Drei Tage auf dem Waldviertler Kulturpfad Teil 2
Burg Rapottenstein. Foto: www.burg-rapottenstein.at
Der Reportage zweiter Teil
Fortsetzung: Nach eineinhalb Tagen und etwa 50 Kilometern Wandern erreichen wir Sprögnitz. Und staunen. Zwar sind die Waldviertler Dörfer zumeist recht gepflegt, hier aber schaut wirtschaftlicher Erfolg um jede Ecke. Das war nicht immer so.
Vor dreißig Jahren dümpelte das Dorf vor sich hin, junge Leute zogen weg, von der Landwirtschaft allein konnte fast niemand leben. Und dann kam Johannes Gutmann mit der Idee, die Landwirtschaft auf biologischen Anbau von Kräutern umzustellen. Sozusagen in der Garage fing er 1988 an, heute leben 250 Biobauern der Region vom Unternehmen „Sonnentor“, auch in Deutschland mit seinen Tees und Gewürzen bekannt und beliebt.
Einladung zum Fußbad. Foto: Petra Kurbjuhn
Wir haben eigens unsere Route über Sprögnitz gewählt, zum einen, weil wir dem Hohen Stein und der Aubergwarte, zwei höheren Erhebungen, ausweichen und abkürzen, zum anderen, weil wir das neue Lokal „Leibspeise“ von Gutmann testen wollten. Uns empfangen als erstes auf der Terrasse Handtücher und Metallwannen, sowie die Aufforderung, sich Wasser zu holen und die Füße beim Essen im Nass zu kühlen. Wir verzichten aus Angst vor Blasen, finden aber die Idee sehr witzig.
Das Essen und der Service sind ausgezeichnet und frohgemut wandern wir weiter nach Westen. Als Petra telefonisch im Biohof Stanzl auch ein Zimmer für die kommende Nacht festmacht, steigert sich noch unsere gute Laune. Über Großgöttfritz und Frankenreith stapfen wir nach wie vor bergauf bergab durch wunderschöne Landschaft.
Hundertwassermuseumin Roiten. Foto: www.dorfmuseum-roiten.at
Unser nächstes Kultur-Highlight erwartet uns in Roiten im Kamptal. Das Hundertwassermuseum. Friedensreich Hundertwasser hatte die Hahnmühle bei Roiten gekauft und lebte und wirkte dort. Als ein Dorfmuseum im ehemaligen Kühlhaus eingerichtet wurde, entwarf er die Fassade. Heute kann man dort am Wochenende neben bäuerlichen Exponaten auch Werke des Künstlers in einer Dauerausstellung bestaunen. Leider sind wir an einem Dienstag da und müssen uns mit dem Umfeld begnügen.
Weiter geht es im Kamptal, aber schon bald wieder bergauf und bergab bis wir nach etwa sieben Stunden strammen Gehens in Ritterkamp ankommen und freudig lesen: 1 km bis Rapottenstein. Unser Biohof aber soll vor dem Ort liegen. Wir fragen einen Bauern, der gerade mit seinem Traktor kommt und er eröffnet uns, dass der Stanzlhof auf der anderen Ortsseite liegt, drei bis vier Kilometer entfernt, aber zuerst sehr steil den Berg hinauf. Ob er uns auf der Schaufel seines Laders „führen“ soll, fragt er, denn wir schauen verstört.
Nein, das schaffen wir. Endlose Kilometer bergauf. Die Burg Rapottenstein taucht links von uns auf, kann uns aber heute nicht mehr begeistern. Auch wenn sie eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen Österreichs ist, steht uns nicht der Sinn nach Besichtigung. Der Ort zieht sich. Endlich Grünbach und Stanzlhof. Die nette Frau Stanzl eröffnet uns, dass sie eigentlich heute frei hat und morgen 21 Übernachtungsgäste erwartet, aber „wohin hätt ich euch denn schicken sollen?“
Man sollte nich vom Weg abgehen. Foto: Petra Kurbjuhn
Wir beschließen den Abend im Gasthof mit einem Riesenschnitzel, von dem wir uns die Hälfte für den nächsten Tag einpacken lassen, und einem grünen Veltliner. Schlafen wie tot.
Am nächsten Morgen entscheiden wir, den Rest der Tour verträglicher zu gestalten, 15 Kilometer bis Schloss Rosenau, dann Bus nach Zwettl. Durch eine besonders schöne Landschaft streben wir strikt nach Norden, kommen an netten kleinen Dörfern vorbei und erreichen nach etwa zwei Stunden Hörweix. Die sagenumwobene Teufelskirche verfehlen wir, stoßen aber aber auf viele andere Auftürmungen von Granitsteinen, für die das Waldviertel berühmt ist.
Unsere Scheu, den Hochberg, die höchste Erhebung auf dem Waldviertler Kulturpfad, zu besteigen, müssen wir bitter bezahlen. Wir verlassen den Kulturpfad und gehen und gehen und kommen aus dem Wald und vor uns liegt Rapottenstein. Wir sind im Kreis gegangen. Nach weiteren eineinhalb Stunden Wanderung durch ein romantisches Flusstal erreichen wir Etzen, sechs Kilometer von Rapattenstein entfernt.
Schloss Rosenau. Foto: Petra Kurbjuhn
Und vor uns eine Bushaltestelle. Wir geben auf. Ein sehr netter Busfahrer befördert uns ohne Ticket, da Schulbus, nach Zwettl. Wir geben es zu, wir fahren mit dem Auto nach Schloss Rosenau. Neben mehreren gastronomischen Einrichtungen, auch einem Hotel mit Übernachtung, gibt es hier das Österreichische Freimaurermuseum zu besichtigen. Es heißt, dass sogar Mozart hier zu Gast in der Loge von Graf Schallenberg war.
Am Ende unserer Tour besichtigen wir noch den Hundertwasserbrunnen in Zwettl, um mit einem kulturellen Highlight abzuschließen.
Der Hundertwasserbrunnen in Zwettl. Foto: www.waldviertel.at
Fazit: Wir haben drei erlebnisreiche wunderschöne Tage auf dem Waldviertler Kulturpfad verbracht. Man sollte ihn nicht in drei Tagen bewältigen wollen, sondern sich Zeit nehmen. Und vorher Übernachtungen festmachen.