Die Piccolo-Zauberflöte
Barbara Gollwitzer, Andreas Haas, Philipp Gaiser und Doris S. Langara (v.l.). Foto: FLTB
Opernpremiere in Holzkirchen
Mozarts bekannteste große Oper nur mit vier Protagonisten präsentiert? Andreas Haas vom Freien Landestheater Bayern zeigt, wie das geht. Und lässt auch die immer zu kurz kommende Piccoloflöte ihren großen Auftritt erleben.
„Die Zauberflöte“ ist weltweit eine der am meisten gespielten Opern. Sie benötigt großes Orchester und großes Solistenensemble. Denn es geht um den Prinzen Tamino und die Befreiung von Pamina, Tochter der Königin der Nacht. Vogelfänger Papageno und seine Papagena sowie Sarastro und sein Gefolge und die drei Knaben spielen in der Oper wichtige Rollen. Es geht in der vom Freimaurertum beeinflussten Handlung um wahre Liebe und um Prüfungen, die in groß angelegten Szenen mit vielen Protagonisten zu absolvieren sind.
Große Oper und vier Protagonisten?
Bekannte Arien, wie „Der Vogelfänger bin ich ja“ oder „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ oder „In diesen heilgen Hallen“ oder die Koloraturarie der Königin der Nacht prägen die Musik, die großes Orchester voraussetzt.
Und das alles sollen eine Sängerin, ein Sänger und zwei Musizierende bewältigen? Andreas Haas, der Flötist des FLTB, erzählt in einem Video, wie es dazu kam. Die Idee die Oper in Minimalbesetzung zu inszenieren habe er schon lange gehabt, der Lockdown habe dann die Umsetzung zur Piccolo-Zauberflöte gebracht.
Doris S. Langara und Philipp Gaiser. Foto: Christian Berges
Damit Doris S. Langara und Philipp Gaiser mehrere Rollen verkörpern können, tragen sie zweigeteilte Kostüme und zeigen jeweils die Seite des Kostüms, die gerade am Zug ist. „Was man gerade spielt ist nach vorn gedreht“, erklärt der Sänger, der Tamino ebenso gibt wie Papageno und damit ein Vogelfängerkostüm auf der einen Seite und ein Prinzenkostüm auf der anderen Seite trägt. Doris S. Langara ergänzt, dass Bühnenregeln außer Kraft gesetzt werden, beispielsweise, dass man nicht rückwärtsgehen darf. Muss aber sein, damit die Position nach vorn erhalten bleibe.
Philipp Gaiser und Doris S. Langara. Foto: FLTB
Den instrumentalen Teil der Oper bewältigen Barbara Gollwitzer an der Harfe und Andreas Haas an der Piccoloflöte. Sie hätten anhand des Klavierauszuges überlegt, welche Stellen die Flöte übernehmen könne, erklärt die Harfenistin „und den Rest habe ich bekommen“.
Es sei eine spannende Aufführung, sagt Doris S. Langara, denn sie singe auch die Arie der Königin der Nacht und stifte damit ihre Tochter Pamina zum Mord an und drei Minuten später singe sie dann die Tochter, die den Dolch der Mutter in der Hand hält. Das sei auch vom Singen her spannend, denn Pamina singe völlig anders als die Königin der Nacht.
Barbara Gollwitzer und Andreas Haas. Foto: Christian Berges
Andreas Haas erzählt, dass die praktische Umsetzung mit seinen drei Musikerkollegen ein sehr interaktiver und lebendiger Prozess gewesen sei. „Wir haben alle vier Regie geführt.“ Durch geschickte Reduzierung und den spielfreudigen Einsatz aller vier Protagonisten sei eine stimmige, kurzweilige Wiedergabe von Mozarts Meisterwerk entstanden.
Die Piccoloflöte und Philipp Gaiser. Foto: Christian Berges
Ganz nebenbei kommt noch ein immer zu kurz kommendes Instrument zu Wort. Besuchende lernen Wünsche, Frustrationen und ungeahnte Möglichkeiten der Piccoloflöte kennen. Die Inszenierung wird für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren empfohlen.
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