Glanz im Doppelkonzert in Sonnenhausen
Duo Karasol. Foto: Gut Sonnenhausen
Doppelkonzert auf Gut Sonnenhausen bei Glonn
Weltpremiere! Jazzgesang und Gitarrenklang. Und das im kleinen Rahmen in einem ganz besonderen Ambiente, einem Landgut mit wunderbarem Konzertsaal nach einem exquisiten Essen. Was will man mehr? Vielleicht noch eine musikalische Rundreise durch Europa, Orient und Okzident?
Kaum zu glauben, aber dies alles wurde einem bestens gelaunten Publikum beim Sommerkonzert „Voice and Guitar Night“ auf Gut Sonnenhausen geboten.
Potpourri der Vielseitigkeit
„Der Wind hat mir alles erzählt“ sang, säuselte und seufzte die deutsch-französische Sängerin Cécile Verny gleich zu Beginn und packte ihre Zuhörer vom ersten Moment mit ihrer beeindruckenden Stimme und ließ sie nicht mehr los. Extrem wandlungsfähig, mit großer Modulation und Variantenreichtum gestaltete sie gemeinsam mit dem wunderbaren Johannes Maikranz an der Gitarre zum ersten Mal ihr neues Programm deutscher Hits.
Leise und sehr gefühlvoll erinnerte sie an Hildegard Knef. Gar nicht rauchig, sondern zart und berührend hauchte sie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, jazzig interpretiert und kongenial begleitet von Johannes Maikranz.
Dann stellt sie die Frage: „Was ist ein Schlager?“
Man nehme „Du, du, du, lass mein kleines Herz in Ruh“ und in Cécile Vernys Interpretation klingt das alles andere als altbacken oder spießig. Neckisch und verjazzt kommt der gute deutsche Schlager daher. Auch vor Trude Herr, der Sängerin mit der Reibeisenstimme aus den 60er Jahren, macht die umwerfende Interpretin nicht Halt. „Morgens bin ich immer müde“ heißt es so schön. Wer könnte das nicht verstehen?
Nicht nur der große Elvis Presley liebte das schwäbische Volkslied „Muss ich denn…“, auch Cécile verzaubert mit der ihr eigenen Gestaltungskraft das Lied zu einem einschmeichelnden, klagenden und hoffnungsfrohen Liebeslied, wenn sie „ich bleib dir treu“ hinhaucht.
Was man aus Operettenmusik so alles machen kann: Franz Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ im Stil von Shirley Bassey etwa. Das ist Jazz vom Feinsten. Famos.
Nun hören wir „Guten Abend, gut Nacht“, obwohl es noch nicht Nacht ist. Großer Beifall. Pause.
Klang-Mosaik der Vielfalt
Szenenwechsel: Auftritt von Karolina Trybala, der Polin aus Dresden im sonnengelben Sommerkleid, mondän, im Stil der goldenen Zwanziger Jahre. Da pulsiert das Leben, eine imponierende Mischung von Melodien und Rhythmen aus aller Herren Länder wird verwoben mit den kunstvollen Arrangements von Silvio Schneider an der Gitarre.
„Von Sonnenhausen will ich in die Wüste. Sie klingt heute polnisch“, erklärt die Sängerin, bevor sie eintaucht in orientalische Klänge gewürzt mit einem Schuss Ironie und Augenzwinkern. Unter Afrikas Sonne wird mit großer Trommelbegleitung geschnalzt, gezupft, geklopft, gegurgelt und lautmalerisch das herrlichste Urlaubsgefühl heraufbeschworen.
Schon zurück erwartet uns Claudio Monteverdi auf polnisch. Eine jahrhundertealte Weise virtuos und gefühlvoll interpretiert von einer großen Stimme. Nun dreht das Duo Karasol richtig auf. Andalusien – Sonne, Glanz, Kastagnetten, Leichtigkeit und Fieber ziehen die Zuhörer in ihren Bann. Einige wiegen sich sanft und verträumt im Rhythmus.
Aber keine Pause. Schnell geht es weiter. Mit einem persischen Volkslied vom Wolf und dem Schäfchen verabschieden sich die beiden Musiker mit Unterstützung des Publikums: na,na,na,na und entlassen entspannte Besucher in die oberbayerische Nacht.