Die längste Nacht
Das Jugendbuch „Die längste Nacht“ von Isabel Abedi. Foto: Fiona Eder
Buchtipp von KulturVision
Durch den Lockdown haben wir alle mehr Zeit. Auch Zeit, um endlich mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen. Dafür eignet sich der Roman „Die längste Nacht“ von Isabel Abedi sehr gut. Vor allem die Landschaftsbeschreibungen sind sehr eindrücklich: man fühlt sich hineinversetzt in einen italienischen, heißen Sommer…
Es ist Corona-Zeit: Statt ins Kino oder Restaurant zu gehen, gibt es Filme auf Netflix und Essen to-go. Auch das Lesen bekommt einen neuen Aufschwung und so durchforste ich mein Bücherregal nach Neuem, Ungelesenem. Gefunden habe ich „Die längste Nacht“ von Isabel Abedi, ein Jugendroman aus dem Jahr 2016 , welcher mich ab der ersten Seite fesselt.
Auf der Reise
In dem Buch geht es um Vita, die mit ihren Freunden Trixie und Danilo nach ihrem Schulabschluss zu einer Reise quer durch Europa aufbricht. Dabei kommt sie in ein kleines italienisches Dorf, Viagello, wo sie einen Jungen namens Luca kennenlernt. Vita, deren große Schwester vor 13 Jahren bei einem Autounfall gestorben ist, entdeckt, dass Viagello und seine Bewohner etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun haben und versucht zusammen mit Luca das Geheimnis zu lüften.
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Isabel Abedi beschreibt die Landschaft, den Ort, und sogar das Wetter sehr ausführlich. Als Leser fühlt man sich, als wäre man selbst anwesend und bekommt eine genaue Vorstellung von der Umgebung und den Menschen. Fast die ganze Geschichte ist aus Vitas Sicht erzählt, nur ab und zu kommt eine unbekannte, mysteriöse Person zu Wort, die die Handlung aus ihrer Perspektive beschreibt. Neugierde entsteht, die Spannung steigert sich: man will herausfinden, wer dort spricht.
Menschen menschlich und ganz nah
In die Hauptperson Vita kann man sich sehr gut hineinfühlen, weil ihre Gedanken und Emotionen sehr anschaulich beschrieben werden. Auch die Liebesgeschichte, die sich langsam zwischen ihr und Luca entwickelt, ist schön zu lesen. Insbesondere durch die kleinen Fehler, Macken oder Ängste der Figuren schafft es die Autorin, sie lebendig wirken zu lassen. Auch jede Nebenfigur wird ausführlich beschrieben und durch ihre jeweiligen besonderen Eigenschaften anschaulicher und greifbarer gemacht. All die unterschiedlichen, fast schon gegensätzlichen Charaktere bilden einen guten Kontrast im gemeinsamen Zusammenspiel.
Spannung bis zum Schluss
Durch verschiedene Anspielungen wird der Leser immer wieder auf die falsche Fährte gelockt, wodurch die Spannung gehalten wird und bis zum Schluss offen ist, wie die Geschichte ausgeht. In den letzten Kapiteln werden die Handlungsstränge zusammengeführt und die offenen Fragen geklärt. Die große Auflösung, die der Leser das ganze Buch erwartet, ist glaubwürdig und trotzdem noch überraschend. Man erfährt außerdem, wer die unbekannte Person ist. Das Buch endet mit einem schönen und leicht traurigen Schluss, über die tragischen Hintergründe der Geschichte kann man noch länger nachdenken.
Insgesamt finde ich das Buch bemerkenswert gelungen, die Spannung bleibt das ganze Buch erhalten und die Auflösung ist zudem besonders einfallsreich und beeindruckend. Am meisten überzeugen mich aber die Figuren im Buch, die äußerst lebendig und alltagsnah sind. Der kleine Ort Viagello ist gut gewählt und die Landschaft wird anschaulich beschrieben. „Die längste Nacht“ ist fesselnd, manchmal traurig, aber die meiste Zeit schön und insgesamt sehr lesenswert!