Dietrich Schäfer: Der Erfinder des Tischbildes
Dietrich Schäfer erklärt seine Tischbilder. Foto: Reinhold Schmid
Ausstellung in Holzkirchen
Interessante bildnerische Einblicke gibt Dietrich Schäfer mit seiner Ausstellung „Holzkirchner Bilderbogen“ im Foyer des Holzkirchner Kulturhauses „Kultur im Oberbräu“. Das Besondere daran: seine von ihm so benannten „Tischbilder“.
Für Dietrich Schäfer sind Anregungen überall zu finden, so natürlich auch in seiner Heimat Holzkirchen, wo er sich vor vielen Jahren niedergelassen hat. Das besondere Jubiläum „1111 Jahre Holzkirchen“ hat den Architekten, Zeichner und Maler inspiriert, seine Heimatgemeinde mit Zeichenblock und Stift zu durchwandern, um besondere Orte und Situationen auf Papier zu bannen.
Originelle Sichtweisen
Dies jedoch nicht nur rein abbildend, sondern vielmehr um das Besondere einer Sache zu sehen oder zu ahnen, und um dies individuell bildlich darzustellen oder einen bestimmten Aspekt herauszuarbeiten. So ergeben sich für den experimentierfreudigen Maler und Zeichner originelle Sichtweisen, die auf den ersten Blick fremd erscheinen mögen, aber dennoch real vorhanden sind. Und die er mit Leidenschaft in Aquarell, Gouache und Pastellkreide festhält.
Dachreiter-Quartett. Foto: Reinhold Schmid
In seinen Tischbildern, von denen er zwei („Holzkirchner Mitte“ und „Kirchen im Holz“) in der Holzkirchner Ausstellung präsentiert, durchbricht er die dreidimensionale Sehweise, indem er alle vier Ansichten eines Motivs auf eine Ebene projiziert. Schäfer zeigt sie auf einem Tisch liegend, damit der Betrachter entweder von oben alles auf einmal sehen kann oder durch Herumgehen um das Bild all vier Ansichten im Blick hat.
Ähnlich arbeitet Schäfer beim Bild „Dachreiter-Quartett“, einer speziellen Darstellung der St. Bartholomäus-Kirche in Sufferloh. Um ein Gebäude oder einen Teil eines Gebäudes in der gesamten Ansicht darstellen zu können, wird in der Architektur die Technik der Abwicklung genutzt. Hierbei werden zum Beispiel alle Ansichten hintereinander auf einem Blatt gezeigt. Zusätzlich werden sie bei Schäfer noch farblich verfremdet.
„Suche nach dem heißen Wasser“ (Baustelle Geothermie). Foto: Reinhold Schmid
Als sein inhaltlich wichtigstes und aktuellstes Werk bezeichnet er die „Suche nach dem heißen Wasser“, in dem er das Holzkirchner Geothermie-Großprojekt beleuchtet. Hier ist es natürlich unmöglich, die vielen tausend Meter Bohrtiefe auf ein Bild zu bekommen. Der ideenreiche Maler bedient sich eines raffinierten Kunstgriffs, den man in Anlehnung an den Begriff „Zeitraffer“ als „Meterraffer“ bezeichnen könnte. So schafft er in seiner ganz eigenen Bildsprache ein Holzkirchner Zeitdokument.
„Wanderung von Großhartpenning nach Sufferloh“. Foto: Reinhold Schmid
Mit interessanter Farbgebung verwandelt Dietrich Schäfer Motive in und um die Marktgemeinde wie Thann, Roggersdorf, Kogl, Buch, Hackensee sowie diverse Kirchen und Kapellen in so noch nicht gesehene Darstellungen mit interessanten Verfremdungseffekten – etwa in „Wanderung von Großhartpenning nach Sufferloh“.
„Brechende Fichte“. Foto: Reinhold Schmid
Die Bruchstelle der „Brechenden Fichte“ malt der Architekt im Ruhestand in der für ihn „stärksten Farbe, nämlich Rot“, um die enorme Energie herauszuarbeiten, die dabei frei wird. So hat jedes Bild für sich etwas Besonderes und Spezifisches, was den „Holzkirchner Bilderbogen“ auf jeden Fall sehenswert macht – nicht nur für Holzkirchner.