Unterschätzt die Großväter nicht
Klaus Jandrey (vorn) mit Christine Stieglbauer, Hubert Holzner, Franziska Hampel, Dominik Peraus, Andreas Beilhack, Karin Schwarzer, Martin Beilhack (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Warngau
Mit der Inszenierung von „Der verkaufte Großvater“ beweist die Theaterbühne Warngau unter der professionellen Regie von Hubert Holzner wieder einmal ihre Qualität. Im Saal des Gasthofes zur Post erlebt das begeisterte Publikum Seniorenpower erster Güte.
Das Stück aus der Feder des Niederösterreichers Anton Hamik ist bekannt, wurde oft aufgeführt und verfilmt. In der bayerischen Version ist es nun bis Mitte Januar in Warngau zu sehen. Der Kreithofer (Martin Beilhack) hat es nicht einfach. Zum einen ist er verschuldet, zum anderen hat er den Großvater mit seinen schrulligen Eigenheiten und merkwürdigen Bosheiten zu ertragen.
Brausepulver im Potschamperl
Der Magd Zenzi legt er die tote Maus ins Bett, dem Sohn schüttet er Brausepulver ins Potschamperl und dem Schwiegersohn Spiritus in den Salat. Als er gar Zenzis Beichtzettel an die Kirchenmauer klebt, reicht es ihr. Karin Schwarzer kann wundervoll die Augen rollen und wütend sein, sie kündigt.
Der Handel ist perfekt: Hubert Holzner, Christine Stieglbauer, Klaus Jandrey. Foto: Petra Kurbjuhn
So kommt Kreithofer das Angebot des reichen Bauern Haslinger (Hubert Holzner), ihm den Großvater abzukaufen, gerade recht. Den Störenfried ist er los, seine Schulden sind beglichen. Der Großvater nimmt, nachdem er seinen Preis noch ordentlich in die Höhe getrieben hat, schließlich sei ein Großvater ein Luxusartikel, seine Siebensachen und zieht zu den Haslingers um.
Schalk im Gesicht
Jetzt aber läuft er zu Hochform auf und lässt sich von vorn und hinten bedienen. Klaus Jandrey steht der Schalk im Gesicht, wenn er fordert, dass ihm die Hausschuhe angezogen werden und dass er am Rücken gekratzt wird, dass er seinen Wein und seinen Schinken bekommt. Christine Stieglbauer als Haslingerin macht nur ungern gute Miene zum bösen Spiel, wird aber versöhnlich, als ihr Mann seine Beweggründe erklärt.
„Hausschuhe anziehen!“ Hubert Holzner, Klaus Jandrey, Christine Stieglbauer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Der Großvater nämlich soll zwei Häuser besitzen. Dafür sind die 1000 Mark, die der Spitzbub Haslinger an den Kreithofer gezahlt hat, gut angelegt. Aber stimmt das überhaupt? Treibt der viel größere Spitzbub Großvater nicht ein böses Spiel? Natürlich wird der Ausgang der Groteske nicht verraten, aber so viel sei gesagt: Der Großvater ist schlauer als man vermutet.
Franziska Hampel (Ev) und Dominik Peraus (Lois) kriegen sich, Klaus Jandrey (Großvater) freut sich. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit denn Aufzeichnungen des Knechtes Martl (Andreas Beilhack) bekommt er das gesamte Sündenregister von Haslinger in die Hand und nutzt es genüsslich für seine Zwecke. Klaus Jandrey spielt den agilen Großvater voller Seniorenpower, Schlitzohrigkeit und Lebensfreude.
Haderlump Haslinger
Er schafft es, den Haderlump Haslinger gehörig hereinzulegen und bleibt als Sieger zurück. Sieger des Stückes sind auch Lois, der Sohn vom Kreitinger und Ev, die Haslinger-Tochter. Dominik Peraus und Franziska Hampel spielen die beiden Verliebten lebensecht und fröhlich.
Karin Schwarzer als Magd Zenzi. Foto: Petra Kurbjuhn
Immer wieder ist auch Karin Schwarzer als Zenzi im Geschehen und verleiht ihm prallen Humor. Hubert Holzner hat das Stück mit Tempo und Witz inszeniert, die Pointen kommen pfeilgerade, das Publikum biegt sich vor Lachen. Und dennoch, es ist nicht nur ein Schwank, sondern vermittelt auch augenzwinkernd: Unterschätzt die ältere Generation nicht, sie ist noch ordentlich lebendig am Start.
Musiker und Moritatensänger Hans Hinterholzer, Benedikt Holzner, Franziska Hampel, Max Taubenberger und Franz Kapfhammer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Das Bühnenbild (Tom Winter) trägt ebenso zum gelungenen Gesamteindruck bei wie die Moritatensänger (Benedikt Holzner, Max Taubenberger und Franziska Hampel) mit den Musikern Hans Hinterholzer und Franz Kapfhammer. Sie führen mit ihren Moritaten vor den Akten in das Geschehen ein und machen neugierig, wie sich die Verstrickungen lösen werden.
Witzig und hintersinnig
Großer verdienter Applaus für alle Mitwirkenden, die durch ihre schauspielerischen Leistungen überzeugen und für den Regisseur, der eine ebenso witzige wie hintersinnige Aufführung inszeniert hat.