Domicilium Weyarn ist neuer Kulturpartner
Das Labyrinth im Garten des Domicilium Weyarn. Foto: Sebastian Snela
Neuer Kulturpartner
Wenn das Leben zu schnell, der Druck zu groß wird oder ein Schicksalsschlag plötzlich alles verändert – immer wieder suchen Menschen bei solchen Ereignissen nach Ruhe, neuen Perspektiven und dem eigenen Sinn. Ein Ort, an den sie sich für diese Prozesse zurückziehen können, ist das Domicilium in Weyarn. Der KulturVision e.V. freut sich, das Meditationshaus nun als neuen Kulturpartner begrüßen zu dürfen.
Domicilium als Ort der Ruhe
Ein stummes Nicken, ein verständnisvoller Blick, ein wissendes Lächeln – begegnet man auf dem Gelände des Domiciliums in Weyarn anderen Menschen, herrscht neben einer einvernehmlichen Ruhe vor allem eins: ein Gemeinschaftsgefühl. Denn wer hierherkommt, möchte nicht nur den traumhaften Ausblick von der Terrasse auf die schier unendlichen Weiten des Mangfalltals werfen. Alle Gäste eint hier der Drang nach Ruhe, um die leise Stimme im Inneren endlich wieder wahrnehmen zu können.
Das Domicilium Weyarn mit seinem atemberaubenden Blick auf das Mangfalltal. Foto: Tom Thaler
Meditation als Kraftquelle
Achtsamkeit, Meditation und Yoga – was mittlerweile ein Lifestyle geworden ist, war in den frühen 80er Jahren noch völlig neu und sorgte zunächst für hochgezogene Augenbrauen im tiefen Bayern. Denn als Helena und Bogdan Snela das 500 Jahre alte Leitenkistleranwesen 1986 am Weyarner Berg kauften und Stück für Stück umbauten und renovierten, konnten nur wenige Menschen etwas mit ihrer größten Leidenschaft und Vision anfangen. „Meine Eltern haben die Meditation als große Kraftquelle entdeckt und wollten dies an andere Menschen gerne weitergeben“, erzählt Sebastian Snela, der älteste Sohn der beiden. Er führt heute mit seiner Mutter gemeinsam das Domicilium weiter, nachdem Bogdan Snela im Januar 2021 mit 84 Jahren verstarb.
Bogdan und Helena Snela gründeten das Meditationshaus in den 80er Jahren. Foto: Sebastian Snela
Der Weg zum Inneren
Der Theologe mit polnischen Wurzeln war durch seine Begegnung mit dem deutsch-japanischen Zen-Meister Hugo Makibi Enomiya-Lassalle so tief bewegt, dass er sich bei verschiedenen Meistern der Zen-Lehre widmete. Auch heute noch ist diese der Dreh- und Angelpunkt im Domicilium in Weyarn. Der 1986 ebenfalls gegründete Verein Stiftung Domicilium sowie externe Gastgruppen veranstaltet im Meditationshaus bis zu 200 Kurse und Fortbildungen im Jahr, an welchen teilweise bis zu 3000 Interessierte teilnehmen. 35 Kursleiter bieten von klassischen Meditationen, über Achtsamkeitsübungen bis hin zu Yogakursen eine Bandbreite von Möglichkeiten an, um den Menschen den Weg zu ihrem Inneren zu zeigen, sie dabei zu begleiten und zu unterstützen.
In Ruhe meditieren und zu sich finden – das ist im Domicilium möglich. Foto: Tom Thaler
Der kulturelle Auftrag
„Wir sehen es auch als kulturellen Auftrag an, den Menschen Raum für Reflexion zu schaffen und die Möglichkeit zu geben, ihre Perspektiven zu verändern“, erklärt Sebastian Snela. Viele Gäste würden ins Domicilium kommen, wenn sie eine Lebenskrise haben. „Die innere Arbeit kann an dieser Stelle genauso inspirierend wirken wie die Kultur“, sagt der Leiter. Denn was die Meditierenden beim Schweigen in ihrem Unterbewusstsein entdecken und dabei über sich selbst erfahren, ist oft Wegweiser für kleine und große Veränderungen in ihrem Leben.
Lesetipp: Zum Tode von Bogdan Snela
Der aus Tokyo stammende Theologe und Zen-Meister Migaku Sato Rôshi etwa, lehrt seit 2004 im Domicilium die Praktik des Zazen-Sesshin – der „Suche nach dem wahren Selbst“. Eine über mehrere Tage gehende intensive Zen-Meditationsübung im konsequenten Schweigen. Die klar geregelten Sitzperioden werden dabei lediglich von Geh-Meditationen und persönlichen Gesprächen mit dem Zen-Meister oder Arbeiten in Haus und Garten unterbrochen. „Diese uneigennützige Mithilfe gehört zur Tradition in Meditationshäusern, so wie wir auch eines sind“, erklärt Sebastian Snela.
Helena und ihr Sohn Sebastian Snela leiten nach Bogdans Tod gemeinsam das Domicilium. Foto: Birgit Schatz
Die Verbindung von Spiritualität und Medizin
Die Gäste im Domicilium reisen teilweise sogar aus den USA und Israel nach Weyarn, um das besondere Gemeinschaftsgefühl dort zu erfahren. „Sie eint die spirituelle Suche, unabhängig von religiösen Vorstellungen“, erklärt Snela. Aber auch die Verbindung von Spiritualität und Medizin ist ein großer Baustein im Angebot des Domiciliums. Die Palliativ- und Hospizarbeit gehört seit mittlerweile 22 Jahren zum festen Bestandteil und ist mit ihrem multiprofessionellen Ansatz auch Teil des Fortbildungsprogramms in der Akademie. „Die Menschen neigen dazu, das Sterben zu verdrängen – doch das ist das Sicherste im Leben. Wir lehren in der Akademie den bewussten Umgang mit der Endlichkeit.“ Auch die Fortbildungen als Meditationsanleiter oder Trauerbegleitung finden großen Zulauf im Seminarhaus.
Fortbildungen und Seminare sind großer Bestandteil der Akademie. Foto: Philipp Schumacher
Die Suche nach dem Sinn
Ein Ort der Ruhe und Begegnung, um die tiefe Sinnsuche zu erleben und dabei Inspiration zu finden – das Domicilium in Weyarn ist genau das. Auch nach 36 Jahren und vielleicht sogar mehr denn je, bietet der Grundgedanke der Familie Snela eine Kraftquelle für so viele Suchende, die sich an diesem besonderen Ort im Mangfalltal in einer verständnisvollen Gemeinschaft zusammenfinden, um den existentiellen Fragen des Lebens nachzugehen. Ein Kulturpartner, den der KulturVision e.V. nur allzu gerne nun in seinen Reihen begrüßen darf.