Der Triumph der Spontaneität
Susanne Lorenzer: Ohne Titel. Foto: RS
Ausstellung in Valley
Die Valleyer Malerin Susanne Lorenzer ist nach sechs Jahren wieder an die Öffentlichkeit getreten. Mit überwiegend neuen Bildern, bei denen Spontaneität, Natureindrücke, Stimmungen und Menschen die Hauptrolle spielen.
Susanne Lorenzer ist eine Künstlerin, die eher still und zurückgezogen arbeitet – im ebenso stillen wie beschaulichen Valleyer Mangfalltal – und eher selten mit ihrer Arbeit nach außen tritt und erst dann, wenn sie künstlerisch etwas zu sagen hat. Wie eben gerade jetzt, wo sie im ehemaligen Sudhaus des Valleyer Schlossbräu fast 60 Bilder in Acryl auf Leinwand plus ebenso viele kleine Skizzen ausstellt. Wieder einmal stellt sie ihre malerische Qualität und Erfahrung unter Beweis, die auf einer fundierten Ausbildung beruhen.
Solide künstlerische Ausbildung
Die geborene Stuttgarterin studierte ab 1965 Malerei und Grafik an der Hochschule für bildende Künste in Berlin bei den Professoren Jänisch, Stabenau und Lortz. Bei dem großen österreichischen Maler Oskar Kokoschka absolvierte sie zudem ein Seminar in Malerei. Es folgte eine Tätigkeit als Werbegrafikerin in München und eine Perode als „Objektbauerin“ (wie sie selbst sagt) im keramischen Bereich. Einzel- und Gruppenausstellungen führten sie etwa nach Ascona (Schweiz), Dublin (Irland) und in den süddeutschen Raum.
Susanne Lorenzer: Ohne Titel. Fotos: RS
Zur Malerei, die sie mit Nachdruck betrieb, kam ab 1989 ein weiteres Arbeitsfeld dazu: Susanne Lorenzer ließ sich bei Prof. Deuser zur Kunsttherapeutin ausbilden, ein Beruf, den sie in eigener Praxis ausübte: Seit 2010 wendet sie sich ausschließlich und intensiv der Malerei zu.
Von Spontaneität und Interesse am Menschen geprägt
Die in Valley ausgestellten Arbeiten stammen vorwiegend aus den letzten zwei bis drei Jahren und haben eines gemeinsam: eine verblüffende Spontaneität und bildnerische Freiheit. Da ist nichts geplant oder konstruiert, vielmehr folgt die Künstlerin spontan ihren inneren Impulsen und taucht ein in ihre eigene Bildwelt. „Ich male schneller als ich denke“, bekennt sie „und bin in den Prozess des Malens so involviert, dass ich mir oft nicht bewusst bin dessen, was ich mache“. Erst am nächsten Tag – mit zeitlichem Abstand – könne sie ein Urteil über ihre Arbeit abgeben. Es gehe ihr um den Moment des Tuns, „im Grunde ist es wie Meditation“.
Susanne Lorenzer: Ohne Titel. Foto: RS
„Schon als Kind haben mich Menschen interessiert, ihre Gestalt, aber auch ihre innere Verfasstheit.“ So ist im Schlossbräu auch eine Reihe von kleinformatigen, flüchtigen Skizzen mit Filzstift auf Papier zu sehen, die sie „Ferienzeichnungen“ nennt. Interessiert und konzentriert nimmt sie – etwa im Café, am Strand oder im Wartebereich eines Flughafens – Situationen wahr, in denen Menschen eine Rolle spielen. In Minutenschnelle und mit spontanem, aber sicherem Strich fertigt die Valleyerin dann die Quintessenz dessen, was ihr gerade aufgefallen ist. Und das kann auch schon mal mit leichtem Augenzwinkern ins Karikaturistische gehen. Auch in den Gemälden schimmert oft das Figürliche durch – mal nur angedeutet, mal deutlich sichtbar.
In den Arbeiten in Acryl auf Leinwand gibt Susanne Lorenzer manchmal Natureindrücke und –stimmungen wieder. Nie nur als bloßer Abklatsch, sondern immer mit ihren eigenen künstlerischen Augen gesehen, spontan, flüchtig, vergänglich und mit einer Riesenportion Phantasie und einem Blick nach innen angereichert.
Stimmungsvolle Vernissage mit Musik
Die Malerin hat das Glück, mit ihrem Mann Ralf einen Musiker und Pianisten an ihrer Seite zu haben, der ihr regelmäßig die Vernissagen musikalisch hochwertig umrahmt. So auch diesmal. Zusammen mit dem Valleyer Geigenvirtuosen Christoph Bencic gab er eine Reihe selbst komponierter Stücke zum Besten und veredelte die Eröffnung zu einem interessanten Kunstabend mit etwa 50 Besuchern, die sich sichtlich wohlfühlten – und selbstverständlich die Corona-Regeln beachteten.
Ralf Lorenzer (links) und Christoph Bencic. Foto: RS
Ralf Lorenzer zitierte in seinen kurzen Reflexionen zur Ausstellung Buber, Jaspers und Kant und betonte, dass Bilder nicht da seien, um sie selbst zu sein, vielmehr bräuchten sie die Interaktion mit dem Betrachter.
Zu diesem Gedanken passend, erzählte er von einer Begebenheit, die ihm im Münchner Museum Brandthorst widerfuhr, als er den berühmten großformatigen Zyklus „Die Seeschlacht von Lepanto“ von Cy Twombly betrachtete und ein weiterer Besucher auf Bayrisch bemerkte: „Des sogt ma nix!“ Darauf Lorenzer: „Doch, vielleicht doch!“ – „Ja, wos denn?“ – „Das Bild spricht mit Ihnen!“ Worauf der Entsetzte kurzerhand den Saal verließ mit den Worten: „Pfiad di.“
Zum Weiterlesen: 5. Valleyer Kulturtage: „Anders“