Digitale Medien

Tretet ein, denn auch hier ist Begegnung…

Tretet ein in den digitalen Raum. Foto: Christine Teufel

Digitale Medien nutzen

Warum wir in Covid-Zeiten ein Umdenken in unserem digitalen Nutzerverhalten einüben sollten. Eine kulturelle Teilhabe zwingt uns, die digitale Welt zu erproben und ihre Chancen zu erkennen und unsere Ängste um unsere Daten auf den Prüfstand zu stellen.

Es gibt so Dinge, über die redet man ungern: Geld zum Beispiel ist so ein Tabuthema, Familien-Probleme, Erbstreitigkeiten, und natürlich die ganzen Themen um körperliche Gebrechen. Und nun kommt neuerdings ein weiteres Tabuthema hinzu: die eigene Unfähigkeit, mit den neuen digitalen Möglichkeiten umgehen zu können. Darüber reden wir ungern; und wenn doch, dann entschuldigen wir uns meist damit, dass wir zu alt für diese Dinge sind und diese digitalen Möglichkeiten ja auch gar nicht brauchen, weil wir ja mit den alten Medien, wie Radio-Sendungen und Fernsehprogrammen auch ganz gut am Kulturleben teilnehmen können.

Digitale Medien
Digitale Begegnung. Foto: Gerd Altmann pixabay

Zudem gibt es den Tenor des moralischen und sicherheitstechnischen Bedenkentragens. Man liest und las, hört und hörte so vieles über die Sicherheitslücken bei den Anbietern, wie WhatsApp, Facebook, Zoom und wie sie alle heißen. Außerdem hat man ja bis dato deren Dienste gar nicht in Betracht ziehen müssen, weil die analogen Kulturangebote so vielfältig waren, dass es keinerlei Notwendigkeit gab, sich in der digitalen Kulturwelt zu tummeln. Andere Gründe – oder Ausflüchte? – kommen hinzu: Man mag den Bildschirm nicht, alles ist zu fummelig und zu klein und es gibt viel zu viel kleine Zeichen, die man nicht versteht und gleich gar nicht bedienen kann. Kurz: Die digitalen Geräte und Anwendungen sind nicht wirklich nutzerfreundlich, wenn man sich nicht von kleinauf, mit kleinen, jungen und flinken Fingern, darin einüben konnte; oder wenn man noch Zehn-Finger-Tasten-Schreiben lernte und … überhaupt, ganze Sätze zu formulieren gelernt hat. Ganz zu schweigen von dieser unverständlichen Icon (Kleinbildchen)-Sprache.

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Sich in dieser coolen hochtechnischen neuen Welt zurechtzufinden, bedeutet, eine neue Sprach bzw. Kommunikationsform zu lernen, und das ist schwer. Also ist es leichter, sich zu sagen, dass man dafür zu alt ist und diese digitalen Räume nicht braucht.

ABER: Nun sind wir pandemiebedingt in ein monatelanges Social-Distancing gezwungen worden. Sich immer nur am Telefon zu treffen, reicht vielen auf Dauer nicht, und der Hunger, sich zu sehen wird immer größer. Vom Hauthunger, sich umarmen zu dürfen, oder sich die Hand zu reichen, wollen wir schon gar nicht mehr träumen. Als Ersatz bliebe aber doch die Möglichkeit, sich mit mehreren im Video-Chat zu verabreden – ganze Familientreffen weltweit wären so möglich, könnte sich die Oma mit 83 Jahren auch mit ihrem IPad einwählen oder der Opa, sich mit seinem IPhone zuschalten.

Digitale Medien
Digitale Teilhabe von Oma und Opa. Foto: Gerd Altmann pixabay

Wo gibt es Hilfe, dass diese Beteiligung möglich wäre? Der erste Schritt wäre, dass sich Oma und Opa dazu aufraffen, sich mit diesen schwierigen Techniken zu befassen. Hilfreich wäre natürlich, wenn sie dabei für das erste „Video-Treffen“ jemand an ihrer Seite hätten, der sie hier durchlotst. Das geht eigentlich ganz einfach, wenn einer aus der Familie oder dem Freundeskreis der Oma oder dem Opa einen Zoom-Link schickt und sich mit dem Telefonhörer am Ohr die Mühe macht, gemeinsam mit ihnen zu schauen, wie sie diesen Link öffnen können und … oh.. Wunder, sich dann auch im Gegenüber am Bildschirm sehen könnten. Oder noch einfacher – direkt bei der Oma, dem Opa sitzen und mit ihnen am Rechner zusammen die einzelnen Funktionen durchgehen. Zugegeben ist das unter Covid-Bedingungen eine nicht so gute Variante des Einlernens.

Neue Menschen kennenlernen

Sich diese Übungszeit nicht zu nehmen oder zu gewähren, ist meines Erachtens ein Faktor, warum noch immer so wenig ältere Menschen die Möglichkeit der digitalen Medien nutzen. Dem kann Abhilfe geschaffen werden, wenn man den Mut aufbringt, sich der eigenen „Unfähigkeit“ zu stellen, die Scham darüber abzulegen, dass man diese Technik einfach nicht versteht und sie auch nicht gelernt hat, und sich zu sagen: Macht doch nichts – ich bin alt genug, sagen zu dürfen, dass ich das zwar nicht kann, dass ich aber neugierig und mutig genug bin, mich hier zum digitalen „Affen“ zu machen, um… ja um was?

Um mich zum Beispiel mit meinen Freunden weltweit im Zoom-Raum zu treffen; um mit meinem Kulturverein wieder in Kontakt zu kommen und mir dessen digitale Angebote anzuschauen; um live dabei zu sein und nicht nur immer passiv zu konsumieren. Und um die Möglichkeit zu nutzen, neue und wildfremde Menschen kennenzulernen, denen ich außerhalb des Video-Raumes niemals begegnet wäre.

Digitale Medien für Angebote nutzen

Deshalb sind alle Digital-Kultur-Formate-Anbieter sehr gut beraten, ihre Angebote um eine Möglichkeit zu ergänzen, die potenzielle Kunden, die diese Formen der Technik nicht kennen, dabei zu helfen, ihre Ängste zu überwinden und neue Partizipationsmöglichkeiten für eine nicht-digitale Generation zu schaffen und virtuelle Treffen mit anderen zu ermöglichen. Das sind in meinen Augen zentrale Kulturaufgaben. Es ist so, als würde man für Menschen mit Handicap Teilhabemöglichkeiten im analogen Raum schaffen. Denn tatsächlich haben wir es hier mit einer anderen Form der Ausgrenzung zu tun, für die in der digitalen Community bislang kein Bewusstsein herrscht – zumindest finde ich sehr wenig Angebote, bei denen Anbieter sich der älteren Menschen annehmen, um sie durch die Wirrnisse von Zoom & Co zu lotsen. Doch ist dies einmal geschafft, tun sich riesige Welten auf!

So dann – frisch voran, ihr Nichtdigital-Nutzer – traut euch, darüber zu sprechen. Fragt eure Enkel, eure Kinder, eure jüngeren Nachbarn, ob sie euch behilflich sind, oder meldet euch bei mir, Christine Teufel – ich nehm‘ mir gerne jeden Montag von 10 bis 11 Uhr (bis Ende Februar derzeit möglich) die Zeit, Neulinge in die Digitalen Räume zu weisen und bitte hierfür um eine Spende für die Son Maciá Foundation e.V.

Terminvereinbarung unter christine@christophquarch.de, Tel. +49 661 9525954, www.christophquarch.de

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