder das Toleranzlevel eines ultrakonservativen Mannes zwischen Dritten Reich und Mullah-Regime einstuft, dann sind das gelungene Sprachbilder. Am besten aber gefällt mir, wenn Guido Buettgen schreibt: „Auf einer Skala zwischen Null und Trump“ und damit negatives Verhalten einordnet.
Mit Kanonen auf Eulen schießen
Diese Wendungen, die insbesondere Madsen auszeichnen, werden durch die falschen Sprichwörter abgerundet, die Maximilian von Werdenfels immer wieder zum Besten gibt. Nicht nur, dass der Spross eines Aristokraten schwul ist und damit häusliche Schwierigkeiten auslöst, er sagt auch so schöne Sätze wie: „Schieß mal nicht mit Kanonen auf Eulen“ oder „Wo gehobelt wird, da fällt Holz vor die Hütte.“
Guido Buettgen hat mit seinem zweiten Oberbayern Krimi eine ideale Sommerlektüre geschrieben, die man nicht aus der Hand legen kann. Und da das Buch mit einem Cliffhanger endet, darf man sich auf eine weitere Folge freuen.