Sternstunde des Journalismus in Zeiten der Corona-Krise
Digitaler Journalismus. Foto: acatech/D. Ausserhofer
Digitaler Journalismus bei acatech
Im März hatte acatech zu einer Veranstaltung „Digitaler Journalismus“ eingeladen. Jetzt offerierte die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften das Thema als Audiointerviews online. Dabei werden Bezüge zur aktuellen Situation hergestellt. Wie verändert die Krise die Informationsgewinnung? Und wie trägt Journalismus zur Meinungsbildung bei?
Marc-Denis Weitze ist bei acatech Leiter des Themenschwerpunkts Technikkommunikation und hat mit acatech am Dienstag eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, in der aktuelle und kontroverse Technikthemen behandelt werden. Zudem hat er die Wissenschaftstage Tegernsee gegründet, die heuer zum 19. Male im November stattfinden sollen.
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Sein erster Gesprächspartner zum Thema „Digitaler Journalismus in Zeiten der Corona-Krise“ ist acatech Vizepräsident Reinhard F. Hüttl. Im Kontext von Korona komme dem Wissenschaftsjournalismus eine besondere Relevanz zu, sagte der Leiter des GeoForschungsZentrums Potsdam. Es sei eine besondere Herausforderung, die wissenschaftlichen Erkenntnisse bestmöglich zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Reputationsgewinn für Wissenschaftler
Nachdem sich indes die Rahmenbedingungen hin zu social media geändert hätten, brauche man ganz besonders ein qualitätsvolles und dialogisches Miteinander in der Gesellschaft, wobei der Journalismus in die Gesellschaft wirken aber auch das Feedback aufnehmen müsse.
Hüttl warb dafür, dass man bei Wissenschaftlern Motivation schaffen müsse, noch mehr nach außen zu wirken und dass es ein Reputationsgewinn sei, nicht nur in Fachzeitschriften zu publizieren. Man sehe das jetzt bei Virologen, die mit fundierten Aussagen an die Öffentlichkeit treten.
Reinhard F. Hüttl, acatech Vizepräsident und GeoForschungsZentrum Potsdam. Foto: acatech/D. Ausserhofer
Er wies aber darauf hin, dass es noch zu wenig interdisziplinäre Herangehensweisen gebe, auch um zu lernen, was man anders machen könne. Wichtig sei, dass Wissenschaftler nur beraten, nicht aber entscheiden können, dies obliege, eingebettet in den Journalismus, der Politik.
Der Vizepräsident betonte, dass es auf einen qualitätsbasierten Journalismus ankomme und man sich nicht auf Blogs verlassen dürfe, in denen es zu Meinungsführerschaft und Selbstbestätigung der Argumente komme.
Bedarf an Wissenschaft sehr hoch
Eine Sternstunde des seriösen Wissenschaftsjournalismus sie die derzeitige Situation, sagte der Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger. Der Bedarf an Wissenschaft in einer Zeit der unsichtbaren Gefahr des Coronavirus sei sehr hoch. Bei Verbreitung, Diagnose, Therapie und gesellschaftlicher Entwicklung infolge des Virus sei man von Fremdwissen abhängig.
Zudem komme es durch die Einschränkung der persönlichen Grundrechte zu kritischen Diskursen, in denen es um Mitmenschlichkeit und Solidarität gehe. Der Journalismus habe seiner Ansicht nach an Reputation und Glaubwürdigkeit gewonnen, sagte der Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und des Weizenbaum-Instituts.
Für ihn haben die social media Kanäle eine wichtige Rolle im privaten Bereich, hier könnten die Menschen durch Kontakte Fürsorge füreinander zeigen.
Digitaler Journalismus bekommt Entwicklungsschub
Langfristig sieht der Kommunikationsexperte für den digitalen Journalismus durch die derzeitige Krise einen Entwicklungsschub. Man lerne viel, wie Daten aufbereitet werden, wie man mit Unsicherheiten umgehe, auch wie man entschleunige und diskutiere.
Marc-Denis Weitze, Leiter des Themenschwerpunkts Technikkommunikation bei acatech. Foto: acatech
Die momentane Zeit zeige, dass Wissenschaft und Journalismus Verbündete sind, meinte die Leiterin der Deutschen Journalistenschule, Henriette Löwisch. Beide seien sie der Wahrhaftigkeit verpflichtet und bei beiden gebe es auch Prüfung vor der Veröffentlichung. „Sie ticken ähnlich“, sagte Löwisch „aber sie sind auch Antagonisten.“ Denn im Journalismus gehe es auch um Begleitung der Politik und der Gesellschaft.
Mehr Naturwissenschaftler in Journalismus
Sie wies auch darauf hin, dass der Journalist im Dilemma von Zeitdruck und Korrektheit, sowie von Vereinfachung und Komplexität stehe. Dabei hätten die angehenden Journalisten Vorteile, die einen naturwissenschaftlichen Hintergrund besitzen. Sie plädierte dafür, dass mehr Naturwissenschaftler in den Journalismus wechseln. Die anderen müssten lernen, differenziert an die Fragen heranzugehen bis sie die Zusammenhänge verstanden haben.
Digitaler Journalismus nimmt zu
Digitaler Journalismus werde definitiv an Bedeutung zunehmen. Bei den social media unterschied die Journalistin zwischen Chance und negativen Aspekten, wie Fake News und Verschwörungstheorien.