Wunderschönes Familientheater mit reichlich Hexerei
Judith Heimerl und Cathrin Paul. Foto: MZ
Kindertheater in Holzkirchen
Wann ist eine Hexe eine gute Hexe? Diese Frage beantwortet das zauberhafte Theaterstück nach Ottfried Preußlers Klassiker „Die kleine Hexe“, das gestern vom Foolsensemble mit anhaltendem Applaus zur Premiere gefeiert wurde.
„Hoffentlich vergisst meine Mutter ihren Text nicht“, flüstert mir mein Nachbar aufgeregt zu, als es im Saal dunkel wird. Sie vergaß ihn nicht, so viel sei vorweg bemerkt. Keiner der 12 Darsteller, darunter die beiden Kinder Pauline Mager und Anna Hiergeist, spielten ihre Rollen, teils drei Stück pro Person mit Bravour. Und alle miteinander transportierten ihre Spielfreude aufs Publikum, das begeistert mitging.
Allen voran natürlich die liebenswürdige Cathrin Paul als Kleine Hexe, die in ihrer Naivität annimmt, dass sie einfach nur fleißig sein muss, um das große Hexeneinmaleins zu beherrschen und dass sie gute Taten vollbringen muss, um eine gute Hexe zu sein, so dass sie trotz ihres zarten Alters von 127 Jahren zum großen Hexentanz auf dem Blocksberg zugelassen wird. Ihr zur Seite steht der Rabe Abraxas, ganz großartig von Judith Heimerl lispelnd und umherflatternd in seinem Eifer dargestellt.
Besen mit Hupe
Als Gegenspieler ist Anja Erbricht die böse Muhme Rumpelpumpel, die alles daran setzt, um die Aufnahme der Kleinen Hexe in den erlauchten Kreis der angestammten Hexen zu verhindern. Mit vielen kleinen Details hat es Regisseurin Ingrid Huber verstanden, der Geschichte Pfiff und Witz zu verleihen. So kommt Rumpelpumpel mit eienm technisierten hupenden Besen daher und taucht auch immer wieder aus dem Publikum als Oberaufseher mit versteckter Kamera auf.
Korbinian Lang ist als eilfertiger, ein bisschen verwirrter Ladenbesitzer Pfefferkorn und als marktschreierischer Billiger Jakob unterwegs. Große Freude hat das Publikum an den drei armen Waldweiblein (Andrea Baier, Kathrin Suda und Ulrike Jochem, die später, ergänzt durch Monika Wieshammer, als furienartige Hexen brillieren), die unisono ihr Los beklagen und vom herzlosen Förster (Jochen Geipel, der auch als österreichisch parlierender Maroniverkäufer gefällt) drangsaliert werden, den aber verhext die Kleine Hexe zu Liebenswürdigkeit und schon können sich die drei Weiblein an ihrem Los erfreuen.
Duftende Papierblumen
Ein gelungener Regieeinfall ist das Markttreiben mit den Buden, die Kinder im Publikum amüsieren sich köstlich über die lebendigen Gesichter in den gemalten Personen. Ursula Dillig, die später die greislige Moorhexe spielt, freut sich ganz ungemein, als ihre unverkäuflichen Papierblumen per Hexentrick duften und abgehen wie warme Semmeln.
Zum Showdown nach der Pause toben die schrecklich anzusehenden Hexen durch das Publikum, bevor sie sich zu ihrem großen Hexenrat versammeln, bei dem entschieden wird, ob die kleine Hexe nun zur Walpurgisnacht auf dem Blocksberg zugelassen wird. Köstlich, wie sie sich in ihrer Bösartigkeit und Hässlichkeit mit unterschiedlichen Stilmitteln überbieten, Kathrin Suda gar sich in feinem Sächsisch übt.
Ingrid Huber hat das Stück, das schon im alten Foolstheater erfolgreich lief, mit liebevollem Bühnenbild und unterstützt von Christoph Paul als Technikassistenz, mit aufwendigen Kostümen und reichlich Hexerei zu einem wunderschönen Theaterereignis gestaltet. Mein Nachbar ist ganz begeistert und trampelt am Ende mit den Füßen. Diese Begeisterung galt sicher nicht nur der Mama.