„Möge die Welt der wilden Bienen bunt bleiben.“

Lydia Starkulla ist Fräulein Brehm. Foto: KULTUR im Oberbräu

Wenn Lydia Starkulla alias Fräulein Brehm auf der Bühne steht und Wissenswertes über Tiere vermittelt, dann tut sie das mit Sachkenntnis, schauspielerischer Kompetenz und vollem Körpereinsatz. Und Kinder und Erwachsene sind gleichermaßen hingerissen, auch wenn das vorgestellte Tier „nur“ ein Insekt ist.

Um die Welt der wilden Bienen (Hymenoptera) ging es am Samstag Nachmittag im Foolstheater. Man stelle sich vor: 19 844 Arten gibt es weltweit und allein in Deutschland sind es noch 561. Lydia Starkulla holte tief Luft, trank einen Schluck Wasser und begann aufzuzählen: Spiralkornbiene, Zweizahnbiene, Langhornbiene, wurde immer schneller und ging gar zur großen Freude der Kinder bei den Hummeln zu den lateinischen Begriffen über. Versprach dann aber im Angesicht der abendlichen Fußballübertragung nur einen klitzekleinen Ausschnitt zu nennen.

Sattes Nahrungsmittelangebot durch Pollenexplosion

Es war vor 110 Millionen Jahren, als durch eine Blütenpollenexplosion der Extraklasse die Urbiene entstand. 20 Millionen Jahre lang gab es ein sattes Nahrungsmittelangebot, so dass diese riesige Artenvielfalt entstehen konnte.

Wildbiene
Genüsslich führt Fräulein Brehm die Pollenexplosion per Wunderkerze vor. Foto: Monika Ziegler

Mit gekonnten Vergleichen sezierte Fräulein Brehm die wilden Bienen. Ihr Chitinpanzer sei wie ein Outdooranorak von Goretex und ihre riesige Zunge sei zwei Drittel so lang wie das Bein. Dieses sei genauso aufgebaut wie das menschliche Bein, auch mit fünf Zehen. Mit ihren Mundwerkzeugen halte sie sich beim Schlafen fest und verrichte sie ihr Tagwerk. Dieses besteht ja bekanntermaßen aus Pollen sammeln.

Macht’s wie die Hummel“

Witzig pantomimisch führte Lydia Starkulla das Sammeln vor, es geht per behaarte Beine, per Hüfte mit gelocktem Haar und per Bauch mit Borsten. Das sei die Hausfrau unter den Bienen oder die Autowaschanlage.
Anhand der Hummel, die ja nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht fliegen kann, es aber tut, weil sie es nicht weiß, gab die Schauspielerin den Kindern eine wichtige Lebensweisheit mit: „Machts wie die Hummel, hört nicht drauf, wenn einer sagt, du bist zu dumm oder zu klein.“

Wildbiene
Alfred Brehm zeigt in seinem Buch über die Tiere auch die wilden Bienen. Foto: Monika Ziegler

Die Diversität der wilden Bienen hat zur Folge, dass jede Art bestimmte Pflanzen bevorzugt. Das sei wie bei den Menschen, meint Lydia Starkulla und fragte gleich mal Lieblingsspeisen im Publikum ab. Neben Nahrung braucht die Wildbiene einen Nistplatz. Auch hier gibt es sehr unterschiedliche Neigungen: morsches Holz, Erde, gar abgelegte Schneckenhäuser. Und wieder gab es einen Rat: „Räumt Euren Garten nicht so ordentlich auf, damit die Bienen Nistplätze finden.“

Wildbiene
Die Wildbiene bei der Paarung, oben der kleine Mann. Foto: Monika Ziegler

Damit es aber zum Nisten kommt, was braucht es da? Jawohl, Männer. Bei den wilden Bienen ist das Leben der kleinen Männer recht kurz, sie sind nur zum Befruchten der Eier da und sterben danach. Aus dem Ei wird die Larve, die mit ordentlich Pollenproviant versorgt werden muss, dann verpupp sie sich und die Biene schlüpft. Inzwischen ist auch die Mutter gestorben und die Jungbiene ist auf sich allein gestellt, weiß aber alles, was zum Leben gehört. „Ein Wunder der Natur“, meint Fräulein Brehm, „wenn’s bei den Menschen auch so wäre, kämen vielleicht mehr Kinder zur Welt, die dann gleich nach der Geburt Abendessen kochen können.“

Kirschen brauchen Wildbienen

Wildbiene

Mit vollem Körpereinsatz Lydia Starkulla. Foto: Monika Ziegler

Den ökologischen Aspekt der wilden Bienen im Vergleich zur Honigbiene stellte Lydia Starkulla an mehreren Beispielen dar, wobei sie Bestäubung mit vollem Körpereinsatz demonstrierte. Zum einen gibt es eine Reihe von Blüten, die Honigbienen nicht bestäuben, da sie schwer zugänglich sind, wie Löwenmaul. Zum anderen fliegen Honigbienen erst ab bestimmter Temperaturen, so dass die frühe Kirschblüte auf die Wildbiene angewiesen ist.

„Die wilden Bienen haben keine Lobby, aber sie machen die Arbeit“, ist festzustellen. Und so gab es einen Aufruf von Fräulein Brehm:
Benutzt keine Düngemittel, pflegt Blumenwiesen, Streuobstwiesen, mäht erst spät den Rasen und erhaltet auch altes Holz und alte Mauern. „Möge die Welt der wilden Bienen bunt bleiben.“

Das Format Fräulein Brehms Tierleben wird von Barbara Geiger konzipiert. Lydia Starkulla ist eine von 12 Fräuleins, die zahlreiche heimische gefährdete Tierarten vorstellen.

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