„Die jungen Wilden“ – Das Musikerportal Jampool
Seine Leidenschaft zur Musik hat Mohan Klein auf die Idee für das Musikerportal Jampool gebracht. Foto: Selina Benda
Das Musikerportal Jampool
Sie sind außergewöhnlich, kreativ und innovativ – in der Reihe „Die jungen Wilden“ stellt die KulturVision junge Kunst- und Kulturschaffende sowie Menschen mit tollen Ideen vor, die mit ihren Werken und Persönlichkeiten die Szene aufmischen und einen mit in ihre eigene Welt nehmen. Heute im Porträt: Mohan Klein mit seiner Musikerplattform Jampool.
Wenn uns das Coronajahr eines gelehrt hat, dann, dass wir immer einen Plan B benötigen. Vor allem die Kunst- und Kulturszene haben die Kontaktbeschränkungen und sicherheitsbedingten Veranstaltungsabsagen hart getroffen. Keine Konzerte, keine Bandproben und keine Möglichkeit, zusammen Musik zu machen.
Keine? Nicht ganz, denn über den digitalen Weg war es auch in den harten Zeiten des Lockdowns möglich, gemeinsam Musik zu produzieren. Doch nicht erst die weltweite Pandemie mit all ihren Auswirkungen hat Mohan Klein dazu bewogen, die Internetplattform „jampool.net“ zu gründen. Es war die Leidenschaft zur Musik, die den Tegernseer bereits zwei Jahre zuvor auf die Idee brachte.
Zurück in die Leidenschaft zur Musik
Ein Instrument spielen ist wie Fahrrad fahren, einmal in Fleisch und Blut übergegangen, kann man es eigentlich nicht mehr verlernen. Gott sei Dank, denn sonst wäre die Geschichte von Mohan Klein vielleicht anders verlaufen. Bereits als Jugendlicher spielte der 34-Jährige in Bands Gitarre und jammte sich mit seinen Freunden durch die Nächte. Doch wie das Leben eben sein ganz eigenes Stück spielt, folgte nach dem Abitur und der Ausbildung zum Mediengestalter in einer Münchner Werbeagentur erst einmal ein Knick in der musikalischen Laufbahn. Kein ungewöhnlicher Werdegang, jedoch in diesem speziellen Fall notwendig, um auf diese eine zündende Idee zu kommen. Denn als der tägliche Arbeitstrott Mohan Klein schon fast komplett gefangen genommen hatte, brach die Leidenschaft zur Musik wieder ihren Weg an die Oberfläche bahn.
Auf der Plattform Jampool können sich Musiker ohne Ortsbarriere connecten und zusammen Musik produzieren. Foto: Screenshot
Eine Idee beginnt zu keimen
Gemeinsam mit einem alten Freund setzte er sich wieder an die Gitarre und jammte was die Saiten hergaben. Natürlich gehörten dazu auch Aufnahmen im heimischen, provisorisch eingerichteten Tonstudio im Keller. Professionelle Produktionen kamen dabei zwar nicht heraus, jedoch keimte in dieser Zeit ein immer konkreter werdender Gedanke in Mohan auf. „Ich dachte mir, es muss doch auch von Zuhause aus gehen, professionell Musik aufzunehmen, mit anderen Musikern gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten und vor allem auch andere Musiker zu finden, die ich noch für meine Aufnahmen brauche“, erklärt Klein, der unter anderem auch E-Schlagzeug, Bass und Klavier spielt.
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Denn eine Herausforderung blieb bisher immer: Wie sollte man etwa einen Sänger oder einen Posaunisten finden, der in der Nähe war und Lust hatte, seinen Teil zum Song beizutragen? Eine schier unmögliche Hürde, denn auch die Musikerforen oder Kleinanzeigenseiten im Internet seien „furchtbar und nicht mehr zeitgemäß“, wie er bemängelt. Und selbst wenn ein passender Musiker dort auftauchte, kam immer wieder die Ortsbarriere hinzu. Ein Problem, um das sich Klein endgültig kümmern wollte. Seine zweite Leidenschaft spielte ihm dabei in die Hände: „Schon mit 14 Jahren habe ich gewusst, dass ich Webentwickler werden wollte“, sagt Mohan. Seinen Beruf nun auch mit seinem Hobby verknüpfen zu können, war für den Entstehungsprozess von Jampool natürlich ausschlaggebend.
Auf der Plattform Jampool können sich Musiker ohne Ortsbarriere connecten und zusammen Musik produzieren.
Das Musikerportal Jampool verbindet Musiker weltweit
Ein halbes Jahr später hatte er nämlich eine Onlineplattform programmiert, die einem wahren Musikereldorado gleicht. Einmal registriert, stehen den Nutzern derzeit bis zu 500 verschiedene Gleichgesinnte aus aller Welt, aus sämtlichen Musikgenres und mit den außergewöhnlichsten Musikinstrumenten zur Verfügung. Vom Anfänger bis hin zum Studiomusiker ist alles dabei, von Pakistan über Kolumbien und Berlin bis hin zum Tegernsee sind die Nutzer verstreut und bieten unter anderem auch exotische Tonaufnahmen vom Didgeridoo, über Banjo und Maultrommel bis hin zur indischen Sitar an. Die Musiker stufen ihr Können in den verschiedenen Bereichen selbst ein, geben an, welche Instrumente sie spielen und in welchen Musikgenres sie unterwegs sind.
Hat ein Nutzer bereits ein eigenes Projekt an der Hand, kann er seine Audiodateien hochladen und dieses Stück dann entweder öffentlich oder privat stellen. Ist der Song für alle sichtbar, können sich andere Musiker einfach daran beteiligen, ihren Beitrag dazu wiederum veröffentlichen und der Projektleiter kann diese annehmen oder ablehnen. So entsteht ein gemeinsamer Song von vielen verschiedenen Musikern, der nicht einzigartiger sein könnte. Möchte man gezielt ein Lied mit Kollegen oder Freunden aufnehmen, kann dies auch in einem privaten Bereich geschehen. Dem gemeinsamen Musik Produzieren sind über Jampool wortwörtlich keine Grenzen mehr gesetzt.
Über die Musikersuche ist es noch leichter, Gleichgesinnte auf der ganzen Welt sowie extravagante Sounds zu finden. Foto: Screenshot
Eine neue Mentalität schaffen
Grenzen aufbrechen, alte Denkmuster überarbeiten und eine neue Mentalität schaffen – die Pandemie hat uns gelehrt, was uns die Musik schon lange vorlebt. „Ich glaube, ich habe mit Jampool den Zeitgeist getroffen“, schmunzelt Klein. Er hofft, dass noch mehr Musiker die Vorteile seiner Plattform erkennen und darüber ihre Stücke produzieren – mit Gleichgesinnten aus aller Welt. Er selbst fand wieder zurück in seine Leidenschaft zur Musik und hat mit seiner neuen Band natürlich auch über Jampool ein Album produziert. Seine Traumvorstellung: „Dass über die Plattform ein internationaler Radiohit entsteht.“ Und wenn man sich den bisherigen Weg von Mohan Klein und Jampool so ansieht, kann aus diesem Traum bestimmt Realität werden.