So schafft man es, Diener zweier Herren zu sein
Diener zweier Herren könnte auch bös ausgehen: Andrea Beier und Cornelius Heuten. Foto: Monika Ziegler
Theater in Holzkirchen
Bühne frei für Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren“ hieß es in der umjubelten Premiere des Holzkirchner Fools-Ensemble unter der bewährten Regie von Lydia Starkulla. Spritzig, witzig und temporeich war das Stück aus dem 18. Jahrhundert inszeniert. Ganz und gar nicht verstaubt.
Schnell hatte Cornelius Heuten als Truffaldino das Publikum auf seiner Seite. Szenenapplaus schon für seinen 1. Auftritt als ständig hungriger, nicht sehr intelligenter Bursche aus dem Volk. Wie soll er es nur schaffen, zu einem veritablen Essen zu kommen? Fast verzweifelt begibt er sich auf die Suche. Da bietet ihm Federigo Rasponi (Andrea Beier) eine Stelle als Diener an.
Wer da so alles ankommt im Gasthaus
Zugreifen, den neuen Herrn im Gasthaus unterbringen und sich an den Wirt heranmachen, ist seine Devise. Ihn spielt Detlef Dauer als stets beflissenen, beobachtenden und kommentierenden Kenner des Geschehens. Schnell wird ihm nämlich klar, wer sich hinter Federigo aus Turin verbirgt.
Detlef Dauer als Wirt und Andrea Beier als Rasponi. Foto: Monika Ziegler
Eine Hochzeit steht an, die im Gasthaus gebührend gefeiert werden soll. Daniel Rasch gibt den Brautvater Pantalone als Schlitzohr und umtriebigen Geschäftsmann, der stets auf seinen Profit aus ist. Da darf seine Tochter Clarice (Judith Heimerl) zunächst freudig auf ihren Gatten in spe zugehen. Christian Selbherr als Silvio ist ein wahrhaftig liebender Heißsporn und Draufgänger. Silvios Vater, Dottore Lombardi, gespielt von Bernd Schmidt, tut besonders klug, trägt sein Latein vor sich her und will mit seinem Wissen alle plattmachen. Luzi Schwarzer ist als Zofe Smeraldina eine selbstbewusste, den Realitäten ins Auge schauende junge Frau, deren Monolog über die Männerwelt beim Publikum gut ankommt.
Hier ist noch eitel Sonnenschein: Bernd Schmidt, Christian Selbherr, Judith Heimerl, Daniel Rasch (v.l). Foto: Monika Ziegler
Als ob diese Konstellation nicht ausreichen würde, steigt zu allem Überfluss auch noch Florindo Aretusi (Jochen Geipel) als Gast bei Brighella, dem Wirt, ab. Auch er braucht schnellstens einen Diener. Wen findet er? Natürlich, den quirligen, immer noch hungrigen Truffaldino. Ungeduldig macht der sich Gedanken über das Warten im Allgemeinen und im Besonderen, nämlich auf das Essen. Unversehens ergreift er die Gelegenheit beim Schopf und nimmt klammheimlich seine 2. Stelle an.
Truffaldino (Cornelius Heuten) heuert beim zweiten Herrn (Jochen Geipel) an. Foto: Monika Ziegler
Irrungen und Wirrungen im Stile der Commedia dell’arte
Ein buntes Verwirrspiel mit Intrigen, Lügen, Beschuldigungen und Verleumdungen bahnt sich an. Witzige Regieeinfälle, wie etwa der „Hahnenkampf der Väter“, das Vor- und Zurückschieben von Personengruppen en bloque oder die Story von den amerikanischen Touristen mit ihren Kaugummis, lassen die Zuschauer lauthals auflachen und applaudieren. Das Bühnenbild von Ingrid Huber und Lydia Starkulla unterstützt die Inszenierung geschickt mit einer Schiebetür am Haus, die eine wichtige Rolle beim Spiel einnimmt. Dazu ein Fenster oben, das der Wirt und andere Protagonisten als Beobachtungsposten nutzen können. Die Kostüme im venezianischen Stil sind eine Leihgabe des Freien Landestheaters Miesbach.
Die Väter Bernd Schmidt und Daniel Rasch im Hahnenkampf. Foto: Monika Ziegler
Bevor sich alles auflöst, muss Christian Selbherr als Silvio noch die vermeintliche Untreue seiner Verlobten (tief verzweifelt: Judith Heimerl) ertragen. Zornig, wütend, leidenschaftlich und eifersüchtig stellt er sich seinem Kontrahenten entgegen. Jochen Geipel spielt den Totgeglaubten ehrlich, ernsthaft, gediegen. Und Andrea Beier, die ihre Hosenrolle perfekt und souverän gestaltet, kann ihre Maskerade schließlich aufgeben.
Truffaldino (Cornelius Heuten) wirbt um die Zofe (Luzi Schwarzer). Foto: Monika Ziegler
Er hat es geschafft, seinen beiden Herren zu dienen, der wunderbare, doppelte Truffaldino und schließlich nicht nur etwas zu essen bekommen. Nein, der Applaus des Publikums schmeckte ihm und dem ganzen Ensemble sichtlich gut.
„Einmalig! Das muss man unbedingt weitersagen“, sagte eine Besucherin am Ende der Vorstellung.
Do 28.06. um 19.30 Uhr, So 01.07. um 18.00 Uhr, Sa 07.07. um 20.00 Uhr, Do 19.07. um 19.30 Uhr, Sa 21.07. um 20.00 Uhr und So 22.07. um 18.00 Uhr