Die Sprache der Zuversicht
Cover: Die Sprache der Zuversicht. Foto: MZ
Buchtipp von KulturVision
Ulrich Grober gab seinem Buch den Untertitel „Inspirationen und Impulse für eine bessere Welt“. Genau das ist es, was wir jetzt brauchen: Statt Resignation und Zukunftsangst in dieser krisengeschüttelten Zeit tut Zuversicht Not.
Mit zwei Basisweisheiten geht Ulrich Grober in seine Abhandlung hinein: Die Erde ist der schönste Stern am Firmament. Und: Das Leben ist gut. Diese unbeweisbaren Grundannahmen seien die Quellen aller positiven Energien. Denn die Basis für Zuversicht sei ein Grundvertrauen in die Güte der Schöpfung oder des Lebens oder der eigenen Kraft und die Kraft des „Wir“.
Als Metapher für seine Betrachtungen verwendet der Autor immer wieder das Wandern. Und so konstatiert er für die Sprache der Zuversicht, dass sie leicht sein möge, aber auch genau und anschaulich, vielschichtig und nachhaltig.
Staunen und offen sein
Er schöpft aber auch aus der Beobachtung seiner kleinen Enkelin und plädiert dafür, dass wir wieder staunen sollen, offen sein für das Wunder und wie Albert Schweitzer Ehrfurcht vor dem Leben haben. Welche Worte sind dafür geeignet? Vielleicht WOW? Als Ausdruck der Verzauberung, dem der Publizist das OH WEH als Ausdruck der Wehmut entgegensetzt. Wichtig sei, die Balance zwischen beiden zu finden und zu halten.
Ulrich Grober unternimmt in seinem Buch einen Streifzug nicht nur durch die Sprache, sondern auch durch Geschichte, Politik und Philosophie. Er bringt Beispiele für WOW-Momente, wie die der Astronauten, die als erste den blauen Planeten Erde aus dem Weltall sahen. Die Erde als hochkomplexen Körper, fragil und robust gleichermaßen.
Ulrich Grober. Foto: Tilmann Goehler
Ein anderer positiver Begriff ist Nachhaltigkeit, aus dem Forstwesen stammend und heute zur Worthülse verkommen. Der Autor ruft dazu auf, den Begriff zu boostern, aufzufrischen und als Revolution im Dienst des Lebens zu verwenden. Aber auch im Sinne von Halt geben und im Sinne von Generationengerechtigkeit möge der Begriff gesehen werden, denn er heißt ja: „Nur so viel Holz fällen, wie nachwachsen kann.“ Letztlich relativiere Nachhaltigkeit das Eigentumsrecht, dem entsprechende Pflichten im Sinne des Gemeinwohls an die Seite gestellt werden müssen.
Bange machen gilt nicht
Ulrich Grober widmet sich aber auch der Angst, der Furcht und dem schönen Satz „Bange machen gilt nicht.“ Dem Begriff der Apokalypse nimmt er den Schrecken, wenn er nachweist, dass dies Enthüllung oder Offenbarung bedeutet und damit zur Umkehr auffordert.
Der Krisen gibt es genug, ob Klima, Pandemie oder Ukrainekrieg, aber Angst, so schreibt er, sei ein schlechter Ratgeber. Man möge die Gefahren annehmen und als Herausforderungen sehen, sie zu überwinden. Man kämpfe erfolgreich nie gegen, sondern für etwas. Und dabei müsse man das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit entwickeln. Statt sich um etwas ängstigen viel besser sich um etwas sorgen, das sei aktives Handeln.
Eine andere Welt ist möglich
Ein Beispiel für die Sprache der Zuversicht ist sowohl „Eine andere Welt ist möglich“ oft auf Plakaten der Fridays for Future-Aktivisten zu lesen. Auch John Lennon hatte mit seinem Lied „Imagine“ die Sprache der Zuversicht, wenn er schreibt und singt: „Imagine all the people living life in peace.“
Dafür aber braucht es Fantasie. Ulrich Grober findet Beweise dafür bei Novalis und Hölderlin, dessen berühmter Satz „wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ Hoffnung spendet. Ebenso die Hymne an die Freude von Schiller mit „Alle Menschen werden Brüder“.
Leben im Freien
Für den Wandel des Menschen zu einem, der die Sprache der Zuversicht spricht, sei ein einfaches Mittel erprobt, schreibt Ulrich Grober, das Leben im Freien. Natur wahrnehmen, sich verbunden fühlen, ein reiches erfülltes Leben mit einfachen Mitteln leben. Auch für diese Weisheit findet der Autor Vorbilder in der Geschichte, wie Erich Fromm, der Liebe zur Natur und dem Menschen empfahl.
Das einfache Leben mit „Weniger ist mehr“, sowie solche Begriffe wie „teilen“ oder „Habseligkeiten“ führen Zuversicht und Nachhaltigkeit zusammen. Ressourcen zu schonen, Grenzen des Wachstums festzulegen, all diese bekannten Tatsachen lässt Ulrich Grober Revue passieren, indem er den Fokus auf die Sprache legt.
Das gute Leben für alle
Letztlich versucht der Autor die Frage zu beantworten: Was ist „das gute Leben für alle“? Der Philosoph und Theologe Ivan Illich prägte den Begriff „konvivial“ und 2013 erschien das „konvivialistische Manifest“, das für eine neue Kunst des Zusammenlebens plädiert, für Kooperation und Humanität. Dazu gehört auch der Begriff der Empathie, eine menschliche Eigenschaft, die es dringend braucht und die als Basis des guten Lebens für alle dienen kann.
Ulrich Grober schließt sein Buch mit Tools der Zuversicht und plädiert für Werkzeuge, die den Zugang zu immateriellen Ressourcen öffnen. Letztlich aber muss sich dies aber in Handeln äußern. Und das mit Zuversicht.
Zum Weiterlesen: Zeit ist Leben