„Ich bin kein Witzeerzähler“

Django Asül. Foto: Manfred Huber, mediaPool

Django Asül über Politik, Kabarett und Eulen in Athen

In Holzkirchen ist er ein gern gesehener Gast: Regelmäßig schaut er mit satirischem Blick am Jahresende auf die Geschehnisse in Bayern und der Welt zurück. Doch auch mit seinen Kabarettprogrammen tritt Django Asül häufig in der Marktgemeinde auf. Wie zum Beispiel am kommenden Sonntag, den 29. September: Da gastiert der Niederbayer mit seinem aktuellen Programm „Am Ende vorn“ im Kultur im Oberbräu. Eine gute Gelegenheit, mit Django Asül über sein Programm und die Rolle von Kabarett in unserer Gesellschaft zu sprechen.

Politische Dimensionen

Kulturvision:
Django Asül, sind Sie ein politischer Mensch?

Django Asül:
Ich würde sagen, ich bin der klassische Beobachter. Und meine Beobachtungen stelle ich mit einem ausgeprägt satirischen Blick an. Ich schaue danach, wer sich wieder einmal blöd anstellt. Aber, und das ist wichtig, ich reagiere darauf nicht wertend. Satire kommt dann ins Spiel, wenn jemand in der Politik etwas macht oder vorhat und der Grund dafür ein anderer ist als der, den er vorgibt.

Kulturvision:
Wenn wir uns die jüngsten Wahlergebnisse anschauen, dann könnte man aber der Meinung sein, dass wir alle politisch sein sollten, oder?

Django Asül:
Dass wir alle politisch sein sollten, sage ich nie. Ich schreibe den Menschen nicht vor, was sie sein sollen, das wäre Vermessenheit. Außerdem ist das ja wie Eulen nach Athen tragen: Mein Publikum ist ein sehr interessiertes. Jemand, der auf dem Holzweg ist, würde ohnehin keine Karte für’s Kabarett kaufen, damit er dort korrigiert wird. Andererseits: Jedes Thema hat auch eine politische Dimension. Und sich zu informieren hat noch niemandem geschadet.

100 Minuten gute Unterhaltung

Kulturvision:
Wie nah dürfen sich denn der Kabarettist und der Politiker sein?

Django Asül:
Ich habe mit unserem Ministerpräsidenten schon viele lustige Erlebnisse gehabt und werde auch noch weitere haben. Und wenn der in den sozialen Medien zeigt, dass er heute einen Leberkäs isst, dann kann man dem auch ein Like geben, das ist jedem freigestellt. Ich überlege eher, wie kann ich das verwerten? Ich weiß auch, dass manche Kollegen Demos zu einem bestimmten Thema veranstalten und andere eine Gegendemo dazu, mit beiden komme ich gut aus. Ich sitze lieber in Hengersberg am Stammtisch und schau mir das aus der Distanz an, da ist es gemütlicher.

Kulturvision:
Was ist aus Ihrer Sicht die Rolle des Kabaretts in unserer Gesellschaft?

Django Asül:
Mein oberster Auftrag ist die Unterhaltung. Und der Satiriker sollte das dann mit Substanz füllen. Die eine spezielle Aufgabe oder Rolle gibt es nicht, sonst hätten ja die, die das dann nicht machen, Berufsverbot. Es gibt eine unglaubliche Bandbreite in der Branche. Letzten Endes sollen die Menschen 100 Minuten gut unterhalten werden.

Kabarett und Gemeinschaft

Kulturvision:
Hat sich Kabarett in den knapp 30 Jahren, die Sie auf der Bühne stehen, verändert?

Django Asül:
Als ich 1995 anfing, ging es gerade damit los, dass das Kabarett ins Fernsehen kam. Dadurch stieg das Interesse für ein breites Publikum, dass man sich die Kabarettisten auch live anschaute. Später waren die Leute saturiert und man ging dann kein Risiko mehr ein: Man schaute sich die an, die man kannte. Ich bin kein Witzeerzähler, daher war mein Publikum immer schon an Geschichten interessiert. Und die kriegen sie. In meinem aktuellen Programm zum Beispiel beschäftige ich mich mit dem Dialog der Generationen. Auf der einen Seite sind da die Boomer, denen gern von mancher Seite vorgeworfen wird, den Wohlstand geschaffen zu haben, auf der anderen Seite die Gen Z, die denen sagen ‚Ihr habt uns ins Verderben geführt‘. Worauf dann der Jugend von mancher Seite schnell pauschal vorgeworfen wird, eine gewisse Allergie gegen Arbeit und Leistung zu haben.

Kulturvision:
Was erwartet die Zuschauer denn in Ihrem aktuellen Programm „Am Ende vorn“?

Django Asül:
Ich will einen Gemeinschaftsabend gestalten, denn Frontenbildungen gibt es schon genug.
Mit dem Publikum agiere ich dabei auf Augenhöhe. Ich frage mich in dem Programm unter anderem, wie wir ein Miteinander gestalten können, wenn die Rahmenbedingungen immer schwieriger werden. Zum Beispiel, wenn die Leute täglich 18 Stunden lang ins Handy starren. Das beginnt bei mir zunächst scheinbar recht pädagogisch, eskaliert dann aber ganz schnell. Das Programm ist hochaktuell, lässt aber die Tagespolitik links liegen. Eines bestätigen mir die Zuschauer hinterher oft: So vogelwild und lustig ging es bei mir noch nie zu.

Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr im Festsaal im Kultur im Oberbräu. Karten gibt es online und an der Abendkasse (27 Euro, ermäßigt 24 Euro, Kinder und Jugendliche 12 Euro; 2 Euro Aufschlag bei Kauf an der Abendkasse).

Zum Weiterlesen: Vorhang auf für die neue Saison

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf