Die kleinste Bühne der Welt: HeimSpiel

Hedwig Rost und Jörg Baesecke. Foto: Petra Kurbjuhn

Schlierseer Kulturherbst

„HeimSpiel“ nennen Hedwig Rost und Jörg Baesecke ihr Programm, das sie im Rahmen des Schlierseer Kulturherbstes für Kinder und Erwachsene im Josefstaler Urbanhof präsentierten. Die Kinder lauschten und schauten gebannt, die Erwachsenen schwelgten in Nostalgie.

Genauso verbrachte man früher verregnete Nachmittage, fern von heutiger medialen Zerstreuung. Und genauso kann man auch heute noch Kinder fesseln. Mit schlichten Liedern, Abzählreimen, Rätseln, Zungenbrechern, das was wir früher von den Großeltern lernten und heute weitergeben können.

Als deutsche Sprech- und Fragestunde kündigten die beiden Akteure der Kleinsten Bühne der Welt ihre Vorstellung an, die sie mit minimaler Ausstattung, dafür mit sehr viel Kreativität gestalten. Vergessenes wird wieder belebt und so manche Mama und Oma inspiriert, mit den Kindern alterslose Spiele aus der Schublade hervorzuholen.

HeimSpiel
Papiergebilde aus dem Buch zaubern Hedwig Rost und Jörg Baesecke. Foto: Petra Kurbjuhn

In diversen Schubladen bewahren Hedwig Rost und Jörg Baesecke ganz zauberhafte Papiergebilde auf, mit denen sie ihr Spiel würzen. Sie zaubern sie auch, simsalabim, aus Büchern hervor. Durch vorsichtiges Aufklappen wachsen die Papierillustrationen dreidimensional heraus.

Eine wichtige Rolle im Spiel kommt dem Kuckuck, den Jörg Baesecke per Flöte zu Wort kommen lässt, und dem Esel zu, den beiden Streithähnen, die es jeweils besser als der andere machen wollen. Eine Lösung gibt es am Ende.

Und so wechseln Kleinkinderspiele, wie „Steigt ein Büblein auf den Baum“ ab mit Rätseln für Größere: „Was ist ein Haus voller Essen, aber die Tür ist vergessen?“ Die Antwort wächst weiß aus dem Buch hervor: Natürlich, ein Ei. Die rote Antwort kommt auf die Frage: „Man isst es nicht und trinkt es nicht und doch schmeckt es jedem“, jawohl der Kussmund.

HeimSpiel
Jörg Baesecke hat Papiervöglein auf Drähte gesetzt, während Hedwig Rost geigt. Foto: Petra Kurbjuhn

Hedwig Rost hat ihre Geige mitgebracht und so wird natürlich auch gesungen, das schöne Lied mit den vielen Strophen: „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ oder „Wenn ich ein Vöglein wär“, wozu Jörg Baesecke viele Papiervöglein auf gespannten Drähten absetzt.

Auf der Suche nach schönen deutschen Wörtern ist auch das Publikum eingeladen mitzumachen und sich ins Gästebuch einzutragen. Ohrenschmaus, Pustekuchen oder Schluckspecht haben die beiden Akteure als Bilderrätsel mitgebracht. Und wie man Kindern die Uhr beibringt? Klar, mit dem Vers „Morgen früh um 6 kommt die alte Hex.

Zur Freude des Publikums wird auch mit Tafel und Kreide gezeichnet. Aus zunächst unverständlichen Strichen, die eine Geschichte illustrieren, wird plötzlich ein Storch, eine Katze. Immer wieder fällt den beiden Sprach-, Zeichen- und Musikakrobaten etwas Neues ein. In der Geschichte vom Schlaraffenland schwimmen plötzlich gebratene Fischstäbchen umher und freies WLAN gibt es überall. Große Freude löst die Bemerkung aus, dass es dort auch keine Schule gibt. Und wer arbeitet, fleißig ist und selber denkt, der fliegt raus. Da plötzlich bekommt das Schlaraffenland einen Sprung.

HeimSpiel
Hedwig Rost stimmt die Nationalhymne an. Foto: Petra Kurbjuhn

Und der Schritt zur deutschen Nationalhymne ist nicht mehr weit. Einigkeit heißt es da, und hinten werden farbige Tücher aufgehängt. Zuerst rot und gelb und grün, nein nicht die Jamaika-Farben, dann alle Regenbogenfarben. Und die Lösung von Kuckuck und Esel ist ja schon im alten Lied enthalten: Sie sangen alle beide, denn Einigkeit muss nicht bedeuten, dass man immer einer Meinung ist, man kann auch in Verschiedenheit in Frieden miteinander leben und singen: Kuckuck, iah!

Ein nichtmissionarisches, aber höchst inspirierendes HeimSpiel war das, zum Nachmachen.

Weitere Informationen zur Kleinsten Bühne der Welt finden Sie hier. Das ausführliche Programm „10 Jahre Kulturherbst Schliersee 2017“ entnehmen Sie der Webseite des Veranstalters oder auch dem Veranstaltungskalender von KulturVision.

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