Wie geht „Die Probenacht“ aus?
Sabine Mlynek und Martin Hirtreiter. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Schliersee
So hatte sich der Purzbichler-Bauer die Nacht mit seiner Cilli nicht vorgestellt. Aber sie hatte auch ihr Gutes. Das Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters spielt unter der Regie von Girgl Floßmann die unterhaltsame Dorfkomödie „Die Probenacht“ von Julius Pohl so lebendig und authentisch wie das Leben eben ist.
Das Schlierseer Bauerntheater bürgt seit 1892 für traditionsreiches erfolgreiches Theater. Mit ihren Inszenierungen will es Einheimischen und Gästen gleichermaßen einen unterhaltsamen Abend bescheren. Auch mit dem aktuellen Stück „Die Probenacht“, das zu Ostern Premiere feierte, gelingt das ganz vorzüglich. Mit viel Witz und Situationskomik, sowie gelungenen Wortspielen überzeugt das Stück.
Sabine Mlynek und Girgl Floßmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Girgl Floßmanns Inszenierung spiegelt trefflich alpenländische Gemütlichkeit ebenso wider wie den typischen bairischen Grant. Den Darstellern gelingt es, mit sehr unterschiedlichen Mittel, ihren Personen Leben einzuhauchen.
Da ist also der in die Jahre gekommene Bauer, der es noch einmal wissen will und seine junge Hauserin Cilli umwirbt. Girgl Floßmann gibt den zwar weißhaarigen, aber ansehnlichen Freier herumscharwenzelnd und gockelhaft, wenn Cilli auftaucht, ansonsten als gestandenes Mannsbild, das durchaus weiß, was es will.
Gestritten was das Zeug hält
Cilli allerdings hat nichts mit dem Bauern im Sinn, sie liebt den jungen Knecht Peter. Sabine Mlynek spielt das „saubere Weiberleit“ glaubhaft und ernsthaft, echt bemüht, die verfahrene Situation in den Griff zu bekommen. Denn sie wagt es nicht, ihre Zuneigung zu Peter zu gestehen, weil sie befürchtet, dann den Hof verlassen zu müssen. Also wird zum Schein gestritten was das Zeug hält.
Bauer verhält sich hochpolitisch
Peter allerdings macht sich Sorgen. Denn „der alte Holzbock“ plant eben schon eine Hochzeit. Martin Hirtreiter nimmt man die Eifersucht und Ungeduld gern ab. Zudem verhält sich der Bauer, wie er sagt, hochpolitisch, heißt, er hält sich sowohl Cilli als auch Peter warm und spielt sie gegeneinander aus.
Nicht die Katze im Sack kaufen
Zu Hilfe kommt die alte Tradition der Probenacht, die Magd Urschl nicht gerade flüssig vorliest. Conny Floßmann kommt als Kohlliesl Tochter herrlich trampelig daher und sorgt immer wieder für Lacher. Cilli hofft, dass der Bauer in der Probenacht begreift, dass er vielleicht doch nach den Sternen greift. Und sie will schließlich nicht die Katze im Sack kaufen.
Sabine Mlynek und Gitti Engelhard. Foto: Petra Kurbjuhn
Allerdings hat Hebamme Müßiggang die entsprechenden Pillen parat, die der Leistung des Bauern förderlich sein sollen. Gitti Engelhard hat damit eine Paraderolle, in der sie wieder einmal ihre fein artikulierte Sprache und ihre köstliche Gestik einsetzen kann. Das sorgt für Szenenapplaus.
Girgl Floßmann, Johannes Wegmann, Schorsch Kaltner und Peter Franz (v.l.) Foto: Petra Kurbjuhn
Als Bauern unterschiedlichen Typus kommen Peter Franz, Schorsch Kaltner und als Wortführer der drei Johannes Wegmann ins Spiel. Sie stacheln noch richtig an und gießen Öl ins Feuer.
Sabine Mlynek, Mirl Weiher-Forsthuber, Rupert Gerold, Conny Floßmann und Georg Attlfellner (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Als dann auch noch Peters Eltern auftauchen, ist die Stimmung am Überkochen. Rupert Gerold, mit Stock bewaffnet, demonstriert klar und deutlich eheliche Machtverhältnisse, während Mirl Weiher-Forsthuber als seine Frau sich unterwürfig duckt. Und zum Höhepunkt des Ganzen wird die Probenacht, als Urschel mit Nachtmütze und Knecht Sepp, den Urgestein Georg Attlfellner spielt, mit Mistgabel auftauchen, weil sie merkwürdige Geräusche hören.
Die Schlierseer Weinbergmusi überbrückt die Pausen. Foto: PetraKurbjuhn
Was sich nun wirklich in der Probenacht im Bett von Cilli abspielt und nicht nur im Bett, das wird natürlich nicht verraten, denn das Schlierseer Bauerntheater hat noch weitere Vorstellungen in petto. Dabei ist auch in den Pausen die Schlierseer Weinbergmusi mit von der Partie.