Der „Schmied von Kochel“ ist aus Weyarn
Fresko am Marienstift in Bad Tölz, links Schmiedbalthes Riesenberger, rechts Johannes Jäger. Foto: Elisabeth Hinterstocker
Vortrag in Gotzing
Was man in der Gemeinde Weyarn schon lange weiß, konnte jetzt durch Belege aus dem Kloster Benediktbeuern bewiesen werden. Der Schmied von Kochel ist eine Legende, der eigentliche Schmied kommt aus Bach Gemeinde Weyarn. Klaus Bichlmeier recherchiert zum Thema schon seit Jahren.
Eng war es im „kleinsten Kino Bayerns“, wie der Münchner Filmemacher das Nebenzimmer der Gotzinger Trommel nannte. Hierher hatte Wirt Hans Triebel eingeladen, damit historisch Interessierte erfuhren, was in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 passierte und was es mit dem Helden der Geschichte, dem Schmied von Kochel, auf sich hat. Bekanntlich stehen Denkmäler zu diesem Schmied Balthes in Kochel, Waakirchen, Bach und Sendling.
Klaus Bichlmeier dreht bei den Gebirgsschützen. Foto: MZ
Vor zehn Jahren drehte Bichlmeier seinen Film über die Geschehnisse am Heiligen Abend 1705, als sich die Bauern aus dem Oberland zusammenschlossen und gegen München marschierten. Sie erhoben sich gegen die Tyrannei der Kaiserlichen Österreicher, die im Land mit Willkür herrschten, plünderten und zwangsrekrutierten. „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben“ war ihr Motto.
Weinhaus Höckh in der Marktstraße. Foto: Elisabeth Hinterstocker
In Bad Tölz wurde der Plan geschmiedet, mehrere Malereien in der Marktstraße erinnern daran. Johannes Jäger aus dem Weinhaus zum Höckh war Münchner Magistrat und hatte die Gewalt über die Schlüssel zu den Stadttoren. Durch Verrat aber scheiterte der Plan und der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
Bauern wurden niedergeschossen
Die Bauern mit ihren Dreschflegeln hatten keine Chance gegen die Umzingelung der Kaiserlichen. Obwohl sie die Waffen niederlegten und um Pardon baten, wurden sie niedergeschossen. Es gab über 1000 Tote und viele Verletzte. Johannes Jäger wurde hingerichtet.
Die Gotzinger Trommel. Foto: MZ
Einer kam aus der Schlacht zurück und brachte die Gotzinger Trommel mit, die heute in Miesbach aufbewahrt wird. Klaus Bichlmaeier fotografierte sie noch für seinen Film, heute aber sei sie unter Verschluss und warte auf ihre Ausstellung in einem Museum, sagte der Filmemacher.
Nachfahre des Helden
Eine Nachbildung aber hatte er bei seinem Vortrag dabei und bat Kaspar Riesenberger aus Fentbach, die Trommel zu schlagen. Bichlmeier ist sich sicher, dass er der Nachfahre des wirklichen Helden der Sendlinger Mordweihnacht ist. Dafür hat er Belege, die er erst jetzt durch die Digitalisierung des Archivs des Kloster Benediktbeuern vorlegen kann. „Ihr seid heute die Zeugen, die ersten, die erfahren, was es mit dem Schmied von Kochel auf sich hat“, meinte Bichlmeier.
Seit 300 Jahren gilt als der Führer des Aufstandes der legendäre Schmied Balthasar Mayr von Kochel. Mit einer Stachelkeule wird er dargestellt und Riesenkräfte habe er gehabt. Aber schon der Historiker August Schäffler habe dies vor über 100 Jahren als Lüge enttarnen können, sagte Bichlmeier.
Balthasar Mayr gab es nicht
Die Beweise dafür aber könne er jetzt vorlegen. In Kochel nämlich habe es nie einen Schmied Balthasar Mayr gegeben, der einzige Schmied zu der Zeit hieß Georg Hainritzi, hatte an der Sendlinger Schlacht nicht teilgenommen und starb 1720. Diese Recherche hat Johanna Goede vom Patentamt der Stadt München durchgeführt.
Das Riesenbergerhaus in Bach. Foto: MZ
Hingegen aber gab es den Schmied Balthasar Riesenberger, der in der Schmiede Holzolling arbeitete, Anna Mayr ehelichte und mit ihr in einem Haus in Bach zwischen Holzolling und Weyarn lebte, das Paar hatte sieben Kinder, das achte Kind Barbara wurde nach seinem Tode am 20.04.1706 geboren. Im Originaldokument des Archivs der Erzdiözese München Freising ist die Hochzeit um 1695 und der Tod Riesenbergers am 25.12.1705 verzeichnet.
Kaspar Riesenberger vor dem Riesenbergerhaus in Bach. Foto: MZ
Ob Kaspar Riesenberger aus Fentbach wirklich der echte Nachfahre des Schmiedes von Bach ist, will dieser heute noch nicht unterschreiben. Er müsse dies noch genauer nachrecherchieren, sagt er, als wir uns am Riesenberger-Haus in Bach treffen. Bei der heutigen Besitzerin, Betreiberin einer Hundepension, ist es in guten Händen. Sie hält das alte Haus in Ehren und renoviert sehr behutsam. Sie führt mich zur Gedenktafel an der hinteren Seite des Gebäudes, wo deutlich nachzulesen ist, dass hier der Schmied von Bach zehn Jahre lang lebte und am Christtag 1705 starb.
Der Text am Riesenbergerhaus. Foto: MZ
Kaspar Riesenberger erzählt mir, dass auch in der Gedenkschrift der Bayerischen Gebirgsschützen nachzulesen sei, dass der Schmied von Kochel urkunden- und aktenmäßig nicht belegt werden kann. Hingegen ist von Balthasar Riesenberger, 1661 in Holzolling als Sohn von Georg und Ursula Riesenberger geboren, und wie sein Vater Schmied, nachgewiesen, dass er am 25.12. 1705 gefallen sei. Darüber hinaus weist er mich auf das Fresko von Bad Tölz hin. Johannes Jäger und ein Schmiedbalthes Riesenberger von Bach sind auf dem Fresko als Führer des ersten großen Volksaufstandes in Bayern dargestellt.
Text am Fresko des Marienstiftes in Bad Tölz. Foto: Elisabeth Hinterstocker