Gesellschaftlicher Auftrag
Jubiläum in Weyarn
Es war die persönliche Erfahrung, erzählt Sebastian Snela, Vorsitzender der Stiftung Domicilium e.V., dass Meditation ein Gewinn für den Alltag ist. Seine Eltern, die Psychologin Helena und der Theologe und Lektor beim Köselverlag und späterer Zenmeister Bogdan Snela, hatten sich entschlossen, eine sogenannte erweiterte Familie zu gründen. Sie nahmen zu ihren leiblichen Kindern drei Pflegekinder auf. Einfach sei das nicht gewesen, meint Sebastian Snela, denn die Kinder seien aus sozial benachteiligten Elternhäusern gekommen.
Kraft gab ihnen bei ihrem sozialen Engagement immer wieder die Meditation,die sie insbesondere mit Pater Lassalle übten, der als Wegbereiter der Zusammenführung von christlicher Mystik und buddhistischem Zen gilt. Helena und Bogdan Snela eröffneten im Jahr 1986 in Weyarn das Haus Domicilium, in dem sie ihre Erfahrungen auf dem Übungsweg weiter geben wollten. Hier fanden regelmäßig Zen-Sesshins statt. Gleichzeitig diente das Haus als Treffpunkt des Projektes der erweiterten Familien. Das soziale Engagement der Snelas beschränkte sich nicht nur auf Bayern, sie riefen auch ein Hilfsprojekt in Indien mit dem Namen „Little flower“ ins Leben.
In Würde sterben können
Eine Neuausrichtung brachte im Jahr 1999 ein Teilnehmer der Meditationskurse. Schwer erkrankt, wünschte er sich, im Haus Domicilium zu sterben, spirituell begleitet von Helena und Bogdan Snela. Sie errichteten ein Gartenhaus für ihn und nach seinem Tod entstand die Idee, ein Hospiz zu gründen. „Meine Eltern wollten auch diese Erfahrung weitergeben“, erzählt Sebastian Snela, die Erfahrung, wie Spiritualität Leben und Sterben begleiten kann. „Sie wollten ein Haus bauen, wo Menschen in Würde sterben können.“
Ihr Wunsch wurde durch eine großzügige Spende von Gertraud Gruber aus Rottach-Egern Realität, schon im Jahr 2000 wurde die Hospizgemeinschaft gegründet und das Haus eröffnet. Hier leben Angestellte und ehrenamtliche Helfer gemeinsam mit den Gästen und bilden mit den Angehörigen eine Einheit.
Palliativ-spirituelle Fortbildung
Die Arbeit des Hospizes wird maßgeblich unterstützt durch eine palliativ-spirituelle Fortbildung, der Rektor der gleichnamigen Akademie ist der renommierte Theologe Prof. Michael von Brück. Jährlich findet ein ganztägiges Symposium zu unterschiedlichen Themen von Krankheit, Sterben und Tod statt.
„Es ist uns wichtig, diese Themen zu enttabuisieren und sehen das als gesellschaftlichen Auftrag“, betont Sebastian Snela. Und so wird das Domicilium auch in Zukunft dafür stehen, eine Heimat für Menschen zu sein. Zum einen für Menschen am Ende des Lebens, die in der Hospizgemeinschaft würdevoll und individuell begleitet werden und zum anderen für Menschen, die spirituelles Wachstum suchen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Übungswege sind im Angebot, in denen kompetente Kursleiter die Teilnehmer fundiert begleiten.
Nach der Auflösung von Schloss Altenburg – Haus der Stille wechselten eine Reihe von Kursleitern mit ihren Angeboten ins Domicilium. Zudem gibt es offene und regelmäßige Meditationstermine und einmal monatlich einen meditativen Gottesdienst mit dem evangelischen Pfarrer Klauß Stüwe.